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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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betrachtet?«
    »Besser die Schiffe als du«, erwiderte Betonie; sein Tonfall ließ erkennen, dass er das Thema für abgeschlossen hielt. »Seit dem Start beschleunigen wir mit konstant tausend Ge. Gibt es jemanden, der nicht darauf vorbereitet ist, im Notfall auf zwölfhundert Ge zu gehen?«
    Wir zögerten mit der Antwort; uns allen war bewusst, dass wir unsere Raumschiffe stärker beanspruchen würden als je zuvor. Selbst wenn die Triebwerke durchhielten, wären wir darauf angewiesen, dass die Trägheitsdämpfer ihre Arbeit auch jenseits der normalen Belastungsgrenze zuverlässig verrichteten. Wir wechselten Blicke, in dem Bewusstsein, dass wir alle an einem Strang zogen und die Risiken gemeinsam schulterten.
    »Ich bin dabei«, sagte ich.
    »Wir machen alle mit«, sagte Hederich. »Alles oder nichts, so halten es die Gentianer.«

Sechsundzwanzig
     
     
     
     
     
    Hesperus wandte sich von der Shuttle-Konsole ab und schüttelte seinen prachtvollen goldenen Kopf. »Das sieht nicht gut aus, Portula.«
    »Könnte das Shuttle bei unserem Fluchtversuch beschädigt worden sein?«
    »Ich bezweifle, dass in der Sende- oder Empfangsvorrichtung ein Fehler aufgetreten ist. Entweder die Silberschwingen blockiert die ausgehenden Signale, oder sie unterdrückt das Antwortsignal von Neume oder den Raumschiffen, die uns vermutlich folgen.«
    »Das ist nur ein Shuttle«, sagte ich und fragte mich, weshalb er sich so sicher war, dass man uns folgte. Meiner Schätzung nach waren wir höchstens drei Stunden unterwegs. So lange brauchten die Splitterlinge manchmal allein fürs Frühstück. »Niemand hat je damit gerechnet, dass es mal über eine Entfernung von mehr als ein paar Lichtsekunden hinweg eine Verbindung herstellen oder das Antriebsfeld eines anderen Raumschiffs durchdringen müsste«, sagte ich, während sich meine Stimmung so sehr verdüsterte, als würde ich von einer schwarzen Flut verschluckt.
    Meinen Gefährten vermochte das nicht zu entmutigen. »Ich habe Sie gebeten, über einen Umstieg in ein anderes Schiff nachzudenken, das uns mehr Schutz bieten würde und besser für eine Flucht geeignet wäre. Haben Sie schon mögliche Kandidaten ausgewählt?«
    Die Müdigkeit erschwerte mir das Nachdenken. Nach Neume-Zeit war es erst früher Abend, doch ich hatte das Gefühl, seit der Schiffsübernahme durch die Robots wären bereits mehrere Tage verstrichen. »Es gibt da ein paar Möglichkeiten.«
    Hesperus verschränkte seine kräftigen goldenen Arme. »Gut. Berichten Sie.«
    »Zwei Kilometer weiter hinten steht ein geeignetes Schiff.«
    »Also noch weiter vom Hangartor entfernt.«
    »Leider ja. Aber ich bin alle Schiffe durchgegangen und komme immer wieder auf dieses eine zurück. Als würde es mich auffordern, an Bord zu kommen.«
    »Kann es uns am Leben erhalten?«
    »Es ist eine alte Arche, erbaut von einer Schwellenzivilisation. Eine andere Zivilisation hat es im Weltraum treibend entdeckt und es mit einem interstellaren Antrieb und ein paar anderen Neuerungen ausgerüstet. Von dort aus sollte es gelingen, die Felder der Silberschwingen zu durchdringen. Es verfügt über eine eigene Energieversorgung und funktionierende Realisatoren.«
    »Stasisvorrichtungen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Sie glauben.«
    »Ich bemühe mich ja, Hesperus. Es ist schon eine Weile her, dass ich an Bord war, aber ich glaube, es gibt Stasiskammern – jedenfalls irgendetwas, das ich benutzen könnte. Ob die für Sie geeignet sind, weiß ich nicht.«
    »Ich komme schon zurecht. Wir sollten jetzt von hier verschwinden, bevor Kaskade und Kadenz nach uns schauen kommen. Gibt es im Shuttle einen Realisator?«
    »Nur einen kleinen. Was haben Sie vor?«
    »Ich würde gern einen Raumanzug anfertigen lassen, falls nicht schon einer an Bord ist.«
    »Einen Raumanzug?«
    »Sie könnten einen brauchen. Wir können nicht zu dem anderen Schiff hinüberflitzen, und wir können uns auch nicht darauf verlassen, dass die Luft im Hangar nicht plötzlich abgelassen wird.«
    Ich blinzelte. »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal einen Raumanzug getragen habe. Nein, warten Sie … ich habe einen benutzt, als ich die Vigilanz besucht habe.«
    »Das war Campion, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Vermischung von Erinnerungen. Nein, der Realisator wird uns nicht weiterhelfen – er müsste den Raumanzug schon aus Einzelteilen zusammenstoppeln. Aber vielleicht ist ja noch einer im Laderaum verstaut.«
    »Halten Sie das für wahrscheinlich?«
    »Keineswegs.

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