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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Höschen schob.
    Doch als er nach dem Reißverschluss seiner Hose griff und ihn zu öffnen versuchte, kam sie schlagartig zur Besinnung, und mit einem entsetzten Keuchen krabbelte sie von seinem Schoß. Einen Augenblick später war sie schon aus dem Wagen gestürzt, und er sah nur noch, wie sie zur Küche hinaufstürzte und die Tür hinter sich zuschlug.
    Er fluchte. Ausgiebig, inbrünstig, mit all der kraftvollen Obszönität, die er in sich aufspüren konnte. Er musste auf irgendetwas einschlagen, aber da war nichts außer dem Armaturenbrett aus knotigem Walnussholz, und das kam – bei aller Wut – nicht in Frage.
    Er lehnte sich zurück und schaute durch den strömenden Regen zum Gasthaus hinüber. Der dunkle, verlassene Flügel erstreckte sich hinter dem Haupthaus, öde, leer und voller Geheimnisse. Warum nicht jetzt? Sophie war zu aufgewühlt, um sich noch darum zu scheren, wohin er verschwand.
    Aber er hatte seine Taschenlampe im Cottage vergessen. Und ihm stand nicht der Sinn danach, zwischen all dem Gerümpel und Unrat herumzustolpern und dabei womöglich auf genau die Stelle zu treten, an der ein grauenhafter Mord geschehen war. Nicht heute Nacht.
    Nein, er würde einfach nach Hause zurückkehren und auf irgendetwas einprügeln. Das versprach vorübergehende Erleichterung. Mehr konnte er in einer langen, frustrierenden Nacht wie dieser wohl nicht erwarten.

17. KAPITEL
    S ophie saß am nächsten Morgen im Schneidersitz auf einem Stuhl auf der Veranda und liebkoste ihre Kaffeetasse, während sie beobachtete, wie der Nebel über dem See sich lichtete. Grace war bereits auf; sie lief in ihrem Zimmer herum und summte eine ziemlich schräge Melodie. Das war neu. Grace hatte eigentlich das absolute Gehör. Aber auch vor ihrer Musikalität machte die fortschreitende Erkrankung nicht Halt, und man konnte kaum erahnen, was genau sie summte. Es klang nach einer Mischung aus Cole Porter und Martys Limp Bizkit, und wenn dieses schiefe kleine Lied irgendeine verborgene Botschaft enthielt, so war Sophie außerstande, sie zu entschlüsseln.
    Sie hatte auch keine große Lust dazu. Ihr ging schon genug im Kopf herum, unter anderem, was sie wegen ihres Autos unternehmen sollte, wegen ihrer Schwester, ihrer Mutter, ihres Nachbarn, ihres neuen Unternehmens, ihrer überfälligen Kolumne, der Schnittwunde an ihrem Kopf und dieser höllischen Kopfschmerzen, gegen die auch die stärksten Schmerzmittel nicht ankamen. Wie hatte alles binnen weniger Tage derart aus dem Ruder laufen können – ohne Vorwarnung? Vor vier Tagen hatte sie noch nie von einem John Smith gehört. Dann hatte sie plötzlich wilden Sex mit einem völlig fremden Mann gehabt, und wenn sie letzte Nacht nicht noch gerade rechtzeitig zur Vernunft gekommen wäre, hätte sie es auf dem Vordersitz seines Autos glatt noch einmal getrieben. Verdammt.
    Sie sah zum Whitten-Cottage hinüber, dessen Dach zwischen den hohen Bäumen gerade noch erkennbar war. Sie war versucht, zum Ufer hinabzugehen, weil man von dort einen besseren Blick auf das Nachbarhaus hatte, aber sie bewies zur Abwechslung mal einen Funken Verstand und rührte sich nicht vom Fleck. Eine Rauchfahne stieg in die kühle Morgenluft auf, und sie roch den anheimelnden Duft eines Holzfeuers. Ich gehöre wirklich aufs Land, dachte sie, während sie noch einen Schluck ihres starken Kaffees zu sich nahm. Ihre beiden liebsten Düfte in der Welt waren Holzfeuer und frisch gemähtes Gras. Kaffee kam auf Platz drei, gefolgt von frischem Brot. Dies beides konnte man auch in der Stadt genießen, aber nichts roch wie das kühle Wasser des Sees an einem Morgen im späten August.
    Sie überlegte, ob sie schwimmen gehen sollte. Das kühle Wasser würde sie erfrischen und die Schatten vertreiben, die sie verfolgten, zumindest für ein Weilchen.
    Sie würde sich auch den Arsch abfrieren, was theoretisch gar nicht so schlecht klang, aber in der Praxis sicher äußerst unerquicklich wäre. Und der Still Lake war zwar ein besonders friedliches Gewässer, enthielt aber nichtsdestoweniger alle möglichen Mikroorganismen, denen sie ihren lädierten Schädel lieber nicht aussetzen sollte.
    Sie sollte die Wunde vielleicht mit ein paar Stichen nähen lassen. Wenn sie den Mumm gehabt hätte, Doc zu wecken, wäre sie nicht in den Graben gefahren. Dann wäre sie John Smith nicht in die Arme gelaufen, und sie würde sich jetzt nicht so ruhelos und bedrückt fühlen. Sie wäre nicht versucht, die Auffahrt entlangzulaufen, um nach dem

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