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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Auto zu sehen und dabei womöglich ihrem Nachbarn zu begegnen, und diesmal würde sie nicht davonlaufen, und dann …
    Sie hörte ein Auto die Auffahrt hinauffahren, und sofort krampfte sich ihr Magen zusammen. Aber sie erkannte rasch, dass das Geräusch nichts mit dem kehligen, erotischen Surren des Jaguarmotors gemein hatte.
    Es war Doc. Er wirkte etwas bedrückter als sonst, als er aus dem Wagen stieg, aber als er die Stufen zur Veranda nahm, brachte er doch ein warmherziges Lächeln zustande. „Gibt es noch mehr von diesem Kaffee?“ fragte er und guckte sie so intensiv an, dass es ihr unangenehm wurde.
    Sie setzte ein Bein auf den Boden. „Ich hole Ihnen eine Tasse …“
    „Oh Gott, nein! Ich bediene mich selbst. An der Aufteilung der Küche hat sich ja gegenüber früher nicht viel geändert. Ich werde mich zurechtfinden. Soll ich Ihre Tasse nachfüllen?“
    „Warum habe ich nur das Gefühl, dass das kein reiner Höflichkeitsbesuch ist?“ fragte Sophie, als sie ihm ihren Becher reichte.
    „Es
ist
ein Höflichkeitsbesuch“, antwortete Doc. „Sagen wir: ein Höflichkeitsbesuch mit ernstem Hintergrund. Ich bin gleich wieder da.“
    Sophie stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte. Was auch immer Doc mit ihr besprechen wollte, es würde ihr nicht gefallen. Sie hatte schon so viel Ärger am Hals, dass sie neuen partout nicht gebrauchen konnte. Obwohl Doc, so wie sie ihn kannte, ihr wahrscheinlich eher helfen als weitere Probleme bereiten würde.
    „Bitte schön“, sagte er, als er mit zwei vollen Bechern auf die Veranda zurückkehrte. Er setzte sich in einen der Schaukelstühle und nahm einen Schluck. „Großartig“, befand er.
    „Woher kennen Sie die Küche?“ fragte sie. „Waren Sie mit Peggy Niles befreundet?“
    Doc lachte. „Hier in der Gegend sind wir alle verwandt. Peggy war meine große Schwester. Ich dachte, das wüssten Sie. Dieses Haus war unser Familiensitz. Mein Vater war der Arzt des Ortes, meine Mutter die Krankenschwester, und der ganze hintere Gebäudetrakt war ein Krankenhaus. Ich bin in diesem Haus aufgewachsen.“
    „Ich bin darüber informiert, dass der abgeschlossene Flügel eine Zeit lang als Hospital genutzt worden ist, aber irgendwie habe ich das nicht mit Ihnen in Verbindung gebracht. Warum haben Sie das Haus nicht behalten? Was ist mit Ihrer Schwester passiert?“
    „Die Zeiten haben sich geändert. Als ich klein war, hatte jedes Städtchen sein eigenes Hospital, aber als ich erwachsen wurde, wurden all diese lokalen Einrichtungen dichtgemacht, und die Leute fuhren stattdessen nach Morrisville oder St. Johnsbury. Oder nach Burlington, wenn es sich um etwas Ernstes handelte. Für mich war es sinnvoller, direkt im Ort eine Praxis aufzumachen, und Rima hatte noch nie viel für ländliche Abgeschiedenheit übrig. Als Peggy Burt Niles geheiratet hat, haben sie das Haus eine Weile als Farm betrieben. Das hat nicht geklappt“, berichtete er und lehnte sich im Schaukelstuhl zurück. „Er war ein Taugenichts, und irgendwann hat er sich aus dem Staub gemacht. Peggy hat versucht, das Haus zu halten, erst als Pflegeheim, dann als Bed and Breakfast, aber offenbar lief das auch nicht gut. Sie war drauf und dran aufzugeben, als die Mädchen ermordet wurden.“
    „Sie lebt nicht mehr, oder?“
    „Peggy? Ein paar Jahre danach erkrankte sie an Krebs. Niemand konnte ihr helfen“, erzählte Doc, in dessen zerfurchtem Gesicht sich Gram und Würde die Waage hielten. „All mein Wissen war nutzlos. Ich konnte sie nicht retten.“
    „Das tut mir Leid, Doc“, erwiderte Sophie.
    Er zog die Schultern hoch. „Ich bin Arzt und sollte mich an den Tod gewöhnt haben. Aber, wissen Sie, daran gewöhnt man sich nie, sooft man auch damit konfrontiert wird.“
    „Nein, das glaube ich Ihnen gerne“, antwortete sie.
    Doc riss sich zusammen. „Himmel, ich bin doch an diesem schönen Morgen nicht zu Ihnen gekommen, um über so etwas Trübes wie den Tod zu reden. Ich wollte mich erkundigen, was letzte Nacht passiert ist und ob Sie wohlauf sind.“
    „Letzte Nacht?“ wiederholte sie und fühlte sich ertappt, weil sie an Sex dachte. Aber immerhin war sie im letzten Augenblick davongelaufen, sie hatte der Versuchung widerstanden, noch einmal mit John Smith zu schlafen, sosehr sie es auch gewollt hatte. Außerdem ging Doc das gar nichts an.
    „Ich habe gehört, dass Sie Ärger mit Ihrem Wagen hatten“, fuhr er fort. „Zebulon King hat ihn heute in aller Frühe aus dem Graben gezogen und zur

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