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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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nachzukommen.«
    »Für die Gentianer gilt das nicht«, sagte Campion. »Das ist nicht unsere Art.«
    »Wäre die Angelegenheit für Sie erledigt, wenn ich mich weigern würde?«
    Campion und ich wechselten besorgte Blicke. »Ja«, sagte ich. »Darauf können Sie sich verlassen. Sie haben hier das Sagen. Nicht wir.«
    »Splitterling Betonie ist ein energischer Mann. Was glauben Sie, wie er meine Weigerung aufnehmen würde? Nicht gut, fürchte ich. Sie mögen Ihre Prinzipien haben, Splitterlinge, aber wenn Sie kollektiv handeln, sind Sie Monster. Diese Erfahrung habe ich mit anderen Familien gemacht.«
    »Wir sind keine Monster«, sagte ich. »Wenn Sie uns nicht glauben, dann lehnen Sie unser Ersuchen ab. Es wird keine unangenehmen Folgen für Sie haben, das versichere ich Ihnen.«
    »Und was ist in tausend Jahren? In zehntausend? Für Sie ist das nur ein Klacks.«
    »Jetzt ist alles anders geworden«, sagte Campion. »Selbst wenn wir uns in der Vergangenheit so verhalten haben sollten, jetzt ist nichts mehr wie früher.«
    Jindabyne legte das Mundstück auf der klauenförmigen Ablage eines Malachitständers ab. »Gehen Sie jetzt«, sagte sie und nahm ein Blatt Papier zur Hand. »Ich werde Sie im Laufe des Tages von meiner Entscheidung in Kenntnis setzen.«
     
    Kadenz und Kaskade besuchten mich auf dem Balkon des Turms, in dem unsere Räumlichkeiten lagen. Es war Mittag. Campion ruhte in einem Liegesessel, hielt einen Apfel in der Hand und sprach so wenig wie möglich.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte ich und nickte den beiden makellosen Wesen grüßend zu.
    Kadenz, der silberne Robot mit den weiblichen Formen, nickte. »Das versteht sich doch von selbst, Portula. Kaskade und ich brennen darauf, Hesperus zu untersuchen und ihm zu helfen. Es mag Sie vielleicht wundern, dass wir Mitgefühl mit unseren Mitmaschinen haben, aber so sind wir halt. Die Vorstellung, dass Hesperus möglicherweise leidet, bedrückt uns.«
    »Sind Sie sterblich?«, fragte ich.
    »Natürlich sind wir das«, antwortete Kaskade. »Wir sind nicht unzerstörbar. Fernab unserer Heimat und den unterstützenden Systemen unserer Zivilisation sind wir kaum weniger verwundbar als menschliche Wesen.« Er tippte sich mit seinem weißen Zeigefinger an die Brust. »Mit der geeigneten Waffe könnten Sie mich auf der Stelle töten.«
    »Aber Ihre Erfahrungen sind irgendwo im Monoceros-Ring gespeichert.«
    »Wir sind mehrere Zehntausend Lichtjahre vom Ring entfernt. Seit meinem Aufbruch ist viel geschehen, und nur ein geringer Teil davon wurde nach Hause übermittelt. Sollte ich jetzt sterben, würde es mehrere Zehntausend Jahre dauern, bis die Nachricht von meinem Tod den Ring erreicht. Erst dann würde vielleicht eine Kopie von mir mit dem zuletzt gespeicherten Datensatz aktiviert werden. Doch ich würde dieses Maschinenwesen nicht als mit mir identisch betrachten, sondern lediglich als Wesenheit, die einige Gemeinsamkeiten mit mir aufweist.« Er neigte seinen wunderschönen Kopf. »Als Splitterling werden Sie das gewiss verstehen. Sie alle besitzen sehr ähnliche Erinnerungen, doch das heißt nicht, dass Ihnen der Tod nichts ausmachen würde.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Doch wie sieht es mit Hesperus aus? Könnte er sterben?«
    »Zweifellos. Aber solange wir ihn nicht untersucht haben, können wir über seine Verletzungen nur Mutmaßungen anstellen. Sicher ist nur, dass seine Chancen, wiederhergestellt zu werden, am größten sind, wenn er zum Ring zurückkehrt.«
    »Deshalb brauchen wir ein Schiff«, sagte Kadenz.
    »Sie haben keines?«
    »Sainfoin hat uns hierher gebracht. Wir verfügen über kein eigenes Raumfahrzeug.«
    Campion kaute geräuschvoll an seinem Apfel; dieses uralte Geräusch mischte sich in meine Gedanken. Er beobachtete sehr aufmerksam, gab sich aber den Anschein bemühter Teilnahmslosigkeit.
    »Irgendwann müssen Sie ein Raumschiff gehabt haben«, sagte ich.
    »Früher mal«, antwortete Kadenz beiläufig. »Es wurde zerstört, lange bevor wir die Dorcus-Reunion erreichten. Seitdem sind wir auf die Großzügigkeit der Menschen angewiesen.« Der Robot schwenkte die Hand, als wischte er ein Problem beiseite. »Das ist belanglos. Raumschiffe sind unbelebte Maschinen, die über keinen größeren Verstand verfügen als ein Kieselstein. Sie besitzen für uns keinen eigenen Wert.«
    »Es wäre schön, wenn Sie sich Hesperus anschauen würden«, sagte ich. »Sie könnten mir dabei helfen, ihn in einem Stück auf den Boden von Neume zu

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