Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Mauer des Treppenhauses lehnte. Er sah auf Happy und Melody herab, die Seite an Seite ein paar Stufen unter ihm hockten, Schulter an Schulter, die Köpfe aneinandergelehnt. Sie sahen sogar noch müder aus, als er sich fühlte. Und müde waren sie alle, zerschlagen und verletzt, hatten Blut verloren. Doch es war keine Zeit, sich auszuruhen und die Batterien neu aufzuladen, keine Zeit, zu überlegen, was sie alles geschafft hatten. Doch keiner sprach es aus, wozu auch?
Selbst Happy hatte sein übliches Herumjammern reduziert, wenn auch nur, weil er zu stolz war, ohne guten Grund zu jammern. Einen ordentlichen Stöhner an eine so geringe Gelegenheit anzubringen, hätte bedeutet, ihn zu verschwenden. Also saß er still neben Melody, zitterte und zuckte gelegentlich, wenn ihn der psychische Stresslevel der Umgebung zu sehr angriff, während JC auf ihn herabsah und sich vage schuldig dafür fühlte, ihn in einen Fall wie diesen hineinzuzerren.
JC hätte vielleicht weitergehen können, aber er machte dennoch eine demonstrative Pause, weil er wusste, dass die anderen so lange auf den Beinen bleiben würden wie er, schon aus Stolz. Also setzte er sich und verschnaufte für das Team. Und es fühlte sich gut an. Einfach herumsitzen, entspannen, regelmäßig atmen und sich eine Auszeit von all den Verrücktheiten nehmen.
JC lächelte auf Happy herunter. »Was ist los mit dir, Happy? Du sitzt da zusammengesunken auf der Treppe wie ein alter Mann.«
»Ich fühl mich wie ein alter Mann«, grummelte Happy.
»Rühr dich nicht, Lover Boy«, sagte Melody. »Ich verpass dir eine.«
Sie alle brachten eine Art Lächeln zustande, aber keiner von ihnen besaß die Energie, laut zu lachen. JC rückte die Sonnenbrille über seinen leuchtenden Augen zurecht, um sicherzustellen, dass das Licht nicht entkommen konnte. Die Brille war kein bisschen magischer Natur oder wissenschaftlich besonders verstärkt und hätte das Leuchten in seinen Augen eigentlich nicht beeinflussen sollen. Doch das tat sie. Die Gläser dämpften die Dinge, machten das Glühen für die Menschen in seiner Nähe erträglich und halfen ihm selbst, die Welt nicht ganz so überdeutlich sehen zu müssen, wie seine neue Sicht es ihm aufzwang. JC vermutete, dass die Brille eher psychologische Gründe hatte, und probierte deshalb gar nicht erst aus, was passierte, wenn er sie zu lange abnahm. Keiner sollte die Welt zu lange zu klar sehen. Er nickte Kim zu.
»Da hast du ja eine grandiose Show abgeliefert, Süße. Ich wusste gar nicht, dass du so leuchten kannst.«
»Ich auch nicht«, sagte Kim. »Bis ich musste. Es verschwand im gleichen Moment, in dem auch das Geisterlicht verschwand. Ich hab nicht versucht, es zurückzuholen. Das wäre bestimmt nicht sicher. Außerdem … Ich fühlte mich nicht gut damit.«
»Tat es weh?«, fragte JC.
»Nein«, erwiderte Kim. »Ganz im Gegenteil.«
Es entstand eine lange Pause, als jeder auf seine Weise über die Folgen nachdachte. Da stand jetzt etwas auf unbehagliche Weise zwischen JC und Kim und Happy und Melody; zwischen denen, die leuchteten, und denen, die es nicht taten. Auch wenn bisher keiner dazu bereit war, das zuzugeben. Happy brach schließlich die Stille, wenn auch nur, weil ihn das Schweigen mehr nervte als unbequeme Wahrheiten.
»Fühlt sich gut an, hier rumzusitzen und sich auszuruhen«, sagte er. »Eine kleine Auszeit zwischen all den Geistern und Wiedergängern. Ich hoffe nur, es gibt weiter oben keine langbeinigen Monster. Ich hab Viecher mit zu vielen Beinen noch nie gemocht. Liegt an der Art, wie die sich bewegen. Ja, grins du nur, JC, der Rest von uns hat einfach nicht deine Energie.«
JC nickte langsam. »Spuck’s aus, Happy. Das ist okay. Sag, was dir auf die Nerven geht.«
»Wie soll ich wissen, was du denkst? Ich bin nur der Team-Telepath. Und so wie es aussieht, bist du jetzt so viel mehr. Sicher mehr als ich. Ich kann das, was du kannst, nicht tun. Bist du jetzt der Team-Psycho?«
»Keine Ahnung«, sagte JC. »Die meiste Zeit bin ich einfach ich, derselbe, der ich immer war.«
»Und manchmal scheinen deine Augen wie die Sonne«, mischte sich Melody ein. »Und die Monster rennen schreiend vor dir weg.«
»Du bist anders«, erklärte Happy rundheraus. »Seit du diese Augen gekriegt hast. Es ist, als könntest du alles tun.«
»Vertrau mir, das ist nicht der Fall«, sagte JC und wählte seine Worte sorgfältig. »Es scheint vielleicht so, aber ich bin so verletzlich gegenüber dem Bösen wie du. Für
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