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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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nicht wieder geschah? Jetzt, da wieder ein weiblicher Teenager in diesem Haus lebte. Marty hatte den verkümmerten Instinkt eines weißen Kaninchens: Wie die meisten Jugendlichen hielt sie sich für unverwundbar und unsterblich. Warnungen – vor allem so vage, unbegründete – würde sie einfach in den Wind schlagen.
    Wenn sie denn unbegründet waren.
    Ach, ihre Sorgen sollten sich zum Teufel scheren. Sie würde nicht in Grübelei über uralte Mordfälle versinken. Pfirsichkuchen backen war eine bessere Beschäftigung für einen warmen Sommertag. Selbst wenn sie ihn ganz alleine essen musste.
    Doch, Pfirsichkuchen war eine gute Alternative zu Mord. Und auch zu ihren Gedanken über den Mann im Nachbarhaus mit seinen dunklen Augen und seinem undurchdringlichen Gesicht. Sie konnte ihn nicht ausstehen. Sie traute ihm nicht über den Weg. Um ehrlich zu sein, fürchtete sie sich sogar ein kleines bisschen vor ihm, auch wenn sie nicht recht wusste, wieso.
    Aber es gab da noch ein lästiges Problem mit John Smiths Anwesenheit direkt jenseits ihrer Grundstücksgrenze. Nicht den Umstand, dass ihre Schwester sich in ihn verknallen könnte. Sophie nahm an, dass sie das in den Griff bekommen würde.
    Nein, das wirklich Unangenehme war, dass sie ihn einfach nicht aus dem Kopf bekam. Sosehr sie sich auch einredete, weit über solchen Dingen zu stehen, sie war von ihm fasziniert und fühlte sich zu ihm hingezogen.
    Sie bereute zutiefst, ausgerechnet in diesem Jahr das Rauchen aufgegeben zu haben.
    Er spürte, wie es wieder in ihm aufstieg: dieses tiefe, mächtige Bedürfnis, das unscheinbar aufkeimte und sich dann wie ein heiliges Feuer durch seinen Körper fraß. Er hatte geglaubt, seine Arbeit hier sei erledigt, aber der Herr hatte andere Pläne. Seit seinem letzten Racheakt in Gottes Namen waren drei Jahre vergangen. Drei Jahre, seit er diesem verdorbenen Kind Satans das Leben ausgetrieben hatte. Natürlich hatte er Buße getan. Schon das Wissen, dass das, was er tat, falsch war, begriff er als Teil seiner Strafe. Er musste Gottes Gerechtigkeit vollstrecken und zugleich dafür büßen.
    Es rief nach ihm. Es rief ihn in Gestalt jenes Mädchens, jenes sündhaften Kindes, das sein Gesicht anmalte und seinen Körper darbot und nur auf eine Chance lauerte, Satan zu huldigen.
    Er würde sie retten. Er würde sie von dem Bösen reinwaschen, das sich ihrer bemächtigen wollte. Er würde ihr das Böse aus dem sündigen Leib brennen.
    Sie würde von seiner Hand sterben. Und übrig bliebe eine reine Seele.

6. KAPITEL
    D er Lärm ließ ihn hochfahren. Draußen war es stockfinster, und die leisen Geräusche des Sees hatten Griffin in einen tiefen Schlaf fallen lassen, aber irgendetwas war in seine Träume eingedrungen und hatte ihn wachgerüttelt. Er schaute kurz auf seine Uhr: halb zwei in der Nacht. Er wusste, dass er allein im Haus war, aber von unten hatte er eindeutig einen dumpfen Knall gehört.
    Er setzte sich auf die Bettkante und suchte nach seinen Jeans. Wer auch immer da unten sein Unwesen trieb, machte sich keine große Mühe, seine Anwesenheit zu verbergen, aber Griffin zog sich dennoch so leise wie möglich an, um niemanden zu verscheuchen.
    Natürlich konnte es eine ganz einfache Erklärung geben: eine der Mäuse beispielsweise, die er vertrieben hatte. Oder ein neugieriger Waschbär, oder sogar – Gott bewahre – ein Stinktier.
    So leise wie möglich schlich er zur Tür, um den Eindringling nicht vorzuwarnen, aber das alte Haus war für solche Heimlichkeiten nicht geschaffen, und die Dielenbretter knarrten unter seinem Gewicht. Er hielt inne und rechnete fast damit, dass der ungebetene Gast jetzt aus dem Haus stürzen würde, aber die gedämpften Stöße verstummten nicht.
    Jemand hatte ein paar Lampen angeknipst. Das Wohnzimmer war voller langer Schatten, als er den Fuß der Treppe erreichte, und in der Küche nahm er Bewegungen wahr. Er schaltete die große Deckenlampe ein – in der Küche keine Reaktion.
    Er brauchte einen Moment, um sie wiederzuerkennen. Die verrückte Alte von nebenan war in sein Haus eingedrungen. Jetzt werkelte sie, tonlos singend, in seiner Küche herum, als wäre diese ihr ureigenstes Reich.
    „Mrs. …“ Verdammt, er hatte tatsächlich ihren Nachnamen vergessen. „Grace?“
    Mit diesem entwaffnend verschwommenen Blick guckte sie ihn an. Sie trug einen Bademantel, ihre Füße waren nackt und schmutzig. „Halli-hallo“, sagte sie heiter. „Ich bin froh, dass Sie wieder da sind. Sie haben

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