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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Spiel zu behalten, was auch damit zu tun hatte, dass der Konzern negative Nachrichten scheute.
    »Sie haben das für den Krieg gemacht«, sagte der kleine Junge, als wir durch die grüne Tür ins Spielzimmer traten. »Das ist dir doch klar, oder?«
    »Sie haben was für den Krieg gemacht?«
    »Das Spiel – den Puppenpalast.« Er hatte noch immer etwas von Graf Mordax an sich – hochmütige Herablassung lag in seinem Tonfall, weit ausgeprägter als sein Hang zu Stichelei und Spott. »Das war für Soldaten gedacht, wie deine Familie sie geklont hat. Sie gingen in den Palast und bekamen Erinnerungen an einen Krieg vermittelt, obwohl sie gerade erst erzeugt worden waren. Wenn sie in die Schlacht zogen, verfügten sie über so viel Erfahrung und Wissen, als hätten sie schon jahrelang gekämpft.«
    Ich wusste nicht viel über den Großen Brand – das war eines der Themen, über das der Infowürfel sich nur zurückhaltend äußerte -, doch ich war mir sicher, dass Zauberer und Zofen keine herausragende Rolle dabei gespielt hatten.
    »Der Große Brand hat sich im Weltraum abgespielt«, sagte ich. »Da gab es keine Burgen und Paläste.«
    Der Junge rollte mit den Augen. »Das hat nichts zu sagen, das sind Details, die am Ende einprogrammiert werden. Als die Soldaten ihn benutzt haben, hatte der Palast einen anderen Namen. Wenn sie reingingen, befanden sie sich im Sonnensystem, in der Goldenen Stunde, komplett mit Raumschiffen und Kleinen Welten. Das ganze Märchenzeug hat man erst nach dem Krieg in den Simulator einprogrammiert, um damit weiterhin Geld zu verdienen. Aber es hat angeblich nicht richtig funktioniert – die Soldaten vergaßen immer wieder, wer sie in der realen Welt waren, und blieben im Spiel stecken. Ich nehme an, der Fehler ist inzwischen behoben.«
    »Das glaube ich dir nicht. Der Krieg war grauenhaft. Deshalb redet auch niemand darüber.«
    »Dass sie nicht drüber reden, heißt nicht, dass sie kein Geld damit verdienen wollen. Du hast doch die Robots gesehen, die mit mir die Rampe runterkamen. Wenn du an deren Verkleidung kratzt, ist kein großer Unterschied zu den Militärrobots festzustellen, mit denen wir im Krieg unsere Seite beliefert haben.«
    Die Robots beunruhigten mich noch immer. Manchmal träumte ich, ich liefe durch einen der langen, gewundenen, von Spiegeln gesäumten Flure des Hauses und werde von einem schlitzgesichtigen, klauenbewehrten, einrädrigen Ungeheuer verfolgt, das langsam zu mir aufschloss. Ich wollte, dass der Große Brand Vergangenheit blieb, vergraben in der Tiefe der Geschichtsbücher. Die Vorstellung, dass er noch immer Einfluss auf die Gegenwart nahm, ans Fenster klopfte und eingelassen werden wollte, behagte mir nicht.
    »Es gibt keine Klone mehr«, sagte ich. »Jedenfalls wenn man die Kindermädchen nicht mitzählt.«
    »Sklavenarbeiter, die man nicht in die Goldene Stunde exportieren kann. Mein Vater sagt, deine Familie hat seit dem Waffenstillstand nicht vergessen, wie’s gemacht wird. Wenn deine Seite – oder sonst jemand – wieder Klone bräuchte, würde die Produktion bald wieder anlaufen.« Während Graf Mordax noch im Hintergrund seiner Augen lauerte, sagte er boshaft: »Deine Mutter ist durchgedreht, als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte. Sie ist verrückt geworden. Oder wusstest du das nicht?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte die Prinzessin aus meinem Mund.
    »Deine Mutter lebt noch, aber sie ist ziemlich verrückt. Oder hat man dir das nicht gesagt?«
    »Sie ist krank.«
    »Aber du bekommst sie nie zu Gesicht, hab ich Recht? Du hast noch nie persönlich mit ihr gesprochen?«
    »Ich spreche ständig mit meiner Mutter.«
    »Du sprichst zu den Fensterscheiben, wie zu der, die mir guten Tag gesagt hat, als ich aus dem Shuttle gekommen bin. Das in dem Glas ist nicht deine Mutter. Das ist ein Ebenbild, erzeugt von einer Maschine, die schon auf sie aufgepasst hat, als sie noch ein Mädchen war, einer Maschine, die glaubt, sie wüsste, wie deine Mutter sich verhalten und was sie sagen würde, wenn sie leibhaftig anwesend wäre.«
    »Du bist fies.«
    »Das tut mir leid – ich hab mir halt gedacht, du solltest die Wahrheit erfahren. Deshalb sieht das Haus auch so seltsam aus – weil sie es ständig einreißt und wieder aufbaut. Das kommt daher, dass sie verrückt ist, dass sie glaubt, sie würde verfolgt wegen dem, was sie getan hat. Wenn du mir nicht glaubst, brauchst du nur eine der Personen zu fragen, die nach dir sehen.«
    »Du hast

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