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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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rasselnde Stimme ein jeder fürchtet, alldieweil die Alte noch rüstig genug, sich um alle Belange des Haushalts zu sorgen, die Fußböden des weitläufigen Hauses zu wischen, alle Mahlzeiten zu bereiten und sämtliche Socken zu stopfen.
    Madame Rajani plapperte in einem fort, derweil ich nur mit halbem Ohre lauschte, da meine Augen sich versenkt in die Betrachtung ihrer langen, grazilen Finger, die auf ihren Schenkeln ruhten, und ich mir Gedanken macht, wie ich sie in die meinen Hände nehmen könnt, um sie zu küssen und mit meiner Liebe zu übergießen, da in trauter Zweisamkeit wir uns in diesem schmalen Kämmerchen befanden, der Gatte von dannen, die Dienerin gegangen und der Junge in seinem Zimmer im oberen Stockwerk eingesperrt ward, denn fürwahr, das Bettzeug der antipatischen Alten konnte uns wohl dienen, wenn wir unsere Küsse küssten und uns dem Liebesakte hingäben, ich ihre Knospen leckte, ihre Spalten und diese ihre Zunge, die mir derweil eine Litanei ihrer alten Sorgen und Nöte vorbetete.
    «Hören Sie zu?», fragte mich die arabische Frau mit einem Male.
    «Gewiss», erwiderte ich.
    Und so fuhr sie fort und erzählte, alles wäre wunderbar und zum besten bestellt um die Belange des Anwesens, hätte nicht während des letzten Jahres eine schreckliche Krankheit ihren einzigen Sohn Salach befallen, ein sensibler Junge, der leicht weine,einer, der gerne im Angesicht des Meeres sitze und den Wellen seine Geschichten erzähle.
    Da ich die unbotmäßige Nähe förmlich zu riechen vermochte, welche sie für den Jungen empfand, und dass sie nichts mehr als sein Wohlergehen wünschte und darob an nichts sparte, fragte ich, welcher Natur diese Krankheit sei.
    «Den Jungen verlangt es nach dem Tod», erwiderte sie.
    Diese Auskunft erschien mir abwegig und befremdlich, da es nun mal die Natur der Kinder ist, das Leben zu lieben, sich Spiel und Vergnügungen im Übermaß hinzugeben und niemals zu grübeln über das freudlose Ende, welches das Schicksal für einen jeden Menschen bereithält.
    Sie schwieg eine Weile, sagte dann: «Seine Krankheit kommt und geht, zuweilen befällt der Todestrieb des nachts ihn aus von Albträumen heimgesuchtem Schlaf, zuweilen, da zur Mittagsstunde er umhergeht, weshalb, auf Geheiß seines Vaters, er auf dem Gut zu bleiben hat, um nicht Schmach und Schande über unsere Familie zu bringen. Am Morgen jenes Tages, an dem wir Sie trafen, begann er vor Fieber zu glühen und in seiner Umnachtung wirr zu reden, von einem sonderbaren Krieg, von Unglück und Zerstörung, sodass ich, dem Verbot meines Gatten, des Jungen Vaters zum Trotz, ihn alsbald zu einem bekannten Doktor nach Jaffa brachte, der uns mit einem Brei aus Hirse und Chinin versah. Als wir uns anschickten, die Klinik des Doktors zu verlassen, war Salach zutiefst niedergedrückter Stimmung, verzweifelt, ja sann über sein Ende. Doch in jenem Augenblick, da er der Ihren Gestalt gewahrte, sagte er mir: ‹Dieser Mann wird mir Heilung bringen›.»
    Überrascht sagte ich: «Und was gibt ihm Anlass zu dieser Vermutung?»
    «Das weiß ich nicht zu sagen», erwiderte sie, «doch da Salachmit der Gabe der Prophetie gesegnet, tue ich, wie er mich heißt.»
    Ich sagte: «Und wie werde ich ihm Heilung verschaffen?»
    «Dieses erst werden wir wissen, wenn er einige Zeit in Ihrer Gesellschaft verbracht», sagte sie und verstummte. Alsdann richtete sie ihren scharfen, grünäugigen Blick auf mich, öffnete ihre Lippen zu einem kleinen, verführerischen Lächeln, beugte sich langsam vor zu mir und fragte: «Konvergiert Ihnen dies?»
    Ich sagte: «Ich werde kommen, ihm ein Freund und Bruder zu sein, werde in allem, was ich vermag, helfen, Ihren Sohn Salach zu erretten.» Und legte bei diesen Worten meine Finger auf ihren Schenkel.
    Sie nahm sie nicht fort.
    Die schlurfenden Schritte der griesgrämigen Dienerin erklangen von draußen. Noch ehe ein weiteres Wort gesprochen, nahm ich meinen Hut und verließ das Kämmerchen und das Landgut.

2. Oktober 1895, Neve Shalom
    Salim und Salam sind heute erschienen, nachdem sie im Meer gebadet und sonnenverbrannter und schwärzer noch als für gewöhnlich von dort zurückgekehrt, um mich nach meinem Eindruck von dem Landgut und der jungen Frau zu befragen, die ich dort am gestrigen Tage getroffen. Es war noch Sand an ihren bronzenen Körpern, und der Duft des Meeres stieg von ihren imposanten Brustkörben auf. Ich aber habe weder über das eine noch das andere ein Wort ihnen gesagt, zu dem Zwecke, sie

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