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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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vorbereitet. Sie ist immer wieder heimlich hierhergekommen, um uns zu besuchen.«
    Mabels Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Haben Sie noch immer keine Vermutung? Nun, dann werden wir es Ihnen zeigen«, sagte der Priester und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Ich denke, wir sollten einen kleinen Spaziergang machen, ja?«
    Ein paar Minuten später traten sie aus dem Narra- Wäldchen heraus und kamen zu der anglikanischen Kirche, die am Ufer des Flusses stand.
    »Die Japaner haben sie als Pferdestall genutzt. Sie haben sie in einem entsetzlichen Zustand hinterlassen. Außerdem wurden, wie Sie wissen, die Orgelpfeifen gestohlen. Ihre Mutter hat alles gereinigt, aber die Juru Diocesan Trustees Association verfügte einfach nicht über die erforderlichen Mittel, um den beschädigten Fußboden und die Bankreihen zu ersetzen.«
    »Wir haben uns sogar an die Chinesische Synode gewendet, aber dort konnte man uns auch nicht helfen«, fügte Lu See hinzu.
    »Es war eine schreckliche Zeit.« Der Priester legte seine Hand auf die schweren Türen aus Teak und drückte sie auf. Sie betraten den Kirchenraum mit seinen frisch gestrichenen, weißen Wänden. »Aber dank Ihrer Mutter und ihrem Verhandlungsgeschick hatten wir schließlich doch Erfolg.«
    Streifen von Sonnenlicht fielen durch die Buntglasfenster. An der Decke drehten sich leise mehrere Ventilatoren.
    Lu See nahm ihre Tochter bei der Hand. »Ich habe einen Plan ausgearbeitet, auf dessen Basis wir mit allen Grundbesitzern der Umgebung eine Übereinkunft getroffen haben.«
    »Die Betreiber der Zinnminen haben den Plan zwar kategorisch abgelehnt, aber die Plantagenbesitzer haben letztendlich dann doch alle eingewilligt, etwas beizusteuern«, führte Pater Louis weiter aus.
    »Einige sehr widerwillig, wohlgemerkt«, fügte Charlie Fosler grinsend hinzu.
    »Die Übereinkunft sah vor, dass sie für jeden Hektar, der tatsächlich landwirtschaftlich genutzt wird, ein Viertel Prozent des erwirtschafteten Gewinns für unseren Zweck zur Verfügung stellen.«
    »Und dann hat Ihre Mutter den Rest beigesteuert.«
    »Das hast du getan?«, fragte Mabel verblüfft.
    »Ich habe jede Woche 10 Dollar von meinem Anteil der Einnahmen des Restaurants genommen und sie in den Fond eingezahlt.« In ihrer Stimme lag ein Anflug von stillem Stolz. »Es hat fünfzehn Jahre gedauert, bis wir genug Geld zusammenhatten.«
    »Genug Geld wofür?«
    »Für die neue Orgel natürlich.«
    »Und an dieser Stelle komme ich ins Spiel«, grinste Charlie Fosler.
    »Es war Charlies Onkel, der uns damals die erste Orgel verkauft hat.«
    »Hat mich nicht viel Zeit gekostet, den alten Herrn dazu zu überreden, einen neuen Satz Pfeifen zu einem unschlagbar günstigen Preis zu gießen. Sie sind schließlich eine alte Kundin von ihm.«
    »Und da ist sie also«, strahlte Pater Louis.
    Lu See trat nach vorn und strich mit der Hand andächtig über den massiven Sockel des Spieltisches. Das Gehäuse war aus Eiche gefertigt und auf Hochglanz poliert. Die Orgel selbst besaß sowohl mechanische Tasten als auch Registerzüge.
    »Sie ist wunderschön geworden«, sagte Lu See. Sie betrachtete die Pedale und ließ ihren Blick langsam zu den Pfeifen hinaufwandern. Das Kupfer schimmerte in der Sonne, als wäre es eingefettet. »Einfach wunderschön.«
    »Ich war mir sicher, dass sie Ihnen gefallen würde«, sagte Charlie Fosler. »Wir haben auch die Gedenktafel angebracht.«
    Neben der Orgel hing eine Tafel aus Messing an der Wand. Darauf stand:
    Diese Orgel wurde in Erinnerung an
    Teoh Tak Ming (1915–1935)
    und
    Adrian W. S. Woo (1912–1936)
    gestiftet.
    Lu See las die Inschrift und lächelte. Dann setzten sich Mabel und sie nebeneinander in eine der Kirchenbänke.
    Pater Louis legte seine langen Finger auf die Tastatur.
    Gerade als Lu See die Augen schloss, ließ eine wahre Explosion von Tönen die Luft erbeben – es waren die ersten Takte von Bachs Präludium in C-Dur. Die Töne beschrieben wirbelnde Kreise in ihrem Kopf. Sie stiegen und fielen. Die auf- und abschwellenden Wirbel durchdrangen die Mauern, brachten den Boden zum Beben und ließen die Blätter an den Bäumen draußen erzittern. Sie brachte alle Gedanken zum Schweigen und raubten Lu See schier den Atem. Dies zu hören, das war es, worauf sie so lange gewartet hatte. Dies waren die Klänge, zu denen sie als Kind im Chor gesungen hatte.
    Als Pater Louis zu spielen aufhörte und es still wurde, schien es, als wäre die Kirche endgültig von jedem Ballast der

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