Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
Feuer eröffneten, wusste ich, dass jemand eingetroffen war.« Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht vor Wut. »Aber sie haben uns nicht alle erwischt. Bei mir sind eine Handvoll Splitterlinge, die ich an Bord genommen habe, als die Hölle losbrach, und ich bin sicher, es verstecken sich noch mehr im System. Außerdem sind da noch die Gefangenen. Aber wir können uns nicht von der Stelle bewegen. Wir können nicht wegfliegen. Ich habe keinen Antrieb mehr. Ich könnte in Schleichfahrt aus der Wolke hinausfliegen, aber früher oder später würden sie mich erwischen.«
    Ich formte beinahe lautlos eine Frage. »Was soll ich tun?«
    Mezereum atmete schwer. »Die Zeit läuft uns davon. Wir haben kein Synchromasch mehr, und in der Stasiskammer habe ich bereits neun Leben aufgebraucht. Mein Schiff stirbt. Es kann sich nicht mehr selbst reparieren, und der Impassor ist so ziemlich das Letzte, was noch funktioniert.« Sie musterte mich eindringlich, als träfen sich unsere Blicke und als wollte sie, dass ich als Erster wegsah. »Gib mir Bescheid, ob du die Nachricht empfangen hast – auch dann, wenn du nichts unternehmen willst. Ändere ein bisschen den Kurs, damit ich weiß, dass du das Signal empfangen hast. Ich muss wissen, dass es angekommen ist. Denn da ist noch etwas, das du wissen musst und auch dann, wenn du uns hier dem Tod überlässt, dem Rest der Familie mitteilen musst. Ich habe die Gefangenen bereits erwähnt. Schwingel wusste nichts von ihnen, deshalb nehme ich an, dass auch du nichts darüber weißt. Aus einem haben wir etwas herausgeholt. Er heißt Grilse – ein bösartiger Splitterling der Marcellin-Familie. Daher hatten sie die H-Waffen. Aber mach nicht vorschnell die Marcellins dafür verantwortlich – wir glauben, dass Grilse und seine Freunde auf eigene Faust gehandelt haben. Falls du wirklich Campion bist, so weiß ich nicht, wie du das aufnehmen wirst – aber Grilse hat gesagt, das alles sei deine Schuld.« Mezereum schüttelte den Kopf. »Nein, so hab ich das nicht gemeint. Ich wollte damit sagen, dass du unwissentlich die Ereignisse in Gang gesetzt hast. Du warst der Auslöser. Du hast den Angriff ausgelöst – ob wissentlich oder unwissentlich.«
    »Wie soll ich den Angriff ausgelöst haben?«, sagte ich verblüfft. »Wie sollte das zugehen, wo ich doch nicht einmal vor Ort war?«
    Ich leitete Mezereums Nachricht an Portula weiter, denn ich wollte, dass sie von meiner angeblichen Verstrickung erfuhr. Ohne ihre Antwort abzuwarten, begann ich das Wendemanöver. Kurz darauf vollzog Hesperus mein Manöver nach und beanspruchte den Antrieb bis zum Äußersten, um sein Schiff vor das meine zu setzen. Dabei wurden bestimmt fünftausend Ge wirksam, was die Fähigkeiten jedes mir bekannten Dämpferfeldes bei weitem überstieg.
    Es dauerte nicht lange, da meldete Mezereum sich erneut. »Ich danke dir, Campion. Ich hatte gehofft, dass du wenden würdest, aber ich wollte mich nicht darauf verlassen. Was auch geschieht … du kannst dir meiner ewigen Dankbarkeit sicher sein. Ich weiß, es wurden schlimme Dinge über dich gesagt – auch von mir, die es eigentlich hätte besser wissen müssen. Das hast du nicht verdient. Du bist ein Juwel der Familie, ein Mann, auf den wir alle stolz sein können.«
    »Warte mit deinem Lob, bis ich dich gerettet habe«, sagte ich.
    »Ich sende jetzt unsere Position«, fuhr Mezereum fort. »Sie ist nicht exakt, aber genauer kann ich sie nicht bestimmen. Wenn du näher gekommen bist, solltest du uns anhand der Blasenstreuung ausfindig machen können. Ich werde mich natürlich bemühen, dich zu dirigieren. Ich glaube noch immer, dass es nicht ratsam wäre, mich direkt anzufunken.«
    Zahlenkolonnen scrollten. Auf dem Hauptdisplay erschien vor dem braunen Hintergrund der Wolke ein Symbol. Mezereums Position lag etwa fünfzehn Grad nördlich des Ursprungssignals, etwas weiter im Innern des Staubschleiers. In der absurden Hoffnung, vor den wesentlich empfindlicheren Sensoren des Schiffes fündig zu werden, bohrte ich meinen Blick in den Staubnebel des pulverisierten Planeten.
    Hesperus, der trotz der Trägheitskräfte noch sprechen konnte, sagte: »Sie hat eine Speikobra erwähnt. Ich muss gestehen, dass ich in meinem Gedächtnis nichts darüber finden kann.«
    »Wissen Sie über Wurmlöcher Bescheid, Hesperus?«
    »Ein wenig. Die Wiedergeburtler verjüngen damit Sterne.«
    »Viel mehr kann man damit auch nicht anfangen. Sie sind ein Witz Gottes. Vielleicht haben die Früheren eine

Weitere Kostenlose Bücher