Das Haus der toten Mädchen
als sie einen Arm ausstreckte und ihm das offene Päckchen abnahm.
Er ließ sie gewähren, obwohl ihre Hände zitterten und ihr Atem immer noch stoßweise ging. Er drückte sie zurück auf ihr Bett aus zerknüllter Kleidung und schmiegte sich an sie.
Sie nahm ihn in sich auf, schlang die Beine um seine, und er griff nach unten, um sie höher zu ziehen, über seine Hüfte.
Er bewegte sich, bis er kaum noch in der Lage war, sich zu beherrschen. Dann hörte er sie verzückt aufstöhnen. Er hatte vage gehofft, es noch eine Weile aushalten zu können, aber er merkte, dass er kurz davor war zu explodieren. Sein ganzer Körper schien sich zusammenzukrampfen, und dann sackte Griffin auf ihr zusammen.
Irgendwann dämmerte ihm, was er getan hatte. Das Kondom lag unbenutzt neben ihnen. Sophie hatte ihm den letzten Rest Verstand geraubt, und er hatte es einfach vergessen.
„Shit“, murmelte er. Das war ihm seit fünfzehn Jahren nicht passiert. Diese Frau unter ihm hatte ihn in einen gedankenlosen Teenager zurückverwandelt. „Shit“, wiederholte er.
„Bitte nicht“, flehte sie ermattet. „Es ist wirklich ziemlich frustrierend, dass deine erste Reaktion auf Sex mit mir jedes Mal aus diesem einen Wort besteht. Kannst du dir nicht mal etwas Positiveres einfallen lassen, so in der Art von ‚Also, das war nicht übel‘, anstatt zu fluchen?“
Er war noch immer erregt. Mit diesem Teufelsweib schien alles möglich zu sein.
„Verflucht, ich glaube, wir müssen es gleich noch einmal machen.“ Und zum Beweis stieß er seine Hüften an ihre.
Er sah, wie sie im Mondlicht die Augen aufriss. „Das ist doch nicht möglich!“
„Sagst du mit deiner immensen Erfahrung. Glaub mir, wenn wir beide uns lieben, ist nichts unmöglich.“
„Lieben? Ich dachte, hier gehts ums Vögeln.“
Er musste sie küssen. Aus ihrem weichen Mund klang das Wort absurd. Er küsste sie und spürte, wie sich tief in ihr eine Antwort regte.
Beinahe wäre ihm wieder ein „Shit“ herausgerutscht, aber das wollte er ihr ersparen. Außerdem hatte er gerade Wichtigeres zu tun.
Diesmal nahm er sich alle Zeit der Welt, und nichts hätte ihn zur Eile antreiben können, nicht ihr atemloses Flehen, ihr gekeuchtes Betteln. Er legte sich auf den Rücken, und sie beugte sich wie eine überwältigende Kriegsgöttin über ihn, und als sie dann vor Lust verging, schrie sie es laut aus sich heraus und sackte dann auf ihm zusammen, und ihr entspannter Körper bebte unter ihren heiseren Schluchzern.
Normalerweise zog er sich, wenn er mit einer weinenden Frau konfrontiert war, schnellstmöglich zurück und wartete ab, bis es vorbei war. Bei Sophie war es anders: Er schlang einfach die Arme um sie, presste sie an sich und streichelte ihr Haar, bis die Schluchzer verebbten und sie einschlief.
Was für ein Ort für ein Schläfchen, dachte Griffin träge. Was für ein Ort fürs Vögeln. Anstatt splitternackt auf einer harten Tischplatte mitten im Wald zu liegen, könnten sie es sich jetzt im Cottage in seinem weichen Bett bequem machen.
Er sollte sie wecken und zum Cottage zurückschleppen, um den Abend in aller Gemütlichkeit ausklingen zu lassen. Aber er konnte sich nicht rühren. Wollte sich nicht rühren. Der Geruch des Sees und der Kiefern und die frische Bergluft hüllten ihn ein, und zum ersten Mal seit zwanzig Jahren war er mit sich und der Welt im Reinen.
Trotz des harten Holzes, das seinen Rücken peinigte, trotz Sophies Haar, das ihn in der Nase juckte, trotz der Mücken, die ihm den Po zerbissen, war er beinahe … glücklich.
Das Gefühl war ihm nicht vertraut, und er begegnete ihm mit Skepsis. Aber im Augenblick sah er keine Veranlassung, es abzuschütteln.
Er schloss einfach die Augen und wartete ab. Während Sophie friedlich in seinen Armen schlief, lauschte er den Klängen der Nacht.
20. KAPITEL
D oc hatte sie nicht so fest schlagen wollen. Ihm stand eine lange Nacht bevor, und er wollte nichts übereilen. Er summte vor sich hin, während er sie durch die mit Trümmern übersäten Flure in den alten Krankenhaustrakt hinübertrug. Sie wog kaum etwas, und Doc war ein starker Mann. Es war ihm ein Leichtes, sie sich über die Schulter zu werfen und durch den Gang zu tragen, den die Kerze in seiner Hand schwach erleuchtete.
Der Strom war schon vor langem abgestellt worden. Das überraschte ihn nicht: Die Leitungen stammten vom Beginn des Jahrhunderts; die schwarzen Drähte lagen bloß, und knapp unter der Decke ragten Porzellan-Isolatoren aus
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