Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
was sie taten, weil sie es konnten und weil sie das wollten. Sie hatten die Menschheit hinter sich gelassen, oder vielleicht hatten sie sie auch um der Freiheit willen, die das in sich barg, fortgeworfen. Ihre Gesichter hatten noch menschliche Züge, aber da war nichts mehr von Mann oder Frau darin. Und wenn die Augen wirklich das Fenster zur Seele sind, dann war dahinter nur das Monster zu sehen.
»Oh Gott, JC«, wisperte Kim. »Siehst du, was ich sehe? Sie haben sich das selbst angetan! ReSet hat sie verwandelt, aber diese Form kam aus den Bedürfnissen und den Trieben, die sich tief in ihnen verbargen. Grausige Träume, bestialische Albträume, all das, was wir nicht wollen oder woran wir nicht glauben sollten …«
»Monster aus dem ›Es‹«, murmelte Happy.
»Wir hätten alles sein können, was wir wollten«, sagte die männliche Kreatur. »Aber wenn wir nicht zu Neuen Menschen aufsteigen konnten, wozu war das alles gut? Also haben wir die Kreatur in uns freigelassen. Sind dem alternativen Pfad gefolgt, den unsere erweckte DNS uns geebnet hätte, wäre uns das Menschsein nicht in den Weg getreten. Wir mussten nicht viel aufgeben, um so viel mehr zu werden. Wir sind die Stammväter einer neuen Rasse. Die Macht der Kreatur und der Intellekt des Menschen, ohne die Schattenseiten. Ich bin Gog. Das ist Magog. Kniet vor uns, und betet uns an, wenn ihr wollt.«
»Sind wir nicht herrlich?«, fragte die weibliche Magog. »Wir sind das, was passiert, wenn man alle menschlichen Grenzen fortnimmt, die physischen, die mentalen und die geistigen! Wenn man die Kreatur freilässt und sie bewundert. Es ist überraschend, was man tun kann, was man erreicht, wenn da kein Gewissen, keine Ethik und keine Kontrolle im Weg stehen. Wir dürfen alles.«
»Und wir haben alles getan«, fügte Gog hinzu. »Und wir werden es tun. Oh, all die Dinge, die wir tun werden!«
»Was ist mit den Neuen Menschen?«, wollte JC wissen. Sein Mund war trocken geworden, und er musste darum kämpfen, seinen Redefluss ruhig und scheinbar mühelos zu halten. »Glaubt ihr wirklich, dass sie euch einfach so gewähren lassen?«
»Glaubst du, sie sorgen sich um die Welt?«, gab Gog zurück. »Sie sitzen dort oben, um zu entscheiden, was sie mit ihr anstellen werden.«
»Sie überlegen, was sie daraus machen«, fügte Magog hinzu. »Und wenn sie mit der Welt fertig sind, werden wir sie nicht mehr wiedererkennen.«
»Sie haben keine Verwendung für Zivilisation«, sagte Gog. »Sie brauchen sie nicht.«
»Ich glaube echt, wir sollten gehen«, sagte Melody leise. »Wir sind für eine Großwildjagd nicht ausgerüstet.«
»Seht euch nur die Größe dieser Unmenschen an!«, sagte Happy noch leiser. »Sie würden uns über den Haufen rennen, bevor wir auch nur in die Nähe der Tür kommen. Lass sie reden, JC. Gib uns Zeit, uns etwas auszudenken, das nicht darin besteht, uns in die Hosen zu machen.«
»Genau mein Plan«, sagte JC. »Denkt nach. Schnell bitte.« Er erhob seine Stimme und stellte Gog und Magog eine weitere Frage. »Wisst ihr, was die Neuen Menschen planen? Was ihre Absichten sind?«
»Nein«, erwiderte Gog. »Ich verstehe sie nicht mehr, als ihr das könntet. Sie denken nicht mehr wie Menschen. Sie haben sich darüber erhoben. Vielleicht denken sie gar nicht mehr. Vielleicht tun sie etwas Besseres als einfach nur zu denken.« Er rollte seinen Kopf langsam über seine breiten Schultern. Und dann lächelte er, um seine Zähne besser zeigen zu können. »Sie sind da oben, im obersten Stockwerk, und entscheiden über das Schicksal der Welt. Aber wozu auch immer sie sich entscheiden, ihr könnt sicher sein, dass weder eure noch meine Art Teil daran haben wird. Sie brauchen keine Maschinen, keine Werkzeuge, um ihre Welt zu verändern, oder eine Zivilisation, um sie davor zu schützen. Sie sind die Götter, zu denen wir alle hätten werden sollen, bevor etwas in unserer DNS schiefging und wir uns alle damit begnügen mussten, menschlich zu sein.«
»In welcher Welt auch immer die Götter werden leben wollen«, sagte Magog. »Es ist wahrscheinlich, dass wir keinen Teil daran haben werden.«
»Was tut ihr also hier?«, fragte JC.
»Eine Welt in der Welt«, erklärte Gog. »Ein Spielplatz für die niedlichen kleinen Hunde, um darauf zu spielen.«
»Wir gehören in den Dschungel«, fügte Magog hinzu. »Die Neuen Menschen haben uns diesen Platz zugewiesen, um auf euch zu warten. Oh ja, sie wissen, dass ihr kommen werdet. Das haben sie immer
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