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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Grund», erwiderte ich.
    Ihren schwarzen Schleier richtete sie und verließ den Raum.

    Meine Feinde sind Intriganten voller List und Tücke, doch ich muss schneller und klüger sein als sie, muss immer einen Schritt voraus ihnen sein, muss überraschen sie und ihre selbstsichere Sorglosigkeit durch einen eigenen, unerwarteten Zug erschüttern, weshalb eine List ich ersonnen, Mutter zu einem vollen Geständnis zu verleiten, denn wenn meine Nähe sie wünscht, war um dann sollte ich nicht kaltblütig in ihre Arme fallen, einschmeichelnd, aber schweigsam mich geben und sie sich in das Netz ihrer Lügen verfangen lassen?
    Ihr Antlitz erstrahlte, als ihr Zimmer ich betrat, ebenjenes Schlafgemach, in dem durch Schlitze und Falten ich sie ausgespäht, doch nun stand ich selbst auf dieser Bühne, wie einer der Hauptdarsteller in einem Drama aus Sturm und Grausen, und ich sagte: «Mutter, vergib mir die vielen Tage, in denen ich mich direntfremdet, der Verlust meines Vaters hat aufgewühlt und erschüttert mich, aber nun möchte ich zurück unter deine Fittiche», worauf Mutter von Mitleid und Erbarmen erfüllt ward und viele Tränen ihr Gesicht nässten, sie mich umarmte wie eine Mutter ihren Sohn, doch ich fühlte ihre Krallen zwischen meinen Rippen und atmete tief, um nicht zu erbrechen, ehe ein unverfängliches Gespräch ich begann, herauszufinden, wie ihre Tage sie verbracht und was sie getan, da allein in ihrem Zimmer sie gesessen, und Mutter sagte, sie sinne über ihr sonderbares Schicksal und sei erfüllt von Selbstmitleid, doch mehr als alles andere sei besorgt und bang sie ob meiner Zukunft und meines Lebens, denn was sie solle tun ohne einen Mann, ohne einen Gatten, da so viele Augen nach dem Gute gierten, es mit dem Absatz des Mannes zu zertreten und das Besitzrecht darüber sich zu erschleichen, und ich sagte: «Vielleicht solltest du den Fremdling heiraten, der zum Aufseher unseres Gutes geworden», worauf sie erschrocken lachte und sagte: «Welch sonderbare Einfälle dir in den Sinn kommen», um alsgleich zu dem Waschbottich zu eilen und dort energisch die Hände sich zu waschen, und ich sagte: «Mutter», da wandte sie mir ihr verstörtes Antlitz zu und fragte: «Was ist dir?», und ich sagte: «Du weißt, dass meine Liebe auf ewig dir gehört, du solltest weder etwas vor mir verheimlichen noch verbergen, denn wir beide sind nun allein auf diesem Anwesen, es zu führen nach unserem Gutdünken», und sie sagte: «Dies weiß ich, und schon bald wirst du zu einem jungen Mann heranwachsen und das Gut übernehmen, um es auf den Pfaden der Klugheit zu führen, gebe Gott, dass wir stark gegen die Steppenwölfe sein mögen, die nach der Beute lechzen», und tauchte die Aufschläge ihrer Ärmel in das Wasser, das einschnitt wie Eis und ihre Hände von der Kälte sich röten ließ.

17. Januar 1896, Neve Shalom
    Heute hatte meinen ersten heftigen, stürmischen Streit ich mit der Araberin.
    Mit strahlender Miene, frohem Herzen und großem Lächeln traf bei dem Gutshause ich ein – und fand verdrossen und misslaunig sie vor, ihr dickes Haar aufgeplustert, ihre grünen Augen flackernd unter buschigen Brauen, ihre ganze Erscheinung antipatische Hässlichkeit kündend.
    «Einen vorzüglich guten Morgen dir», sagte ich gewinnend.
    Als Antwort erhielt ein Murren ich.
    «Danke», sagte ich, «vielen Dank.»
    Sie bedachte mit kaltem und zürnenden Blick mich.
    Dies ist seit unendlichen Zeiten das Schicksal, das dem Manne mit dem Weib bestimmt. Anfangs zeigt lachende Augen sie ihm und verführt mit ihren hübschen Brüsten ihn. Doch von der Stund an, da er sein Schicksal mit dem ihren verknüpft, fällt von ihrem Antlitz die Maske der Schönheit, und es zeigt sich ihr wahres Gesicht, das der Störrischkeit des Esels, der Dummheit der Ziege und der Verdrießlichkeit des Ziegenbocks. Ein jeder Mann, der eine Frau geehelicht oder eine Geliebte sich genommen oder im Bett einer Frau gelegen, die keine Hure, ist gewisslich schon einmal diesem Grauen verbreitenden Ausdruck der Augen begegnet, diesem säuerlichen Verziehen der Lippen, dem provozierenden Kräuseln der Nase, all diesen enervierenden und molestierenden Feinheiten, die vereinen sich zu einem einzigen gloriosen Bilde, das ich hier und allein für mich als die
Tuches
Visage bezeichnen möcht.
    Und dies war fürwahr der Ausdruck, den heut die Araberin zur Schau trug, weshalb ich, ohne überflüssige Präliminarien ihrvorzutragen, mit grimmigem Schweigen zu den Pachtbauern

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