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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Auf dem Hauptschirm, der die ganze Breite der Brücke einnahm, konnte ich sogar sehen, wie sich ihre in rotverschobenem Streulicht gezeichneten Strahlen durch die Wolke bohrten. Sie bildeten eine Art Speichenmuster und trafen sich dort, wo sich der verborgene Angreifer befand. Mir der Tatsache bewusst, dass meine Ausweichmanöver den Gegner nur geringfügig behindern würden, starrte ich die vorrückende rote Linie auf der Konsole an. Der Feind war so nah, dass die Zeitverzögerung für die Zieleinrichtung leicht zu berechnen oder vielleicht sogar vernachlässigbar gering war.
    Unvermittelt schwenkte der Strahl ab und konzentrierte sich auf die vierundzwanzig Lampreten, wählte jeweils drei davon in rascher Folge aus. In dem Rad fehlten nun drei Speichen. Kurz bevor der Strahl zurückkehrte, ließ ich die Schutzblase herunterfahren und brachte vier weitere Lampreten aus, womit mein Arsenal so lange, bis ich weitere Einheiten herstellte, ausgeschöpft war. Der Strahl fand mich wieder, wie ich es erwartet hatte, doch die rote Linie war merklich nach links gerückt, da ein Teil der auftreffenden Energie gestreut wurde.
    Zwei der Lampreten blieben bei der Bummelant und halfen den übrigen Schleppern, während die anderen beiden in entgegengesetzte Richtungen davonrasten, um die Radformation zu unterstützen. Der Strahl blieb die meiste Zeit über auf mich fixiert und schwenkte nur hin und wieder ab, um ein, zwei Radelemente zu eliminieren. Dort draußen gab es nur eine einzige Waffe, und das war mein Glück. Wären es zwei gewesen, hätte die Bummelant wahrscheinlich nicht so lange durchgehalten. Entweder ich wäre jetzt tot gewesen, oder ich hätte in einer Schutzblase geschwebt und mit dem baldigen Tod zu rechnen gehabt.
    Ich verfügte nur mehr über acht Lampreten. Vier davon dienten als Schlepper, und vier erwiderten das gegnerische Feuer – als auf einmal die Waffe explodierte. Sie sprengte ein mondgroßes Loch in die Trümmerwolke, ein Loch, das aufgrund unserer Eigengeschwindigkeit rasch zurückfiel. Während die Sekunden sich dehnten, ohne dass der Angriff fortgesetzt wurde, verspürte ich einen Anflug von Genugtuung. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich noch keinen Anlass hatte, meine Deckung zu vernachlässigen.
    Ich befahl den acht verbliebenen Lampreten, sich rund um die Bummelant zu verteilen, dann schaltete ich den Antrieb ein. Diesmal fuhr ich die Schutzblase vollständig herunter, damit der Antrieb nicht behindert wurde. Ich tauschte Sicherheit gegen Geschwindigkeit, um möglichst großen Abstand vom Gegner zu gewinnen. Ich hatte seine Waffe zerstört, doch das Geistersignal war immer noch zu empfangen.
    In diesem Moment meldete sich Hesperus.
    »Campion«, sagte er; sein Bild war körnig und flackerte. »Es scheint so, als wären Sie angegriffen worden. Haben Sie Schäden zu vermelden? Sind Sie manövrierfähig?«
    »Ich bin noch da«, sagte ich und musste die Stimme heben. Ich belastete den Antrieb stärker, als ihm recht war. Der Lärm entsprach dem einer infernalischen Dreschmaschine mit hakendem Getriebe. Immer wieder schlugen die Beschleunigungskräfte durch, weil die Dämpfer Mühe hatten, der Gewalten Herr zu werden. »Danke für die Nachfrage«, fuhr ich fort. »Es scheint so, als wäre das Signal ein Köder gewesen. Eigentlich hätte ich mir das denken können, da es ganz offensichtlich nicht von einem Gentianer stammte.«
    Hesperus war bis auf eine Minute an mich herangekommen.
    »Aber Sie sind unverletzt?«
    »Ja. Auch das Schiff ist unbeschädigt. Eines ist jetzt aber bewiesen – Schwingel hat uns zu Recht davor gewarnt, in dieses System einzufliegen. Das ist eine wahre Schlangengrube. Je eher wir von hier verschwinden, desto besser.«
    »Ich habe keine freie Sicht auf Portulas Schiff. Ich werde sie über Ihr knappes Entkommen informieren. Dürfte ich Ihnen in der Zwischenzeit meine Unterstützung anbieten?«
    »Wenn ich die Wolke erst einmal hinter mir gelassen habe, geht es schon wieder. Konzentrieren Sie sich auf sich selbst und Portula. Sagen Sie ihr, sie soll auf keinerlei Signale reagieren.«
    »Sind Sie sicher, dass es keine Überlebenden gibt?«
    »Schauen Sie sich doch um, Hesperus. Das war von vorneherein nichts weiter als Wunschdenken.«
    Noch während ich sprach, piepste die Konsole. Ich musterte finster die Anzeige, denn ich war nicht in der Stimmung für weitere Neuigkeiten.
    Die Bummelant hatte soeben ein weiteres Signal aufgefangen. Es kam von einer anderen Position als das

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