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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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und Verheerung sind über uns gekommen!» Und ich sagte zu ihm: «Hat der Geist euch erneut heimgesucht? So wisse, dies ist kein Geist sondern eine Frucht eurer Einbildung und eures Aberglaubens», worauf der Junge in Tränen ausbrach und sagte: «Zerstörung, Zerstörung und Verheerung, denn es ist beschlossen, uns von unserem Land zu vertreiben», und ich mühte aus meinem Zimmer mich zu ihm, und gemeinsam kletterten wir die Äste des Baumes hinab und eilten zu den Behausungen der Pachtbauern, und die ganze Zeit versuchte ich, weitere Einzelheiten ihm zu entlocken, ob das Werk von Geistern oder Dschinnen dieses, doch der Junge erwiderte: «Nein, ein Mann von Fleisch und Blut ist es, ebenjener Mörder, gegen den zu erheben wir uns gefürchtet», und als bei den Hütten wir anlangten, saßen sie alle um ein qualmendes Feuer versammelt und weinten bitterlich, doch da sie mich gewahrten, erhoben sich die Frauen und rangendie Hände, und auch die Männer kamen auf die Füße und sagten: «Da ist er, da ist Salach, unser Prophet, dessen Worten wir unsere Ohren verschlossen», und ein weißhaariger Alter, der auf dem feuchten Erdreich des Anwesens gelegen, raffte sich hoch, kam zu mir und verbeugte so tief sich, dass seine Nasenspitze die Spitzen meiner Schuhe küsste, verbeugte abermals sich und sagte: «Unser Prophet bist du, dein Mund spricht Wahrheit, und wir sind diejenigen, deren Herz verstockt, seelenlos und träge, die deinen Wegen nicht gefolgt», und die ganze Zeit über vernahm ihre Worte ich und hörte zugleich sie nicht, da ihre Nachricht meinen Ohren nicht verständlich und meinem Verstand nicht begreiflich war, und erst auf mein Drängen und Beharren berichteten die Bauern mir, dass es der gute Engel gewesen, der ihre Vertreibung befohlen, und dass nichts genützt all ihr Flehen, sie hätten keinen Ort, an den sie gehen könnten, da die Erde des Gutes der Ort, auf den ihre Füße sie so viele Jahre gesetzt. Vielmehr habe mit steinernem Herzen, geballter Faust und geschürzten Lippen er ihnen heute gesagt, in sieben Tagen würden ihre Hütten dem Erdboden gleichgemacht. Ich ward gepackt von Entsetzen über das grausame Gebaren des Engels, da die Bauern Kinder und Säuglinge haben und unter ihnen sich Kranke und Krüppel und andere vom Schicksal Geschlagene finden, wohin sollten diese gehen und was konnten sie tun, denn gewiss würden des Hungers sie sterben und an den Strapazen des langen Weges zugrunde gehen, und eine alte Flamme des Zorns loderte in meiner Brust auf, da meine Geschichten und Träume nicht getrogen hatten, sondern allesamt wahr gewesen, und jetzt hatte der Engel, der als gutherziger Mann sich maskiert, sein wahres Gesicht gezeigt, denn nichts anderes ist er als ein böser Peiniger mit einem Herz aus Stein, der uns und unseren Söhnen alles nehmen will, das wir besitzen, und der Geist meines Vaters, den zumSchweigen ich gebracht hatte, regte immer lauter in den Kammern meines Herzens sich und rief: «Salach, töte diese Schlange, ehe sie sich paart und vermehrt, schneide heraus ihr Herz und trenne ab ihre Glieder», und die Vögel schwatzten fröhlich über mir am blassen Nachthimmel, zwitscherten: «Salach, erhebe dich und handle wie ein Mann, denn dies ist die Stunde des Tapferen, der mit einem Schwertstreich vermag, die List seiner Feinde zunichtezumachen», und die Erregung ergriff Besitz von meinem ganzen Körper, bis einen zerklüfteten, schartigen Felsbrocken ich erklomm und ihnen zurief: «Oh ihr Bauern, oh ihr Leute, wacht auf und erhebt euch, denn noch ist es nicht zu spät! Auch wenn dieses Urteil über euch verhängt, noch ist unsere Hoffnung nicht verloren, denn wir können den Weg des Widerstandes und der Rebellion wählen, den Weg, den ich euch prophezeit. Erhebt euch, greift zu den Waffen und bezwingt eure Verderber, ehe euer Ende sie über euch bringen, und die Vögel, Gänsegeier und Adler werden mit uns sein, werden Steine und Feuer und Schwefel herabregnen lassen und einen jeden töten, der euch nach dem Leben trachtet», und meine Zunge prophezeite und erging in der höchsten Sprache der Dichtung und Bilder sich, bis die ungebildeten Bauern mir nicht mehr zu folgen vermochten, da die Kinder ich rief, sie sollten zu einem Schwarm sich sammeln und Fackeln, Schwerter, Dolche und Lanzen herbeibringen, doch die Kinder blieben versteckt unter den Kleidern ihrer Mütter und die Männer auf dem Erdboden hocken, bis schließlich der alte Mann seine Schultern lockerte, das Kinn

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