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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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waren die beiden offenbar gar nicht interessiert.
    „Sie braucht einen Mann, und unser Mr. Smith ist ein hervorragender Kandidat. Sexy, zielstrebig und ein ganz klein wenig gefährlich“, meinte Grace. „Er hat ein gutes Herz, und er wäre bestimmt treu. Er würde nie zulassen, dass dir jemand etwas antut.“
    „Und das leitest du alles aus zwei kurzen Begegnungen ab?“ fragte Sophie.
    „Niemand wird Sophie etwas antun“, versicherte Doc geduldig.
    Grace nippte an ihrer Tasse und schob sie dann von sich weg. „Was habt ihr mit dem Kaffee angestellt?“ erkundigte sie sich. „Er schmeckt wie Gift.“
    „Sie haben zu viel Zucker hineingeschüttet, Grace“, erklärte Doc. „Nehmen Sie meinen.“
    Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Sie haben ihn nicht vergiftet?“
    Doc tätschelte wieder ihre Hand. „Nein, Grace. Ich schwöre Ihnen, dass ich ihn nicht vergiftet habe.“
    „Na gut“, sagte sie und nahm einen Schluck. „Viel besser, aber er ist zu dünn. Sophie, wo warst du letzte Nacht?“
    Die Frage machte Sophies Hoffnung, die beiden könnten viel zu sehr in ihren bizarren Streit vertieft sein, um ihr Beachtung zu schenken, schlagartig zunichte. Ihr Plan, sich unbemerkt aus der Küche zu schleichen, war offenkundig geplatzt.
    „Im Bett, Grace“, erwiderte sie und machte Anstalten aufzustehen, um das Gespräch möglichst schnell zu beenden.
    „Das glaube ich gern. Die Frage ist nur: in
wessen
Bett?“ Grace versuchte ein spitzbübisches Lächeln, aber ihr fliegendes Haar und ihre gesprungene Lesebrille machten den Effekt zunichte.
    Sophie registrierte Docs leidenden Gesichtsausdruck sowie Martys lebhaftes Interesse und erhob sich nun wirklich vom Tisch. „In keinem Bett außer meinem, Ma“, verkündete sie mit fester Stimme. Schließlich entsprach es der Wahrheit. Sie hatten es auf dem Fußboden getrieben, auf einem kratzigen Teppich, wie die wundgescheuerte Stellen an ihrem Hintern klar bewiesen.
    „Zu schade“, murmelte Grace. „Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Warum gehst du heute nicht zu Mr. Smith rüber und schaust mal nach dem Rechten? Vielleicht kannst du ihn verführen.“
    „Das reicht, Grace“, meinte Doc milde. „Sie lassen Sophie jetzt in Frieden.“
    Aber er selbst wollte seinem Rat nicht folgen. Sophie entwischte mit einem Becher dünnen Kaffees auf die Veranda und hoffte auf ein paar Momente Einsamkeit, um sich zu sammeln, aber Doc folgte ihr.
    „Mit Ihrer Mutter geht es bergab“, eröffnete er ihr, und Sophie war fast erleichtert. Zumindest hatte er nicht vor, sie über ihr Sexualleben auszufragen. Jetzt, da sie – unerklärlicherweise – plötzlich eines hatte.
    „Ja“, pflichtete sie ihm bei und nahm auf einer Bank Platz. „Sie haben mich darauf vorbereitet, dass es schlimmer werden würde. Ich dachte nur nicht, dass es so schnell geschehen würde.“
    „Paranoia und Feindseligkeit sind Schlüsselsymptome dieses Alzheimer-Stadiums. Bald wird sie die Leute beschuldigen, ihr Sachen zu stehlen. Oder sie umbringen zu wollen. Ihnen stehen schwere Zeiten bevor, und Sie werden viel Geduld aufbringen müssen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht liegt.“
    Ihr war nach Weinen zumute. „Sie sind so gut zu uns, Doc“, murmelte sie. „Ich weiß nicht, was wir ohne Sie täten.“
    Doc setzte sich neben sie. Bei aller vermeintlichen Zerbrechlichkeit war er ein schwerer Mann. „Ich helfe Ihnen wirklich gerne. Und Rima wird ihren Teil dazu beitragen. Sie geht mittlerweile kaum noch aus dem Haus, aber sie freut sich immer, wenn Grace uns besucht. Vielleicht können wir das ausbauen. Sie jeden Tag ein paar Stunden zu uns holen. Rima würde die Gesellschaft genießen, und Sie könnten mal verschnaufen, wenn Sie wüssten, dass Grace in guter Obhut ist.“
    „So viel kann ich nicht von Ihnen …“
    „Sie können. Ich sage doch, Rima würde es freuen.“ Er versank in Schweigen, als suche er den richtigen Einstieg in ein unangenehmes Thema, und Sophie machte sich auf weitere Fragen nach John Smith gefasst. Ein Teil von ihr wollte Doc beichten, was geschehen war, und von Docs Alter, seiner Weisheit und seiner gelassenen Menschenkenntnis profitieren.
    Vielleicht, wenn er eine Frau gewesen wäre. Die Vorstellung, Doc zu erzählen, dass sie es auf dem Fußboden des Whitten-Cottage mit einem Mann, den sie kaum kannte, wild getrieben hatte, und dann die Enttäuschung in seiner Miene zu sehen, war einfach unerträglich.
    Aber Doc wollte gar nicht über Sex oder John

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