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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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ihrem Ärmel und legte sie auf einen Becher mit Brillantine. »Noch etwas. Auf dieser Karte steht eine Adresse. Es gibt einen Mann, der diese Adresse von Zeit zu Zeit aufsucht. Er trägt stets einen weißen Anzug und hat ein Muttermal auf der linken Wange. Es handelt sich bei diesem Mann um Woo Hak-yeung. Sie kennen ihn als das Schwarzköpfige Schaf. Er hat während des Krieges viele unserer Freunde verraten, viele Ihrer Gesinnungsgenossen sind wegen ihm gestorben. Sie sind wahrscheinlich davon ausgegangen, dass er tot ist. Nun, das ist er nicht. Er lebt, und er verrät noch immer Ihre Kameraden. Machen Sie mit ihm, was immer Sie für richtig halten.«
    Der Mann massierte seine Nasenwurzel. »Wegen der Funkempfänger wird jemand mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Kommen Sie nicht wieder hierher.«

6
    Im Il Porco ging später alles seinen gewohnten Gang.
    »Noch einen teh tarik !«, brüllte Old Fishlips im Befehlston aus seiner Ecke heraus.
    »Ihr Tee zieht noch, Mr Foo. Haben Sie noch etwas Geduld«, antwortete Lu See. Sie stand in der Küche und schnitt Karotten in Scheiben. Der alte Mann blätterte sichtlich verärgert in seiner Zeitung und rülpste laut.
    Nachdem Lu See ihm seinen Tee gebracht hatte, presste sie zum hundertsten Mal an diesem Tag ihre Hand auf ihren Unterleib und konzentrierte sich dabei besonders auf eine Stelle links neben ihrem Nabel. Die Magenkrämpfe kamen jetzt immer öfter. Neuerdings hatte sie auch Blut im Stuhl. Außerdem war sie sich sicher, dass sie Fieber hatte.
    Sie ging zum Tresen, zog ein Stück Schreibpapier darunter hervor und setzte sich. Pebbles stupste sie mit ihrer kalten feuchten Nase an, und da Dungeonboy gerade den Boden fegte, hob Lu See die Füße, damit er auch unter ihrem Stuhl kehren konnte.
    »Tsk! Ummöglik, ummöglik«, beschwerte er sich grinsend.
    »Was ist unmöglich?«
    » Alla mak, den gee gor Boden sauber halten, naturlik! Ummöglik! Ayaahh, überall Hundehaare! Ist genau, wie wenn Großmutter Fung versucht, ohne Zähne harte rohe Karotten essen. Ummöglik!« Er lachte.
    Lu Sees Mutter, die wie immer an der Tür saß, rückte ihre Fledermausbrille auf der Nase zurecht.
    »Lu See, ich habe dir doch gesagt, dass deine Brüder dir bald einen Besuch abstatten werden. Sie wollen dir gehörig den Kopf waschen, weil du zugelassen hast, dass Mabel einfach so verschwindet!«
    »Warum in aller Welt sollten sie das ausgerechnet jetzt tun? Mabel ist doch schon seit einer Ewigkeit weg!« Lu See war verärgert.
    »Zuerst haben sie auf die Kraft des Gebets vertraut und gehofft, dass Jehova sie nach Hause bringen würde.«
    »Und da ihre Gebete nichts gefruchtet haben, kommen sie jetzt, um mir auf die Nerven zu gehen. Und überhaupt: Was hat das Ganze denn mit ihnen zu tun?«
    »Das ist das, was ich ihnen auch die ganze Zeit sage. Aber du weißt doch, wie James und Peter sind. Sie müssen sich immer und überall einmischen.«
    »Ich frage mich, von wem sie das wohl haben, eh?!« Onkel Hängebacke kam hin und her schwankend wie ein Doppeldeckerbus ins Restaurant spaziert. »Einmal cha siu fan, bitte.« Er warf einen Brief auf den Tresen. »Gerade ist die Post gekommen. Sieht aus, als hättest du einen Brief von der italienischen Botschaft bekommen. Siehst du?« Er tippte mit einem Wurstfinger auf das edle Papier des Umschlags. »Das steht jedenfalls hinten drauf.«
    Das Telefon läutete. »Wai-eeee!«
    Lu See wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und riss den Umschlag auf. Eine goldgeprägte Karte kam zum Vorschein. Auf ihr stand, dass sie zu einem Empfang beim neuen Botschafter eingeladen wurde.
    »Merkwürdig«, sagte sie laut. »Ich frage mich, wie die ausgerechnet auf mich kommen.«
    »Vielleicht brauchen sie eine neue Köchin, aahh!«
    »Wer’s glaubt, wird selig.« Lu See grinste und wandte sich dann Dungeonboy zu. »Hast du den Waschraum schon geputzt?«
    » Tung yet jun! Wart ein Moment, lah . Zuerst fertig machen mit Hundehaare fegen, lah .«
    »Hum gaa chaan! « Fishlips knallte den Hörer auf die Gabel.
    Onkel Hängebacke sah sich die Einladung genauer an. »Am Freitag, den 13. Schlechtes Omen, schlechtes Omen, eh.« Er hob herausfordernd den Kopf. »Ich setze mich niemals an einen Tisch, an dem bereits zwölf Personen sitzen. Niemals, solange ich noch Zähne im Mund habe.« Er klopfte drei Mal auf das Holz seines Stuhles. »Wirst du hingehen?«
    »Zur italienischen Botschaft?« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mein Fall.«
    Ihre Mutter spitzte die

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