Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Stockwerk nichts zu sagen hatten und es daher nicht möglich ist, dass es etwas Wichtiges oder Bedeutendes enthält, warum lassen wir es nicht einfach aus und gehen weiter nach oben?«
»Fasziniert dich der Nebel nicht?«, fragte JC.
»Lass mich einen Moment nachdenken … Nein, nicht wirklich«, sagte Happy. »Ich habe offiziell entschieden, dass ich es aushalte oder gehe.«
»Wir bleiben«, sagte JC bestimmt. »Weil wir jede Information brauchen, die wir darüber kriegen können, was hier den Bach runterging. Und zwar bevor wir die Neuen Menschen treffen müssen. In einer Situation wie dieser ist Information wie Munition. Und – wir wollen doch nichts übersehen, dass hinter uns her ist und sich heimtückisch an uns heranschleichen könnte. Oder doch?«
»Da hast du in der Tat recht«, erwiderte Happy. »Gottchen, es ist schon was Besonderes, wenn man in diesem Team der Paranoide ist.«
Wieder starrten alle in den dichten, grauen Nebel, der vor ihnen lag. JC ging vorsichtig ein paar Schritte vorwärts und fuhr mit einer Hand durch die Schwaden. Der Nebel fühlte sich kühl und feucht an, als sei er von einem uralten, unbekannten Ozean hergeweht. Er schauderte plötzlich, doch das lag nicht an der Kälte. Wo auch immer er hinsah – Schwaden von endlosem Grau erfüllten seine Sicht, ohne dass es irgendwo einen Hinweis auf das Stockwerk gab, in dem sie sich eigentlich befinden sollten. Lichter flammten auf und flackerten, glühten für einen Moment vor sich hin und verblassten wieder in den grauen Tiefen wie lockende Irrlichter. JC blinzelte. Der Nebel war für die Augen nur schwer zu ertragen; das konturlose Grau war beinahe schmerzhaft, wenn man zu lange hinsah. Er strengte seine verwirrten Augen an, um durch den Nebel hindurchzusehen, denn er konnte das sehr deutliche Gefühl, dass ihn jemand aus dem Nebel heraus beobachtete und ihn anstarrte, nicht abschütteln.
JC wandte sich zu Happy um. »Zeit, dass du dein Ding abziehst, Team-Telepath. Was empfindest du bei diesem Nebel?«
»Nichts Spezifisches«, erwiderte Happy und runzelte konzentriert die Stirn. »Keine Gedanken, keine Absichten, keine Emotionen. Nur dieser diffuse Eindruck, dass da jemand ist.«
Kim nickte plötzlich und sah sich nervös um. Melody stemmte beide Daumen in ihre Hüften und begann, mit einem Fuß auf den Boden zu tappen. Sie war frustriert und fühlte sich außen vor gelassen. Sie konnte nichts beitragen. Ohne ihr Equipment fühlte sie sich nackt. Wenn sie ihre übliche Ausrüstung bei sich gehabt hätte, hätte sie die Möglichkeit gehabt, dem Nebel die Seele aus dem Leib zu analysieren. Sie hätte ihn in seine Einzelteile zerlegt und ein halbes Dutzend Lösungsvorschläge anbringen können. Aber in diesem Raum war nicht einmal ein Computer, den sie benutzen konnte. Als sie sich bei JC darüber beschwerte, nickte dieser nüchtern.
»Wir haben uns auf die Computer in diesem Haus verlassen, sogar ziemlich stark. Und ich frage mich gerade, ob wir dem vertrauen können, was sie uns sagen. Du hast selbst gesagt, dass es dir jemand zu einfach gemacht hat, an Informationen heranzukommen. Vielleicht wollte man uns nur wissen lassen, was wir wissen sollten.«
»Jemand hat ganz sicher mithilfe dieser Computer Nachrichten geschickt«, bestätigte Melody. »Und sie waren bisher tatsächlich nützlich.«
»Ziemlich«, sagte JC. »Sehr bequem, das. Vielleicht ein wenig zu bequem.«
»Warum sollte man uns denn nicht sagen, was hier los ist?«, wollte Happy wissen.
»Vielleicht wissen sie es auch nicht«, sagte JC. »Das ist vielleicht ein Zeichen, dass unser mysteriöser Wohltäter auch nicht allwissend ist.«
Er nahm seine Sonnenbrille ab und ließ das helle Licht in seinen Augen auf den Nebel los. Happy und Melody wandten ihre Gesichter ab. Sie konnten ihn nicht direkt ansehen. Es war nicht so, dass sie Angst vor dem hatten, was sie sehen würden, wenn sie direkt in JC’s Augen sahen, doch sie fanden das Licht zu strahlend, zu erbarmungslos für menschliche Augen.
»Wie sieht die Welt aus, JC, wenn du sie durch diese Augen siehst?«, fragte Happy.
»Alles scheint so klar und einfach zu sein«, sagte JC. »Als ob … als ob alles plötzlich einen Sinn ergäbe.«
»Ich weiß nicht, warum ihr beiden immer wegguckt«, bemerkte Kim. »Mich kümmert das nicht. Für mich sind das zwei Augen. Und eine schöne Farbe noch dazu.«
JC ging noch einen Schritt vorwärts und konzentrierte sich auf den Nebel. Er konnte nichts Neues entdecken, aber
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