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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Rund um den Öffner waren Waffen angeordnet, die auf den Impassor zielten. Es handelte sich um größere Versionen der Energiepistole, die der Realisator für mich angefertigt hatte. Sie schwebten in der Luft, und jede Waffe war durch ein goldenes Kabel mit dem goldenen Nervensystem verbunden, das Hesperus um den Hangar gesponnen hatte.
    Erst jetzt wurde mir klar, dass ich vom Öffner gewusst haben musste. Als ich in diesem Schiff Zuflucht suchte, hatte ich mich von meinem Unterbewussten leiten lassen, denn ich hatte gewusst, dass die Robots sich hüten würden, die Arche anzugreifen, wenn sie den Öffner darin vermuteten. Und wenn ich vom Öffner gewusst hatte, dann auch vom Sternendamm, für den er gedacht war. Folglich musste ich auch von meiner Beteiligung an der Auslöschung der Ersten Maschinen gewusst haben, lange bevor ich mir dies eingestanden hatte.
    Ich wandte mich vom Öffner ab und wanderte durch die Arche, bis ich zu einem mit Goldfäden durchwirkten Bereich gelangte, wo Hesperus anscheinend die Oberhand gewonnen hatte. Hier fand ich neben einem Hochleistungsrealisator den Raumanzug. Hesperus hatte seine Sache gut gemacht – der Anzug passte tadellos, und obwohl es sehr lange her war, dass ich einen Anzug getragen hatte, fiel mir alles Nötige sogleich wieder ein.
    »Hallo, Portula«, sagte der Helm, als sich die Anzeigen einschalteten. »Ich hätte dich gern schon eher begrüßt, aber ich wusste nicht, wie ich in deinen Kopf gelangen sollte. Ich hatte gehofft, du würdest den Raumanzug irgendwann finden.«
    Ich lächelte. Trotz all meiner Ängste und der Sorge, ich könnte Campion und die anderen Splitterlinge womöglich niemals wiedersehen, tat es gut, die vertraute Stimme zu hören. »Dir geht es gut.«
    »Und dir hoffentlich auch.« Seine Bemerkung klang irgendwie ausweichend. »Es tut mir leid, dass du so lange in der Stasis ausharren musstest, aber ich war der Ansicht, es sei für dich das Beste. Es hätte wirklich keinen Sinn gehabt, wenn du die ganze Reise bewusst miterlebt hättest, obwohl sich das durchaus hätte machen lassen. Nach Galgants Angriff …«
    Er sprach von einem Ereignis, dass sich vor Tausenden Jahren zugetragen hatte. Für mich war es so, als sei das erst gestern gewesen.
    »Was ist passiert?«
    »Er ist gescheitert.«
    »Weil er mich nicht umgebracht hat, oder weil er die Silberschwingen nicht aufhalten konnte?«
    »Beide Ziele hat er nicht erreicht. Galgant traf auf unerwartet starken Widerstand. Sein Schiff wurde beschädigt – es fiel zurück und wurde von den anderen Verfolgerschiffen eingeholt. Es entwickelte sich ein heftiger Schlagabtausch, in dessen Verlauf Betonies Raumschiff bedauerlicherweise vernichtet wurde. Das habe ich Campions nachfolgenden Unterhaltungen entnommen.«
    »Du hattest Kontakt mit Campion?«
    »In letzter Zeit nicht mehr, aber ich bin mir sicher, dass er noch lebt. Sein Schiff, die Bummelant , ist uns seitdem gefolgt.«
    »Und die anderen?«
    »Sie haben alle abgedreht, Portula. Die Bummelant ist als Letzte übriggeblieben. Aber Campion lebt – da bin ich mir sicher. Offenbar wartet er in Stasis auf Neuigkeiten. In Kürze wird er sie bekommen.«
    »Wo sind wir?«
    »Wir nähern uns dem Sternendamm. Wir sind zweiundsechzigtausend Lichtjahre von Neume entfernt.«
    Das war die längste Flugstrecke, die ich in all den Umläufen seit dem Aufbruch von der Goldenen Stunde je an einem Stück zurückgelegt hatte. Obwohl die Nachricht mich eigentlich nicht überraschte, löste sie doch ein zermürbendes Schwindelgefühl aus. Menschen waren dafür nicht gemacht – wir waren dafür gemacht, ein paar Kilometer im Umkreis eines Dorfes herumzutappen, in ein und derselben Zeitzone und unter den immergleichen Sternen.
    »Du hast erwähnt, es könnte gefährlich für mich sein, wenn ich nach dir suche«, sagte ich.
    »Ich glaube, du kannst es wagen. Sei vorsichtig, aber mach dir keine unnötigen Sorgen. Die Flitzkabinen sind jetzt sicher. Ich habe sie extra für dich gesichert. Komm zur Brücke – es gibt viel zu besprechen.«
    Ich verließ die Arche nicht ohne Beklommenheit. Als ich das erste Mal, seit Kadenz und Hesperus miteinander gekämpft hatten, nach draußen trat, erwartete ich unwillkürlich, abgetrennte Gliedmaßen, die einen dünnen Silberfaden hinter sich herzogen, über den Boden kriechen zu sehen. Dieser Vorfall aber hatte sich, auf die Bordzeit bezogen, vor mehreren Tausend Jahren ereignet.
    Der Hangar wirkte unverändert – eine unglaubliche

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