Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
bist auf dich gestellt. Ich werde jetzt gehen und mich hinter Melody stellen.«
Eine einzelne dunkle Gestalt kam jetzt langsam zum Rand des Dschungels, trat aus dem blutroten Licht und den dunklen Schatten hinaus. Sie war über drei Meter groß, mit breiten Schultern und einem gewaltigen Brustkorb. Sie blieb sorgfältig an einem Punkt stehen, wo sie sich nur als Silhouette gegen das blutrote Licht abhob. Die kraftvollen Arme hingen bis über die Knie herab, und der Boden erzitterte bei jedem Schritt, den sie tat. Dann stand sie still, und eine weitere Gestalt erschien plötzlich neben ihr. Genauso groß, genauso massiv, aber etwas an ihr deutete darauf hin, dass sie weiblich war, während die erste Gestalt etwas Männliches an sich hatte. Sie standen wie selbstverständlich nebeneinander, als ob einer in die Gesellschaft des anderen gehörte und in niemandes sonst, hier in dem blutigen Dschungel, den die Neuen Menschen gemacht hatten.
»Nimm die Sonnenbrille ab«, sagte die Stimme. »Wir wollen dir in die Augen sehen.«
JC tat es, mit aller Dramatik, die ihm zur Verfügung stand, als habe er die ganze Zeit nichts anderes tun wollen. Seine Augen leuchteten strahlend hell, aber der goldene Schein trug nicht weit und beeinflusste das blutrote Licht nicht im Geringsten. JC’s Blick beeindruckte den Dschungel oder die beiden Gestalten darin in keiner Weise. JC stockte der Atem, als er sie jetzt zum ersten Mal deutlich sah. Die größere Gestalt lachte ihr gemächliches, schreckliches Lachen.
»Ja. Du hast mehr mit den Neuen Menschen gemeinsam als wir. Du hast ihre Augen.«
JC schluckte hart und bemühte sich, seine Stimme fest zu halten. Das war wirklich nicht der Zeitpunkt, nervös oder unsicher zu klingen. »Kommt mit uns. Wir repräsentieren eine Organisation, die daran gewöhnt ist, mit seltsamen oder unnatürlichen Wesen umzugehen. Wir haben alle möglichen Spezialisten. Wir können euch helfen.«
»Könnt ihr das?«, fragte eine zweite Stimme, die weibliche. Sie war genauso wild, genauso brutal wie die männliche, aber es waren emotionale Untertöne darin, die alles nur noch schlimmer machten. »Ich glaube nicht, dass du verstehst, du guter Samariter. Kannst du rückgängig machen, was uns passiert ist? Uns wieder menschlich machen? Ich glaube nicht. Wir haben uns über das Menschsein hinaus entwickelt.«
»Was lässt euch glauben, wir wollten wieder zurückgehen?«, fragte die erste Stimme. »Wieder nur menschlich sein? Euer begrenztes Denken steht euch im Weg. Wenn ihr uns und unsere Welt nur sehen könntet, wie wir es tun! Ohne dass eure kleinen, menschlichen Vorurteile euch einschränken! Das ist eine wundervolle Welt, und wir genießen sie.«
»Ich erkenne euch«, sagte JC. »Ich kann erkennen, was ihr alles seid. Tretet vor ins Licht, und zeigt euch, wenn ihr euch nicht für das schämt, was ihr seid.«
Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf und bedeutete seinem Team, vorzutreten und sich neben ihn zu stellen. Sie folgten ihm, nicht alle in gleichem Maße bereitwillig. Es gab eine Pause, und die dunklen Schatten traten geschmeidig in das blutrote Licht am Rand des Dschungels. Sie richteten sich auf, um sich selbst in voller Größe zu zeigen, und JC konnte spüren, dass der Rest seines Teams mit sich kämpfte, den Blick nicht abzuwenden. Die beiden Gestalten waren physisch und geistig monströs, ein offener Angriff auf die Sinne. Der Triumph der Kreatur über den Menschen. Wie Dämonen aus den Schwefelklüften, die die Gestalt von Menschen angenommen hatten, um sich darüber lustig zu machen und sie zu beschmutzen. Beide waren über drei Meter groß und an den Schultern mindestens halb so breit. Fassförmige Brustkörbe, muskulöse Arme und Beine, alles mit dichtem, dunklem Fell bedeckt, in dem dicke Klumpen von Blut und Fäkalien und anderem hingen. Die Hände waren zu Klauen geworden, die Mäuler bewehrt von langen Zähnen, auf der Stirn spitze Hörner, die sich in die Höhe bogen.
Die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane waren ekelhaft übertrieben ausgebildet, so unmenschlich wie jeder andere Körperteil. Sie bewegten sich wie Tiere, gaben sich wie Tiere und stanken nach Blut und Moschus, nach Gemetzel und Sex. Sie waren alles, was die Menschheit längst hinter sich hätte haben, über das sie sich lange hätte erheben sollen. Schon bei ihrem Anblick war klar, dass in ihnen nichts geblieben war, was menschlicher Vernunft gleichkam oder menschlichen Sorgen und Wünschen. Sie würden tun,
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