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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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der Silberschwingen ; visuelle Informationen wurden vom Datenstrahl nicht übertragen. Es wäre sinnlos und riskant gewesen, mehr Daten als unbedingt nötig zu senden, deshalb beschränkte sich unser Austausch auf die Worte, die wir sagten, und ein paar Hinweise für die Gestik, Betonung und Modulation, die in durchaus überzeugend klingende Sprache zurückverwandelt wurden.
    Eine Stunde verstrich, dann hatte mein Schiff mir etwas zu melden.
    »Im Speicher hat sich etwas gefunden«, berichtete ich Campion. »Die hellen Gebilde in der Wolke – ich glaube, sie untermauern Schwingels Darstellung. Der Speicher meint, es könnte sich um Läsionen handeln – eine Nachwirkung des Einsatzes der Homunkulus-Waffen. Das ist keine gute Nachricht. Das würde nicht nur bedeuten, dass wir es – nach der langen Zeit – tatsächlich mit H-Waffen zu tun haben, sondern dass sie vor weniger als vierunddreißig Jahren eingesetzt wurden. Die Läsionen besitzen ein primitives Eigenleben, auch im Vakuum. In dieser Art Umgebung werden sie jedoch nicht lange existieren.«
    Campion antwortete: »Einverstanden – das ist keine gute Nachricht. Aber immerhin bedeutet das, dass jemand in letzter Zeit einen Anlass gehabt hat, die Waffen abzufeuern. Wenn sie das nicht zum reinen Vergnügen getan haben, würde es bedeuten, dass sie damit Überlebende eliminieren wollten, die sich in der Wolke versteckten.«
    »Oder sie wollten damit Nachzügler abschießen, die so leichtsinnig waren, trotz Schwingels Warnung hierher zu kommen.«
    Campion lächelte grimmig. »Das kann auch sein.« Dann wandte er den Kopf und las eine Anzeige ab. »Der Staub wird dichter, jedenfalls bei mir hier. Ich muss den Impassor hochfahren, bevor es schlimmer wird. Schlage dir das Gleiche vor.«
    Ich gab der Silberschwingen die entsprechende Anweisung. »Schon passiert. Hörst du mich noch?«
    Das Bild flackerte, überlagert von einem Zickzackmuster rosaroter und weißer Linien. »Ja«, antwortete Campion, von Störgeräuschen begleitet. »Du kommst immer noch durch. Aber ich kann deine Schutzblase sehen – du beginnst zu szintillieren. Dadurch weiß ich genau, wo ich nach dir sehen muss, aber du bist auch auffälliger als noch vor einer Minute.«
    Natürlich meinte er eine Minute seiner subjektiven Zeit – das Licht brauchte nach wie vor zwei Minuten, um den Abstand zwischen unseren Raumschiffen zu überwinden.
    Ich sah den Impassor der Bummelant aufflackern, als er auftreffende Materie abfing, doch das beanspruchte meine Sensoren bereits bis an die Leistungsgrenze. Hin und wieder hatte ich ihm Vorwürfe gemacht, weil er ein so kleines Raumschiff benutzte, doch nun stellte dessen geringe Größe einen unbestreitbaren Vorteil dar. Die Oberfläche seiner Schutzblase war um den Faktor hundertzwanzig kleiner als der Schutzschirm der Silberschwingen , so dass die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes mit irgendwelchen Planetentrümmern für ihn weitaus geringer war als für mich.
    Zwei Stunden nach dem Eintritt in die Wolke bekam auch ich die Wirkung der Kollisionen zu spüren. Der Staub wurde immer dichter, je weiter wir in den Nebel der Planetenasche vordrangen, und jeder Aufprall hatte einen merklichen Ruck zur Folge, da der Impassor den Bewegungsimpuls der auftreffenden Partikel aufnahm und über die Generatoren an das Schiff weitergab. Die Dämpfer taten ihr Bestes, die lokalen Schwerkraftschwankungen auszugleichen, doch aufgrund der kurzen Vorwarnzeit setzte die Reaktion erst zeitverzögert ein.
    Ich fühlte mich wie der Kapitän eines Ozeandampfers, der an einem Eisberg entlangschrammt, während unter lautem Getöse die Rumpfplatten aufgeschlitzt werden.
    »Es wird ruppiger, als ich erwartet habe«, sagte Campion; das verrauschte Bild und der metallische Klang seiner Stimme sollten mir verdeutlichen, dass die Datenübertragung allmählich schwierig wurde. »Wenn die Kollisionen erst einmal dicht aufeinanderfolgen, sollte es aber besser werden.«
    Das dauerte eine Stunde. Die Silberschwingen war jetzt einem fortwährenden Teilchenbombardement ausgesetzt, und die Impulsübertragung war erst mit einem Trommelwirbel und dann einem Dröhnen einhergegangen. Jetzt war nur noch eine leichte Vibration zu spüren. Die Kehrseite der Kollisionen war, dass sie meine Geschwindigkeit herabsetzten; ich musste den Antrieb einschalten, um die zwei Prozent Lichtgeschwindigkeit beizubehalten, konnte ihn jedoch nur dann laufen lassen, wenn der Impassor nicht beansprucht wurde. Hin und

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