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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wahrscheinlich hat er nicht einmal bemerkt, dass er mich fast umgebracht hätte.“
    „Vielleicht. Was für ein Auto hatte er?“
    „Ich weiß es nicht. Er hatte das Fernlicht an, und alles ging so schnell, dass ich ihn nicht erkennen konnte. Oder sie, um fair zu sein. Ich dachte mir, es wäre Zeitverschwendung, zur Polizei zu gehen. Aber vielleicht sollte ich sie doch noch informieren.“ Sie machte Anstalten, sich aus ihrem Sessel zu erheben, aber er legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft wieder hinein.
    „Das kannst du morgen tun“, entgegnete er. „Um diese Zeit hat da ohnehin niemand Dienst; du würdest nur irgendjemanden von der Polizei in St. Johnsbury an die Strippe bekommen, und die haben wahrscheinlich zu viel zu tun, um sich gleich darum zu kümmern.“
    Sie starrte ihn an. „Woher weißt du das?“
    Er zuckte mit den Schultern. „St. Johnsbury ist eine Stadt mit einer Menge armen Leuten …“
    „Nein, ich meine, woher weißt du, welche Wache für diese Gegend zuständig ist? Und woher weißt du so gut über St. Johnsbury Bescheid?“
    Shit. „Ich dachte, du hättest schon herausgefunden, dass ich Reporter bin. Dann habe ich doch bestimmt recherchiert.“
    „Du bist kein Schreiberling“, sagte sie matt. „Ich habe mich geirrt.“
    „Schön, dass du’s eingesehen hast“, meinte er freundlich.
    „Du bist ein Bulle.“
    Er stieß verächtlich den Atem aus. „Bist du sicher, dass
du
keine Romane schreibst?“ fragte er. „Warum kannst du nicht einfach akzeptieren, dass ich der bin, der ich zu sein behaupte?“
    „John Smith? Ja klar. Du hast irgendwas mit diesen alten Morden zu tun, das steht fest. Du verschwendest nur deine Zeit, wenn du es abstreitest. Vielleicht warst du damals ein junger Polizist, und es hat dich all die Jahre gewurmt, dass der Typ wegen eines Formfehlers davongekommen ist. Vielleicht suchst du einen Beweis dafür, dass er es wirklich war.“
    „Und wozu sollte das gut sein? Wer weiß schon, wo der arme Kerl jetzt steckt. Wenn er es wirklich war, dann hat er bestimmt schon genug darunter gelitten.“
    „Das beweist zumindest, dass du kein Anwalt bist“, erwiderte sie. „Sonst wäre dir die Gerechtigkeit nicht so egal.“
    „Es beweist nichts außer deiner Naivität. Du Unschuldslamm hast ja keine Ahnung, wie es in der Welt zugeht“, antwortete er schleppend. „Anwälte scheren sich nicht um Gerechtigkeit. Denen gehts ums Geld.“
    Er merkte, wie es sie ärgerte, dass er sich über ihre Ahnungslosigkeit mokierte. Zu dumm. Er war noch immer nicht über die Tatsache hinweg, dass sie eine zauberhafte, dreißigjährige Jungfrau war. Gewesen war, bis sie ihm in die Hände gefallen war. Verflixt, für ihn war es fast ebenso traumatisch gewesen wie für sie. Er hatte sich alle Mühe gegeben, seine Finger von verletzlichen jungen Frauen zu lassen, und sich lieber an die erfahrenen und abgebrühten gehalten. Irgendwie war es Sophie gelungen, ihm unter die Haut zu gehen.
    „Ich muss nach Hause“, sagte sie.
    „Es regnet noch.“
    „Das macht nichts. Ich bin schon klitschnass.“
    „Ich könnte dich abtrocknen.“
    Diesmal bewegte sie sich so schnell, dass sie an der Tür war, bevor er sie zu fassen bekam. Sie öffnete sie, er schloss sie wieder, und Sophie drehte sich zu ihm um.
    „Ich möchte nach Hause“, wiederholte sie mit bebender Stimme.
    „Dann bringe ich dich hin. Wenn es das ist, was du willst. Was hast du denn geglaubt, was ich vorhatte?“
    „Ja, ich möchte hier weg.“ Seine andere Frage ließ sie unbeantwortet; sie wussten beide genau, was er wollte.
    Aber sie hatte Nein gesagt. Und soweit er sich erinnerte, hatte es keine Situation gegeben, in der er ein solches Nein nicht akzeptiert hätte. Abgesehen vielleicht von einer finstren Nacht vor zwanzig Jahren. „Ich hole nur schnell die Schlüssel.“
    „Ich kann laufen …“
    „Es regnet Bindfäden, und ich lasse Frauen nicht alleine nachts durch den Wald irren. Nur, wenn sie abhauen, sobald ich ihnen den Rücken zudrehe. Also werde ich dich nicht aus den Augen lassen und dich nach Hause fahren. Je länger du dich wehrst, desto länger dauert es. Und ich könnte versucht sein, dich doch noch umzustimmen.“
    Das ließ sie verstummen. Keine weiteren Einwände. Wenn er nicht so frustriert gewesen wäre, hätte ihn das amüsiert.
    Während er den nassen Regenmantel wieder überstreifte, schärfte er sich ein, dass es keinen Grund gab, so gereizt zu reagieren. Immerhin hatten sie es

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