Das Haus der Rajanis
mich begab, diese zu kujonieren.
Doch die
Tuches
Visage folgte mir und sagte: «Der Junge.»
Ich sagte: «Ich habe die Muße nicht noch die Zeit, mir auch nur ein weiteres Wort über den Jungen anzuhören.»
Sie sagte: «Der Junge.»
Ich beschied sie: «Zügle dein Mundwerk!»
Darauf eilte die Araberin, mir den Weg zu versperren, und flüsterte giftig: «Ein böser Mann bist du, verkommen und lüstern, mögest dein Grab du an diesem Orte finden.»
Ich verhielt meine Schritte und sagte, «Schon bei unserer ersten Begegnung sagte ich dir, dass eine solche Behandlung vonseiten der Frauen ich gewohnt.»
Ihre Augen schlugen Funken, und sie sagte: «Von dem Tage an, da du setztest deinen Fuß auf mein Land, hast einen Eid du geschworen, dem Jungen Heilung und Genesung zu verschaffen.»
Ich sagte: «Ich versprach nichts dergleichen.»
Da hob die Stimme sie und schrie: «In der Tat, nicht Heilung verschafftest du dem Jungen, sondern Krankheit, ein Gebrechen des Herzens und der Seele.»
Um sie nicht gänzlicher Hysterie anheimfallen zu lassen, legte schwere Hände ich auf ihre Schultern, blickte tief in ihre Augen und flüsterte mit Gleichmut ausgießender Stimme: «Afifa, schönäugige Afifa, bitte beruhige dich.»
Dann führte zurück zum Haus ich sie und sagte: «Ich bin ganz Ohr. Erzähle alles mir, vom Anfang bis zum Ende, und ich werde tun, was ich kann, dir und deinem Sohn zu helfen.»
Sie schluckte und stimmte an eine Litanei, der keine Ordnung und keine Logik beschieden war, doch nach und nach meinte die Ursache ihres großen Ärgers ich zu verstehen. Offenbar war am gestrigen Abend es zum Streit gekommen zwischenihr und Salach, hatte der Junge sich ungehörig betragen und sie ihn mit Strafen belegt, worauf mit den Füßen er gestampft und sie ihn am Ohr gezogen, bis zuletzt er unflätige Worte voller Andeutungen ihr entgegengeschleudert, vor allem, dass eine verderbte Frau sie sei, eine Hure.
Ich fragte: «So hat er gesagt?»
«Ebendiese Worte», sagte sie. «Eine Hure und verderbte Frau.»
«Wer hat solche Worte ihn gelehrt?», fragte ich.
«Ich weiß nicht, welcher Art Worte Amina in sein Ohr gießt.»
«Mit einer intriganten Dienerin wie dieser», sagte ich, «wärst besser du beraten, sie zu entlassen.»
«Ein verderbtes Weib, eine Hure, und diese Worte hat viele Male er wiederholt», sagte sie.
Um ihr zu raten, sagte ich: «Vergiss die ganze Begebenheit und werde wieder ruhig und zuvorkommend, wie du es immer gewesen.»
Sie sagte: «Jacques», und in ihrer Stimme schwangen die Saiten von Bekümmernis und Vorhaltung in einer Melodie. «Du verstehst rein gar nichts. Ich fürchte, der Junge hat bei unserem Laster uns ertappt.»
Ich sagte: «Dies ist ein Ding der Unmöglichkeit. Der Junge ist die meiste Zeit des Tages in seinem Zimmer eingeschlossen, sitzt über seine Bücher gebeugt. Zudem haben größte Vorsicht wir walten lassen. Nicht einmal die Dienerin weiß etwas von unseren Freuden.»
«Die Laube hat viele Löcher», sagte sie.
«Niemandem würde es in den Sinn kommen, bei Nacht dorthin zu gehen», erklärte ich ihr.
«Warum dann hat mit solchen Schmähungen er mich belegt?», fragte sie.
Ich sagte: «In ganz Asien rufen Kinder ihre Eltern Zuhälterund Huren. Das ist die Eigenheit der neuen Generation, die ungehörig sich ihren Eltern gegenüber aufführt, und die Eigenheit dieses Kontinentes, dem es an Manieren und Umgangsformen ermangelt.»
«Mein Herz, das Herz einer Mutter, verheißt Schlimmes», sagte sie.
Ich sagte: «Der Junge spricht aus den Kapriolen seines Herzens, in denen weder Erklärung noch Gestalt ist, und jeder, der sich müht, eine Bedeutung oder einen Fingerzeig darin zu finden, vergeudet seine Zeit.»
Sie machte Anstalten, ganz allmählich sich zu beruhigen, bis einer neuen Sache sie sich entsann, aufsprang und sagte: «Ein Mann mit mächtigem schwarzem Bart – weißt du, wer das sein könnte?»
«Nein», erwiderte ich.
«Bevor Salach mich verwünscht und beschimpft», sagte sie, «prophezeite er mir von den Bildern und Visionen, die in seiner Phantasie er sieht, an erster Stelle die eines Mannes in eleganter Garderobe mit schwerem, schwarzem Barte, eine Art Prophet, der die Juden geleitet in unser Land, noch zu Lebzeiten uns zu beerben. Wortgewandt ist er, dieser Bärtige, geht bei Fürsten und Königen ein und aus, bei ihnen für ein Königreich der Juden zu werben.»
«Das ist ein Ei, das noch nicht gelegt», sagte ich.
Sie sagte: «Salach sieht ihn
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