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Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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alte Instinkte schlugen in den Tiefen von JC’s Geist an und schrien ihm zu, er solle fliehen. Er schüttelte sich kräftig und schlug auf sämtliche Lichtschalter neben der Tür.
    Ein halbes Dutzend Neonlichter flackerte an der Decke auf, genug, um einen immensen Urwaldbereich zu enthüllen, der sich da vor ihnen erstreckte, wo eigentlich das Stockwerk eines Bürohauses hätte sein sollen. Der Dschungel schien sich endlos zu erstrecken, als ob dieses Ende des Raums das Tor zu einer anderen Welt bildete. Es gab riesige Bäume mit gewaltigen, dunklen Stämmen und langen Ästen, die sich unter der Last des dichten Laubs beugten, das aus dunklen, grünen Blättern mit dicken Blattadern und geriffelten Rändern bestand. Herabhängende Lianen und Kriechpflanzen, große Tümpel aus dunklem, dampfendem Wasser, dichte, unbekannte Vegetation zwischen den Bäumen sowie knallbunte Blüten mit riesenhaften, fleischigen Blättern vervollständigten den Gesamteindruck, der von lautem Insektenbrummen und den schrillen Rufen unbekannter Vögel orchestriert wurde.
    Ein karmesinrotes Licht durchdrang den massiven Dschungel. Es leuchtete blutrot aus einer versteckten Quelle und enthüllte all die wilden Details einer Umgebung, die in einem Londoner Bürogebäude nichts zu suchen hatte. Das tiefrote Licht ließ alles wie ein lebendiges Schlachthaus erscheinen, wo rote Zähne und Klauen nichts Besonderes waren. Der blutrote Dschungel war ein Ort des Todes und des Leidens, und es kümmerte ihn nicht, wer davon erfahren mochte.
    »Sie haben das für uns gemacht«, sagte die Stimme, die tief aus den blutigen Schatten drang. »Die Neuen Menschen. War das nicht nett von ihnen? Sie haben das alles mit einem Wink ins Leben gerufen. Sozusagen. Sie können solche Dinge tun – mit den Strukturen und den Substanzen der Welt spielen wie ein Kind Sandburgen baut.«
    Jedes Wort war klar und deutlich zu hören, die Bedeutung offenbar, und dennoch nagte diese Stimme an Ohr und Seele; bösartig, wild und brutal wie ein Tier. Obwohl die Stimme sich in menschlicher Sprache an sie wandte, war sie doch vollkommen unmenschlich. JC trat vor, und blickte mit demonstrativer Arroganz auf den Urwald; seine ganze Haltung drückte aus, wie wenig ihn alles beeindruckte.
    »Kommt heraus, damit ich euch sehen kann«, sagte er. »Ich rede nicht mit Leuten, die sich in den Schatten verstecken.«
    Nach einer Pause war ein gemächliches Lachen zu hören, ein grausamer und vollkommen bösartiger Laut. »Nicht so eilig. Derzeit sind wir nicht nach jedermanns Geschmack. Ich war einst ein Mensch wie du, aber ich wurde besser. ReSet hat dafür gesorgt. Aber … nicht alle von uns, die mit der Einnahme der Droge gesegnet wurden, wurden auch zu Neuen Menschen. Wir haben alle das gleiche Mittel genommen, aber ReSet hat nur Teile unserer überflüssigen DNS geweckt. Vielleicht war sie in uns zerstört oder mutierte im Lauf der Jahrtausende. Wie auch immer, wir wurden unseres Erbes beraubt. Wir haben nur einen Teil des Geschenks erhalten. Nicht genug, um uns zum Ziel zu bringen, uns zu dem werden zu lassen, was wir werden sollten. Uns war nicht vergönnt, mehr als nur menschlich zu werden, zu Neuen Menschen. Nein – wir wurden zu Monstern. Nicht wert, uns zu den glorreichen und wundervollen Neuen Menschen im obersten Stock zu gesellen. Wir sind Ausgestoßene.«
    »Wie viele seid ihr?«, wollte JC wissen. »Vielleicht können wir etwas tun, um zu helfen.«
    »Helfen?«, antwortete die Stimme. »Was lässt dich vermuten, wir wünschen Hilfe, kleiner Mann? Wir sind zu zweit, ein Mann und eine Frau, wie es sein sollte. Es gab andere, aber wir haben sie getötet. Sie waren überflüssig.« Die Stimme lachte wieder, ein finsterer und hässlicher Laut, der Schauder auf JC’s Rücken hinauf- und hinabfließen ließ. »Nur Platz für ein Alpha-Männchen und ein Alpha-Weibchen. Die Besten der Besten. Die höchsten aller Kreaturen. Und so haben wir alle anderen getötet und ihre Leiber verschlungen. Köstlich … Es ist noch etwas übrig, wenn ihr mögt.«
    Verstohlen bedeutete JC Happy, sich hinter ihn zu stellen. Ohne sich umzuschauen, murmelte er über seine Schulter. »Was fängst du auf, Happy? Sind da wirklich nur zwei von denen?«
    »Ich kann weder etwas sehen oder hören, verdammt nochmal«, erwiderte Happy leise. »Die Störungen sind hier so heftig, dass ich alle geistigen Schilde fest geschlossen halten muss, damit mir das Gehirn nicht aus den Ohren läuft. Tut mir leid, JC, du

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