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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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aufzuhalten. Hier geht es nicht nur um ein paar stocksaure Robots, die fünf Millionen Jahre lang eingesperrt waren. Vielmehr wartet eine ganze Galaxis voller Robots darauf, hierher durchzubrechen. Und ich glaube, wir dürfen getrost davon ausgehen, dass sie nicht sonderlich versöhnlich gestimmt sind.«
    »Wir werden tun, was wir können«, sagte ich.
    »Aber ihr werdet nichts unternehmen, was Portula gefährden könnte.«
    »Du wolltest sie umbringen. Viel erreicht hast du damit nicht.«
    »Ich hatte nur ein einziges Raumschiff zur Verfügung, Campion – ihr habt vier. Aber weshalb sollte ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Das ist jetzt euer Problem, nicht mehr meins. Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß – nicht deshalb, weil es mich einen Dreck scheren würde, was du von mir denkst, sondern weil ich dir klarmachen wollte, wie wichtig es ist, die Silberschwingen aufzuhalten. Aber jetzt bin ich fertig – ich habe mein Sprüchlein aufgesagt. Nur zu, töte mich.«
    »Du scheinst dich mit deinem Schicksal ja schon abgefunden zu haben«, sagte Hederich.
    »Was bleibt mir anderes übrig? Selbst mit eingeschaltetem Impassor würde die Kapsel einem massierten Angriff eurer Schiffe nicht lange standhalten.«
    Hederich zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Ich glaube, mir wär’s lieb, wenn’s schnell gehen würde. Ich werde in Stasis gehen, dann merke ich nichts davon. Verfahrt mit mir, wie ihr wollt.«
    Hederich nickte. »Das werden wir.«
    Galgant beugte sich aus dem Bild hinaus und betätigte einen Schalter. Gurte surrten und zogen ihn tiefer ins Polster hinein. Er spannte sich an wie ein Mann in Erwartung eines Stromschlags. Dann baute sich die rote Stasisblase auf.
    »Wenn ihr wollt, ziehen wir Strohhalme«, meinte Hederich.
    »Und der Gewinner schießt ihn ab?«, fragte Rainfarn.
    »Der Gewinner bringt ihn zurück nach Neume. Einer von uns muss die Verfolgung abbrechen und umkehren. Er hat gemeint, er habe uns alles gesagt, was er weiß, aber wir wären bescheuert, wenn wir ihn beim Wort nehmen würden.«
    »Ich sehe das auch so«, sagte ich.
    »Nicht dass ich die Verfolgung nicht gerne fortsetzen würde«, sagte Oxalis, »aber die Schneesturm ist bereits bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht. Sollte die Silberschwingen noch ein bisschen zusätzlichen Schub aus dem Ärmel schütteln, kann ich nicht mehr mithalten.« Er blickte Melde an, die bei ihm mitflog – ihre Miene ließ nicht erkennen, dass sie Einwände hatte.
    »Irgendjemand muss zurückfliegen«, sagte ich. »Warum also nicht Oxalis. Sollte sonst noch jemand die Verfolgung abbrechen wollen, schlage ich vor, dass der Betreffende sobald wie möglich zur Schneesturm hinüberflitzt. Eigentlich finde ich, ihr solltet alle umkehren. Die Bummelant ist mindestens so schnell wie die verbliebenen Schiffe. Es gibt keinen Grund, weshalb ihr euch durch die halbe Galaxis mitschleppen lassen solltet.«
    »Ich würde die Angelegenheit lieber bis zum Ende durchziehen«, erklärte Rainfarn.
    »Ich auch«, meinte Bilse nach kurzem Überlegen.
    »Dann bringe ich Galgant also nach Neume zurück«, sagte Oxalis. »Einer von uns muss umkehren und den Zurückgebliebenen Bescheid geben. Wenn wir ihnen eine Funknachricht schicken, werden sie uns nicht unbedingt alles abnehmen, aber wenn ich persönlich auftauche, werden sie mir Glauben schenken.« Er suchte meinen Blick und sagte: »Ich werde gut über Portula sprechen, Campion. Und über dich natürlich auch. Dann werden die Zweifler einsehen, dass sie falsch gelegen haben.«
    »Irgendwann wird sie ihnen persönlich Bericht erstatten. Viel Glück, Oxalis. Flieg nach Neume zurück und hilf der Familie, sich zu konsolidieren. Wie es aussieht, werden wir eine ganze Weile füreinander unerreichbar sein. Aber wir sind und bleiben Gentianer. Früher oder später werdet ihr eine Möglichkeit finden, uns eine Nachricht zu senden.«
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
    »In gewisser Weise beneide ich euch«, sagte ich.
    »Vermisst du etwa schon die singenden Dünen von Neume?«
    »Nicht unbedingt. Aber ich würde gern Galgants Gesicht sehen, wenn ihr ihn aus der Stasis holt. Zumal wenn die erste Person, die ihm vor Augen kommt, Mezereum ist, die ihre Messer schärft.«

Vierzig
     
     
     
     
     
    Der weiße Raum auf der anderen Seite des Fensters wirkte so friedlich wie ein Gemälde. Hin und wieder meinte ich, eine subliminale Bewegung wahrzunehmen, doch das war wohl eine Täuschung.

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