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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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nachtschwarzen Teile.
    Mezereum aber war erfinderisch gewesen. Sie verfügte noch über einen funktionierenden Impassor und hatte mehrere Millionen Tonnen Trümmerstaub in der Schutzblase gesammelt. Der Staubvorhang würde einen gewissen Schutz bieten, falls die Schutzblase ausfallen sollte. Außerdem hatte sie mehrere große Trümmerstücke so angeordnet, dass sie zusätzliche Tarnung boten. Aus der Nähe betrachtet, wirkte das Gebilde künstlich – große Felstrümmer, die sich zu einem Mini-Asteroiden verdichteten, mit einer Glasmurmel in der Mitte -, doch offenbar war sie davon ausgegangen, dass sie keiner allzu kritischen Musterung unterzogen werden würde.
    »Ich bin jetzt ganz nah«, sagte ich. »Die Frachtluke steht bereits offen – der Platz sollte für euch reichen. Aber du musst die Schutzblase abschalten und die Tarnung aufgeben.«
    »Ich habe Angst. Sie sind jetzt so nah, dass sie mich mühelos wiederfinden werden, wenn ich die Blase ausschalte.«
    »Du hast mir gesagt, deine Schutzblase würde demnächst ohnehin den Geist aufgeben. Du hast nichts zu verlieren.«
    Während ich das Annäherungsmanöver abschloss und die Verzögerungskräfte auf einige wenige Ge sanken, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Hesperus zu. Er hatte zu schlingern begonnen, als er die Homunkulus-Waffe unter Dauerfeuer nahm. Offenbar blieb der Beschuss nicht ohne Wirkung, denn zwei Begleitfahrzeuge hatten die Verfolgung aufgenommen. Die Waffe selbst aber machte keine Anstalten, dem Köder zu folgen. Die beiden Begleitfahrzeuge beschleunigten beim Wendemanöver fast so stark wie Hesperus’ Raumschiff.
    Die Bummelant kam unmittelbar hinter der letzten Tarnschicht zum Stehen. Mezereums Schutzblase erlosch, und ihr Schiff bewegte sich ganz allmählich vor und löste sich aus den Trümmern, die in der Blase gefangen gewesen waren. Die Felsbrocken, gegen die sie prallte, machten silbrige Dellen in den Rumpf, zerschellten und wurden pulverisiert. Der Antrieb begann rot zu leuchten, was darauf hindeutete, dass damit etwas nicht in Ordnung war. Aber egal – er brauchte nur noch ein paar hundert Meter zu überbrücken, dann konnte man ihn verschrotten.
    Ich wies zwei der Lampreten an, die Trümmer so zu arrangieren, dass sie einen provisorischen Schutzschirm zwischen uns und der Homunkulus-Waffe bildeten. Sie besaßen genug eigene Intelligenz, um die Aufgabe ohne externe Steuerung zu bewältigen. Mit rasender Geschwindigkeit machten sie sich an die Arbeit und huschten so schnell umher, dass das Auge ihnen nicht folgen konnte.
    Während die Lampreten beschäftigt waren, brachte ich die Frachtluke in Position und schaltete meinen Schutzschirm aus. Die Lampreten sausten wie Glühwürmchen umher und bemühten sich, die größeren Brocken aus dem Weg zu räumen, die durch Mezereums Manöver in Bewegung geraten waren. Plötzlich wirkte ihr Schiffswrack viel zu groß, um in den Hangar hineinzupassen. Auf einmal hatte ich das Gefühl, ich hätte mich verschätzt.
    »Schalte den Antrieb aus«, sagte ich zu Mezereum. »Dein Bewegungsimpuls ist groß genug. Ich kümmere mich um den Rest.«
    In diesem Moment hatte es den Anschein, die Hälfte des Himmels reiße auf und dahinter käme ein blendendes Weiß zum Vorschein. Es war, als sei der Nachthimmel eine eierschalendünne Schutzschicht, hinter der sich eine unglaublich grelle Helligkeit verbarg. Auf der über mir schwebenden Konsole wurden die Beschwerden der Bummelant aufgelistet: Ein großer Bereich des Rumpfes war mittelschwer beschädigt worden, eines der Glühwürmchen war ausgefallen.
    Mezereums Bild baute sich flackernd auf.
    »Sie haben gefeuert.«
    Ich nickte: Damit hatte ich gerechnet. »Bist du getroffen worden?«
    »Ich glaube, die Trümmer haben das meiste abgefangen. Wir befinden uns noch außerhalb des tödlichen Wirkungsbereichs. Hast du Schäden zu verzeichnen?«
    »Nichts, was sich nicht wieder reparieren ließe oder uns an der Flucht hindern würde.«
    Ich wagte mir nicht vorzustellen, was geschehen würde, wenn die Waffe näher käme. Praktisch hatte es sich lediglich um einen Streifschuss gehandelt. Meine Hände zitterten, als ich beobachtete, wie Mezereums Wrack in die Frachtluke schwebte, wobei ich den Eindruck hatte, auf jeder Seite blieben nur noch ein paar Ångström Platz. Die Bummelant dröhnte, als etwas gegen die Hülle prallte. Das Raumschiff schwebte jedoch unbeirrt weiter. Ich schaltete auf Außensicht um. Es sah aus, als zwänge sich ein grässliches Raubtier

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