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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Ich hatte vorgehabt, die Stasis zu beenden, wenn die Silberschwingen sich dem Sternendamm näherte und die Aktivierung des Öffners unmittelbar bevorstand. Wie es sich ergab, tobte gerade eine Raumschlacht, als ich unter die Lebenden zurückkehrte, beinahe ein Mikrokrieg zwischen den Verteidigern des Sternendamms und dem Raumschiff, das sie aufhalten wollten. Der Begriff »Raumschlacht« impliziert, dass das Kräfteverhältnis in etwa ausgeglichen ist. In diesem Fall aber handelte es sich um ein einseitiges Blutbad. Die Silberschwingen wehrte die Angriffsversuche der lokalen Zivilisationen so mühelos ab, als sei es unter ihrer Würde, sie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Dennoch ließen sie nicht locker, auch dann nicht, als sich schon Dutzende Raumschiffe in den Kampf gegen das hoffnungslos überlegene Angriffsziel geworfen hatten. Die Menschen und die Maschinen griffen weiter an. Ich beobachtete das Schauspiel mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen.
    »Ich bin gescheitert«, sagte Hesperus, nachdem ich Portulas letzte Nachricht abgehört hatte, die sie vor dem Eintritt in die Stasis aufgezeichnet hatte. Er hatte die Nachricht vor einer Stunde abgeschickt und machte trotz der grauenhaften Zerstörungen ringsumher einen ruhigen und gefassten Eindruck. »Ich habe Portula gesagt, wir hätten nur dann Aussicht, dieses Schiff zu stoppen, wenn wir die weiße Arche vernichten. Ich dachte, ich könnte das, doch ich habe mich geirrt. Bedauerlicherweise konnte ich mich erst dann vergewissern, als ich den entsprechenden Befehl übermittelt hatte. Vorher hatte ich keine Möglichkeit, mich von dessen Wirksamkeit zu überzeugen.«
    Er berichtete mir, was geschehen war – wie er und Portula gemeinsam zu der Entscheidung gelangt waren, das Schiff zu zerstören und auf diese Weise das Massaker und die Öffnung des Sternendamms zu verhindern. Er erzählte mir, er habe Portula dazu überredet, in einer Stasiskammer Zuflucht zu suchen, wo sie zumindest eine kleine Chance hätte, die Zerstörung der Arche, des Öffners und der Silberschwingen zu überstehen.
    »Als ich alles zu meiner Zufriedenheit geregelt hatte, gab ich den Befehl. Als mein Bewusstsein nicht erlosch, wusste ich, dass ich gescheitert war. Portula ist klüger gewesen als wir beide, Campion – klüger als ich, klüger als ihr zukünftiges Ich. Sie hat Maßnahmen ergriffen, um den Öffner vor Sabotage zu schützen, deshalb hat sie wohl auch diese Möglichkeit vorausgesehen. Der Befehl wurde abgefangen und von Sicherheitsvorkehrungen neutralisiert, die meiner Aufmerksamkeit entgangen waren. Doch das ist noch nicht alles. Der Öffner wurde aktiviert – ich habe den Gravitonenimpuls gespürt, der den Silberschwingen vorausgeeilt ist. Ich weiß nicht, ob mein Befehl die Aktivierung ausgelöst hat, oder ob es sich um ein zufälliges Zusammentreffen handelte. Jedenfalls sind wir gescheitert.« Hesperus schwieg so lange, dass ich schon glaubte, die Nachricht sei zu Ende. Dann sagte er: »Wir verzögern. Sie werden es vielleicht schon bemerkt haben, aber für den Fall, dass Sie an Ihren Instrumenten zweifeln sollten, haben Sie jetzt meine Bestätigung. Jetzt können Sie uns leichter einholen, aber da der Öffner bereits aktiviert wurde, wäre nichts gewonnen, wenn Sie die Silberschwingen zerstören würden. Sie könnten den Wahrheitsgehalt dieser Nachricht natürlich auch anzweifeln. Ich würde Ihnen keinen Vorwurf daraus machen. Aber Sie sollten sich auf jeden Fall Gedanken darüber machen, welchen Sinn das Bremsmanöver haben könnte. Wenn wir den gegenwärtigen Kurs beibehalten – und bislang haben wir keine Kursänderung vorgenommen -, werden die Silberschwingen den Sternendamm wenige Stunden nach Eintreffen des Öffnersignals erreichen. Hätten wir die Geschwindigkeit beibehalten, wäre die Öffnung nicht groß genug, um ein Schiff zwischen den Ringwelten hindurchzulassen. Da wir aber verzögern, ändert sich das Bild ganz erheblich. Die Toleranz wäre noch immer sehr gering, doch ich glaube, dass die gewonnene Zeit ausreichen wird, um ins Innere des Sternendamms einzufliegen. Die Geschwindigkeitsänderung wurde vor dreißig Jahrhunderten Bordzeit festgelegt, Campion – ich glaube, die Robots hatten von Anfang an die Absicht, in den Sternendamm einzufliegen, was immer sich darin verbergen mag. Ihre Absicht war es, die Ersten Maschinen zu befreien, doch offenbar wollten sie auch Kontakt mit den Maschinen in Andromeda herstellen. Die Robots wollten durchs

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