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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Hesperus, bevor Sie alles nur noch schlimmer machen.«

Vier
     
     
     
     
     
    Während wir darauf warteten, dass die notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen wurden, schlich Doktor Meninx sich zu meiner Konsole und flüsterte mir etwas ins Ohr.
    Seine Stimme erinnerte an das Rascheln trockenen Laubs. »Ich kann gar nicht genug betonen, dass Sie einen schwerwiegenden Fehler machen, wenn Sie dieses Ding an Bord lassen. Wir müssen Campion zur Vernunft bringen.«
    »Reden Sie selbst mit ihm.«
    »Er wird nicht auf mich hören. Er weiß, dass ich ein Leugner bin. Man erwartet von mir, dass ich die Anwesenheit des Robots missbillige. Sie aber sind anders. Wenn Sie Einwände erheben, wird er sie angemessen berücksichtigen.«
    »Und wenn ich keine Einwände habe?«
    »Aber das kann nicht sein!«, raschelte der Avatar. »Wenn Sie das Ding an Bord lassen, wird das böse Folgen haben!«
    »Das ist kein Ding. Das ist ein Gesandter des Maschinenvolks, der fernab seiner Heimat gestrandet ist.«
    »Das könnte auch ein übler Trick sein – vielleicht versucht er, eine Roboterwaffe an Bord zu schmuggeln, um das Schiff erneut in seine Gewalt zu bringen.«
    »Beantworten Sie mir eine Frage, Doktor: Sind Sie wegen Ihrer Leugner-Prinzipien gegen Hesperus eingestellt, oder weil Sie glauben, er sei gar kein Angehöriger des Maschinenvolks?«
    »Ich bin aus zahllosen Gründen gegen das Ding eingestellt.«
    »Das Maschinenvolk ist zivilisierter als die meisten menschlichen Gesellschaften. Hesperus ist ein ganz normaler Gast.«
    »Ein Aufziehspielzeug, das herumläuft und sprechen kann.« Das Harlekingesicht des Avatars nahm einen Ausdruck abgrundtiefen Ekels an. »Verfluchtes Uhrwerk!«
    »Sie brauchen sich nicht mit ihm zu beschäftigen, wenn Sie nicht möchten. Außerdem können Sie gerne in Stasis abwarten, bis die Reise vorbei ist.«
    »Wie kommen Sie eigentlich darauf, mir die Stasis nahezulegen und nicht dem Robot? Schön zu wissen, dass ich in der Hackordnung ganz unten stehe! Von einem Kasten voller hirnloser Algorithmen auf den letzten Rang verwiesen!«
    »Doktor Meninx«, sagte ich so energisch, wie es mir möglich war, »Hesperus kommt an Bord. Diese Entscheidung ist unwiderruflich. Als Splitterlinge der Familie Gentian sind wir verpflichtet, ihm zu helfen.«
    »Mich bekommt er jedenfalls nicht zu Gesicht. Sie werden ihm jedenfalls nichts über meine Herkunft, meine physische Erscheinungsform und meine Überzeugungen erzählen.«
    »Dann schlage ich vor, dass Sie sich im Hintergrund halten«, sagte ich. »Wenn Hesperus eines Ihrer Avatare herumwandern sieht, wird er sich wahrscheinlich überlegen, wer es steuert, meinen Sie nicht?«
    »Sie werden ihm nur sagen, dass ich Gelehrter bin. Mehr braucht das Ding nicht zu wissen. Und ich will nicht, dass es in die Nähe meines Tanks kommt.«
    »Weshalb sollte er sich für Ihren Tank interessieren?«
    »Wenn es herausfindet, wer ich bin – was sich wohl kaum vermeiden lassen dürfte -, wird es versuchen, mich zu töten.«
     
    Ich schob meine Hand in den offenen Schlitz des Realisators und schloss die Finger um den ergonomisch geformten Griff der Energiepistole. Die frisch hergestellte Waffe hatte das Gewicht eines mit komplizierter Elektronik normaler Dichte vollgestopften Geräts. Levitatoren erlaubten mir, sie zu halten, doch die Masse entsprach nach wie vor der eines kleinen Findlings. Die Experten, die sich solcher Waffen bedienten, trugen normalerweise einen kraftverstärkenden Panzer, um die Trägheit zu überwinden, doch ich wollte nicht wie ein Roboter aussehen, wenn ich meinen Robot-Gast begrüßte.
    Ich redete mir ein, es gäbe keinen Grund, nervös zu sein, doch sobald ich die eine Befürchtung verscheucht hatte, tauchte auch schon eine neue auf. Es war noch nie vorgekommen, dass ein Maschinenwesen einen Menschen verletzt hätte, deshalb konnte man die Waffe als überflüssig und beleidigend betrachten. Doch ich war im Begriff, einen Gefangenen freizulassen, der nicht nur über übermenschliche Schnelligkeit und Kraft verfügte, sondern bei dem nicht auszuschließen war, dass er durch die lange Dauer seines Aufenthalts in Ateshgas Obhut in Mitleidenschaft gezogen worden war.
    Ich konnte nur hoffen, dass die Waffe im Falle des Falles mehr als eine Delle in dem goldenen Panzer hinterlassen würde.
    »Sind wir uns auch wirklich sicher?«, fragte Campion.
    »Nein«, antwortete ich. »Nicht im Geringsten. Aber ich glaube, wir müssen es trotzdem tun.«
    Ich legte die

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