Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Ich warne euch alle, ich kann nur eine bestimmte Menge von Lieblichkeit und Licht ertragen, bevor ich das kalte Kotzen kriege.«
»Und da wir jetzt alle wieder die Alten sind, mach dich mal nützlich, Happy«, lenkte JC ab. »Scan die Umgebung und schau doch mal, ob du einen Hinweis aufschnappen kannst, in was wir als Nächstes hineinlaufen.«
»Ich bin dir wie immer weit voraus!«, sagte Happy. »Ich habe versucht, einen Scan durch diese ganzen Störungen hier oben zu bringen, aber das ist sinnlos. Das ganze Gebäude ist betroffen, und es wird schlimmer, je höher wir kommen. Je näher wir den Neuen Menschen kommen. Es ist, als hätten sie psychisch in alle Quellen gepinkelt und das Ambiente des Hauses vergiftet. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, Chimera House ist besessen. Es ist, als sei die normale Realität von etwas weit Machtvollerem überschrieben worden.«
»Die Neuen Menschen«, sagte JC nachdenklich. »Wir werden ihretwegen etwas unternehmen müssen.«
»Wenn wir diese allmächtigen und gottgleichen Menschen treffen, dann steht ihr hoffentlich nicht in meiner Nähe«, sagte Melody. »Ich werde mich hübsch im Hintergrund halten und sagen: Ich habe mit dem da nichts zu tun.«
»Ich weiß nicht.« Happy runzelte die Stirn. »Vielleicht stecken sie dahinter, so, wie sie jetzt sind, oder … Ich kriege das Gefühl, dass jemand hier ein Spielchen spielt. Und dass vielleicht die Neuen Menschen als Bauern agieren, die nur glauben, dass sie hier die Damen und Könige sind.«
»Wie eloquent«, sagte Melody. »Ich bin beeindruckt. Wirklich. Ich habe dir doch gesagt, dass es dir guttun würde, mit mir abzuhängen.«
»Da färbt wohl etwas von dir auf mich ab«, erklärte Happy mit ernster Miene.
»Wenn nicht, dann nicht, weil wir’s nicht versucht hätten«, erwiderte Melody.
»Ich schwöre bei Gott, euer Leben ist voller Zweideutigkeiten«, unterbrach JC die beiden. »Und viel zu viel für meine unschuldigen Ohren. Lasst uns aufstehen und weitermachen, der Auftrag ist noch lange nicht beendet.«
Sie gingen die letzten Stufen je zwei auf einmal nehmend und platzten durch die üblichen Schwingtüren. Dann blieben sie stehen, wo sie waren.
Alle Lichter waren ausgeschaltet. Es war schwer, etwas zu erkennen. Die einzige Beleuchtung kam von außen, bernsteinfarbene Lichtschächte, die von der Straße draußen durch die Glasfenster hereinschienen, aus denen die ganze Wand auf einer Seite bestand. Die Situation erinnerte JC an die verlassene Fabrikhalle und das nicht auf gute Art und Weise. Das meiste Licht wurde von einer dicken, schweren Dunkelheit aufgesogen, die überaus real und sehr solide wirkte. JC bedeutete den anderen mit einer scharfen Gesten, genau zu bleiben, wo sie waren. Das ganze Stockwerk fühlte sich falsch an. Und das auf alle möglichen Arten.
»Was stinkt hier so?«, fragte Happy leise. »Könnt ihr das auch alle riechen? Es ist heiß und nass und … sumpfig. Ich rieche verfaulende Vegetation, finsteren Dschungel und etwas ganz entschieden Tierisches. Als wäre man in einem Wildtierhaus im Zoo. Verdammt, das riecht schlecht …«
»Die Luft ist heiß und feucht«, sagte Melody. »Noch schwerer als im Sumpf. Sie ist mit Feuchtigkeit gesättigt. Ich war als Studentin mal im Urwald am Amazonas, und das hier ist sehr ähnlich. Aber innerhalb eines Gebäudes? Das Geisterlicht wollte wenigstens nur aussehen wie ein Nebel. Das hier fühlt sich sehr echt an.«
»Das Geisterlicht wurde geschaffen«, erklärte JC. »Das hier auch. Du hattest recht, Happy, hier spielt jemand mit der Realität, er spielt Spiele mit dem Haus und allem darin. Jemand oder etwas hat die örtlichen Bedingungen überschrieben, um innerhalb des Gebäudes neue Welten zu schaffen. Testläufe vielleicht? Vorsichtig, Kinder. Wir befinden uns auf unbekanntem Terrain.«
»Lass mich mal die Lichtschalter ausprobieren«, sagte Melody. »Etwas Licht auf das werfen, was hier vor sich geht.«
»Tut das nicht«, sagte eine Stimme aus dem Dunkel. »Wir mögen es so.«
JC strengte sich an, etwas in der Finsternis zu erkennen, und suchte nach dem Ursprung der Stimme. Der Klang war hart, brutal und unmenschlich tief gewesen. Wie eine Kreatur aus dem tiefsten Teil eines Dschungels, die sich selbst das Sprechen gelehrt hatte, um ihre Beute umso besser erschrecken zu können. Etwas bewegte sich in den Schatten. Groß und breit, strahlte es eine animalische Grazie und Macht aus sowie harte, brutale Kraft. Alte, sehr
Weitere Kostenlose Bücher