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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Salam zum Geschenk, auf dass einen hübschen Teppich aus seinem Fell sie gerben. Gleichwohl aber verlangten sie ihren Prozent, und ich zahlte.
    Andere Neuigkeiten lauten, dass die Gnädige Frau, entgegen ihren Hoffnungen, noch nichts empfangen außer ihrer Menstruation. Doch auch dies sind fürwahr gute Neuigkeiten, da nun sie sich mir für wenigstens einen weiteren Monat wird hingeben.

    Mutter möchte in meiner kleinen Kammer im oberen Stockwerk mich aufsuchen, doch ich verschließe die Tür vor ihr, denn ihre Augen sind unrein, der Geruch eines fremden Mannes tropft und rinnt zwischen ihren Schenkeln hervor, und der Mief von geronnenem Blut der schwarzen Binden steigt mir in die Nase, wieder und wieder klopft sie an meine Tür, und eine überspannte, hysterische Note schleicht in ihre Stimme sich, alsbald wird Amina sie zu mir schicken, um mich zu bewegen, etwas zu essen, oder mich zu unterhalten, doch ich entziehe mich ihnen und ihrem Tun, lasse stattdessen betören mich von der vertrauten, tröstlichen Weise des grünäugigen Dschinns, die aus der
Biara
mich anweht, denn warum sollte die Verschlagenheit eines Mannes ich noch länger erdulden, der vorgibt, mein Freund zu sein, oder die Lügen einer Mutter, die ihren Ehemann betrogen, oder die Schmähungen der Kinder meines Alters, wenn stattdessen zu einer Laube unter den Blättern der Wasserlilien ich zu gehen vermag, zu einem Ort, an dem Himmel und Wasser einander begegnen und Vögel sich im Fluge verkehren? Ich werde zu dem Dschinn hinabsteigen, seinen Segen zu empfangen, da die Last des Lebens zu schwer mir geworden.
    Doch als die
Biara
ich erreiche, gewahre ich, dass ein großes Unglück über sie gekommen, dass der Wohnsitz des guten Dschinns zerstört, denn böse Menschen haben die gute, treue Eselin ersetzt durch einen Feuerapparat, der ein dumpfes, eigensinniges Dröhnen von sich gibt, unter großem Lärm Rinnen dreht und alle Ordnung der Welt auf den Kopf gestellt hat, denn die Blätter der Wasserlilien schwimmen auf dem Rücken nun, die Wasserstufen sind zerbrochen zu Tauscherben, und mein Freund, der Dschinn, hat in die Tiefe sich geflüchtet, in unerforschte Kavernen, da am Rande des Bassins ich niederknie und nach ihm Ausschau halte, seinen Namen rufe, doch selbst dieser letzte mirverbliebene Freund, diese wunderbare Kreatur des Wassers und des Abgrunds, ist geflohen vor mir, und eine andere Seele, bei der das übervolle Maß meiner Qualen ich könnt entleeren, habe ich nicht.

16. Januar 1896, Neve Shalom
    Heut hat endlich die Araberin sich geneigt gezeigt, ihre feuchten, schlüpfrigen Tore mir wieder aufzusperren. Doch meine große Freud ward schon bald von brennender Enttäuschung verdrängt, da all ihr Gebaren sie vollkommen geändert.
    In die Laube sich zu begeben wünschte sie nicht, da kalte Winde vom Meer dort ihr Haar würden sträuben – solche und ähnlich sonderbare und absonderliche Ausflüchte brachte sie vor. Was blieb, war mithin ihr Ehebett, ebenjene Bettstatt, auf welcher der Tote gelegen, als er von der Schar der Pachtbauern und ihrer gackernden Weiber geplündert ward. Und wie ihr Gatte in seinem Tode lag auch Afifa jetzt auf ihrem Bett wie ein lebloser Kadaver. Nicht einmal das leiseste Stöhnen zeigte geneigt sie sich, durch ihre zusammengepressten Lippen entweichen zu lassen. Für die Dauer unserer Kopulation waren ihre Ohren allen Wänden zugewandt, dass kein böser Blick uns ertappt, huschten ihre Pupillen wie vom Wahn gepackt hin und her. Noch ehe der Liebesakt geendet, sprang wie von einer Schlange gebissen sie auf, hastete zu der Schüssel neben dem Bett und wusch gründlich sich die Hände dort, als habe sie etwas Unreines damit berührt.
    Da sie damit beschäftigt, ihre Hände zu waschen, erhob auch ich mich vom Bett und begann, im Zimmer auf und ab zu gehenwie ein sprungbereiter Löwe in seinem Käfig. Noch schritt nackt und hüllenlos ich dahin, mein Glied vor mir hin- und herpendelnd – blass und zerrupft vor Erschöpfung wie jemand, den man umsonst zu einem entfernten und unwegsamen Ort genötigt –, da stahl mit einem Mal ein sonderbares Rascheln, wie das Fiepen einer Maus oder der Tanz einer Ratte oder das Flitzen einer Feldmaus, an mein Ohr sich. Ich wandte meinen Kopf dem Quell des Geräusches zu, am Ende des Raumes, unter dem Bett, doch konnt ich nichts entdecken.
    «Warum beugst unter das Bett du dich?», begehrte die Araberin mit der hohen, bittern Stimme einer Nervenkranken zu erfahren.
    «Ganz ohne

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