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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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werde so lange in freiem Fall durch den Weltraum treiben, bis er irgendwann gefahrlos ein Notsignal senden könnte. In tausend, zehntausend oder fünfzigtausend Jahren wäre er durch den Einflussbereich eines anderen Ablegers der Metazivilisation getrudelt, durch Raum und Zeit vor dem Bekanntwerden seiner Untaten geschützt. Dann hätte er die Einheimischen gebeten, ihn zu bergen, und sie wären seiner Bitte mit Freuden nachgekommen – auch wenn dies bedeutet hätte, die Grenzen ihres Wissens zu erweitern und Jahrhunderte oder Jahrtausende lang an der Bewältigung der Aufgabe zu arbeiten. Solange er nicht aus der Galaxis hinausflog, hätte Galgant in Ruhe abwarten können, bis ihn jemand barg.
    Bilse funkte ihn an. Irgendein stumpfsinniger Mechanismus holte Galgant aus der Stasis.
    Sein Imago erschien in unseren Schiffen; er strahlte vor Freude über seine bevorstehende Rettung. Auf Uni sagte er: »Ich grüße Sie, Wissenschaftler der Zivilisation der Menschen. Ich bin …« Er zögerte kurz, denn er musste sich einen neuen Namen ausdenken. »Ich bin Campion, ein Splitterling der Familie Gentian, Überlebender eines Angriffs auf unsere Familie. Ich bin schon sehr lange unterwegs, denn als mein Raumschiff zerstört wurde, bin ich fast mit Lichtgeschwindigkeit geflogen. Ich bitte Sie demütig, mich auf planetarische Geschwindigkeit abzubremsen, damit ich Kontakt mit anderen Überlebenden dieser abscheulichen Verbrechen aufnehmen kann. Meine Rettungskapsel enthält einen Speicher mit Daten zur Wissenschaft und Kultur zahlloser Gesellschaften, die ich gerne denjenigen zur Verfügung stellen würde, die in der Lage sind, mir zu helfen.« Er verschränkte die Hände im Schoß und strahlte wieder. »Ich warte gespannt auf Ihre Antwort.«
    »Hallo, Galgant«, sagte Bilse. »Tut mir leid, dass ich den Spielverderber abgeben muss, aber du hast nicht ganz so lange geschlafen wie geplant. Nur eine knappe Stunde lang, wenn du die grausame Wahrheit hören willst.«
    Offenbar sah Galgant erst jetzt auf das Chronometer, das sich irgendwo im beengten Innern seiner Rettungskapsel befand. Wie zur Bestätigung des kosmischen Streichs, der ihm gespielt worden war, gab er einen Laut von sich, beinahe ein Lachen.
    »Du hast Recht«, sagte er.
    »Ich glaube, Campion wird über die Notlüge, die du da eben vorgebracht hast, nicht besonders erfreut sein.«
    »Bestimmt nicht.« Galgant kratzte sich am Rand seines Metallauges. »Tut mir leid, Campion, falls du zuhören solltest. Ich musste es tun. Aber ich kann mich ja schlecht weiterhin Galgant nennen, oder?«
    »Endlich habe ich dich entlarvt«, sagte ich.
    »In Anbetracht der Entschlossenheit, die du an den Tag gelegt hast, wundert mich das nicht. Aber weißt du was? Es war alles umsonst. Ich habe die Robots nicht aufhalten können, und ich glaube, auch ihr werdet das nicht schaffen.«
    »Warum hast du das getan?«, fragte ich.
    »Aus demselben Grund, der unser ganzes Handeln bestimmt. Denn daran habe ich immer geglaubt. Das Haus der Sonnen bedeutet mir mehr als das Haus der Blumen. Das Haus der Blumen ist nur ein Teil der Körperschaft – verschwindet es, fällt das Kartenhaus nicht in sich zusammen. Das Haus der Sonnen aber ist das Fundament des Ganzen.«
    »Was hat es mit dem Haus der Sonnen auf sich?«, fragte ich.
    »Du hast mit deinen Vermutungen ganz richtig gelegen. Das ist eine Familie, die im Geheimen operiert, von der Körperschaft zu dem Zweck geschaffen, unsere Beteiligung an der Auslöschung der Ersten Maschinen geheim zu halten. Übrigens ein hübscher Name.« Er lächelte. »Ja, ich habe die Unterhaltung mit Portula mitgehört.«
    »Sie hat nicht gesagt, dass wir an irgendeiner Auslöschung beteiligt gewesen wären. Sie hat nur gesagt, die Maschinen wären ausgestorben.«
    »Ja, sie hat etwas zurückgehalten. Dafür hatte sie bestimmt ihre Gründe. Aber die traurige, schmutzige Wahrheit ist, dass wir den Ersten Maschinen in den Rücken gefallen sind. Wir haben ihnen den vergifteten Kelch gereicht, auf dass sie unter Qualen stürben wie die Gespenstersoldaten im Puppenpalast. Dabei war es gar nicht unsere Absicht, dass sie alle umkamen, aber das ist keine Entschuldigung, nicht wahr? Wir haben nach einem Mittel gesucht, sie zu töten, und plötzlich – o je – waren sie tatsächlich alle tot.«
    Ich speicherte diese neue Erkenntnis vorläufig in einer geistigen Schublade, ohne dass sie schon emotionale Folgen gezeitigt hätte.
    »Wie ist das Haus der Sonnen

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