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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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erschreckender Reglosigkeit, als würde die Bummelant von einem Sturm mitgerissen, den sie gleichzeitig um sich herum erschuf, während sie in dessen selbsterschaffenem Auge ruhte. Wenn dies nicht eine Wiedergabe der Bedingungen innerhalb der Absenz war, führte kein Weg daran vorbei, mir einzugestehen, dass ich mich noch immer im Innern des Wurmlochs befand.
    Die Früheren haben das erbaut, dachte ich. Wenn wir die Ringwelten und die das Schwarze Loch der Mitte unserer Milchstraße umkreisenden sphinxhaften Maschinen betrachteten, haben wir geglaubt, ihre Wissenschaft sei der unseren überlegen gewesen. In Wahrheit haben wir nichts von ihren wahren Fähigkeiten begriffen. In Anbetracht einer solchen Wissenskluft wollte sich mein Bewusstsein in meinem Schädel verkriechen und darauf warten, dass das Universum verschwand. In sechs Millionen Jahren hatten wir noch nicht einmal an der Oberfläche des Möglichen gekratzt. Wir hatten kaum erkannt, dass es überhaupt eine Oberfläche zum Ankratzen gab.
    Ich erwog, mich abermals in Stasis zu begeben, doch da ich noch nicht wusste, wie lange es dauern würde, entschied ich mich stattdessen für Synchromasch. Ich wählte den Faktor zehn, der es mir erlauben würde, zumindest zeitverzögert auf äußere Ereignisse zu reagieren. Nach drei Stunden subjektiver und zehn Stunden Bordzeit traf eine Nachricht ein, die, der vorsichtigen Einschätzung der Bummelant zufolge, von »vorne« kam.
    Die Nachricht war von Hesperus. Das Signal war aufgrund des Dopplereffekts so verzerrt, als wäre die Fluggeschwindigkeit der Silberschwingen abrupten Schwankungen unterworfen – schien sie sich eben noch mit halber Lichtgeschwindigkeit zu entfernen, näherte sie sich im nächsten Moment mit einem Viertel Lichtgeschwindigkeit. Ich konnte nur vermuten, dass die Raumzeit zwischen unseren beiden Schiffen in hohem Maße elastisch war.
    »Ich hoffe, Sie können mich hören, Campion. Ich kann Sie orten, woraus ich schließe, dass bei Ihrem Schiff zumindest die grundlegenden Funktionen intakt sind. Die Zeitverzögerung ändert sich ständig – es könnte sein, dass die Verbindung jeden Moment abbricht. Ich fürchte, die Silberschwingen ist während des letzten Abschnitts des Durchflugs und beim Eintreten ins Wurmloch beschädigt worden. Ich bemühe mich, das Schiff zu stabilisieren und die grundlegenden Funktionen wiederherzustellen, doch die Blockaden, die Kaskade errichtet hat, stehen mir dabei im Weg. Ich weiß nicht, wie lange es noch dauern wird, bis wir wieder in den konventionellen Raum eintauchen, doch ich glaube, der Austritt aus dem Wurmloch wird nicht weniger heftig ausfallen als der Eintritt. Sie haben den Vorteil, dass Ihr Schiff kleiner und vielleicht auch wendiger ist. Ich werde mich nach Kräften bemühen, Portula zu schützen, doch ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es mir gelingen wird.«
    »Ich bin wohlauf«, sagte ich. »Die Bummelant hat Mühe, sich zu orientieren, doch ansonsten ist sie in guter Verfassung.«
    Hesperus’ Antwort ließ vierzig Minuten auf sich warten. »Das ist ja eine gute Nachricht, Campion. Ich würde Ihnen trotzdem empfehlen, so bald wie möglich wieder in Stasis zu gehen. Programmieren Sie den Apparat so, dass ich Sie aufwecken kann, sobald ich den Eindruck habe, dass unsere Schiffe nicht mehr gefährdet sind.«
    »Danke, Hesperus, aber ich fühle mich im Moment ganz wohl.«
    Diesmal traf die Antwort nach neunzig Sekunden ein. »Das ist Ihre Entscheidung, Campion. Sobald sich die Rückkehr in den Normalraum abzeichnet, schicke ich Ihnen gleichwohl eine Warnung. Vielleicht reicht die Zeit für Sie ja aus, um sich zu schützen, bevor die Bummelant in Schwierigkeiten kommt.«
    »Ist Ihnen irgendetwas entgegengekommen?«
    »Der Begriff ›entgegenkommen‹ ist in Anbetracht der diffusen Umgebung etwas problematisch.« Diesmal musste ich elf Minuten lang auf seine Antwort warten, die so stark rotverschoben war, dass sie kaum mehr verständlich war. »Aber wenn ich die Frage richtig verstehe, ich habe im Wurmloch keine anderen physikalischen Objekte detektiert. Unsere beiden Raumschiffe sind allein. Sie denken zweifellos an die Ersten Maschinen.«
    »Wenn tatsächlich eine Invasionsflotte auf eine Gelegenheit gewartet hat, in die Galaxis durchzubrechen, dann wundert es mich, dass von ihr nichts zu sehen ist.«
    Fünf Sekunden später sagte er: »Sie haben sich lange nicht gemeldet, Campion – ich habe angefangen, mir Sorgen zu machen. Ich bin sehr

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