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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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erscheinen.
    »Für uns beide ist es ein Quell großer Befriedigung, dass Du end … dass Du Dir allmählich einen Namen als Autorität auf dem Gebiet machst, für das Du Dich entschieden hast. Zu den Fortschritten der jüngsten Zeit kann man Dir nur gratulieren. Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Besuch und eine eingehendere Diskussion über das Wesen und die Tragweite Deiner Entdeckungen. Leider war die Berichterstattung in der Presse, die wir sehr aufmerksam verfolgt haben, ein wenig sparsam, was Fakten und Zusammenhänge angeht. Stattdessen ergehen sich die Journalisten entweder in freudiger Aufregung oder Hohn und Spott. Weitere sorgfältige Bemühungen auf diesem Gebiet werden Dir gewiss beste Aussichten und größeres Ansehen bringen. Dein … et cetera.« Robin Durrant lässt den Brief auf seinen Schoß sinken und lächelt die Cannings begeistert an. »Ha! Wie wunderbar, einen solchen Brief von seinem Vater zu bekommen!«, ruft er aus. »Ich weiß genau, dass der alte Herr die Theorien der Theosophie beim besten Willen nie begreifen wird, und dennoch unterstützt er mich darin. Und allmählich, denke ich, respektiert er die Tatsache, dass mein Wissen zumindest auf diesem Gebiet das seine übersteigt. Wie auch das meiner Brüder.« Seine Stimme klingt lebhaft und aufgeregt, und er strahlt in freudigem Triumph. Als keiner der Cannings darauf eingeht, ist er sichtlich verärgert. Er stupst sie förmlich an, wie einen trägen Hund, denkt Cat, der endlich mit ihm spielen soll. »Was sagst du dazu, Albert? Hester? Ist es nicht großartig, dass man selbst einen Menschen, der so in seinen althergebrachten Ansichten festgefahren ist wie mein Vater, dazu bewegen kann, seinen Geist dieser neuen Realität zu öffnen?«
    »O ja, Robin. Da kann man dir tatsächlich nur gratulieren«, antwortet Albert brav, wobei er immer noch das Gesicht von Cat abgewandt hält und krampfhaft schluckt, sobald er die Worte ausgesprochen hat. Unter dem Sonnenbrand, der sich über Nase und Wangen zieht, ist sein Gesicht aschfahl. Ihm scheint nicht wohl zu sein. Geschieht ihm nur recht, denkt Cat wütend. Hester scheint etwas sagen zu wollen, räuspert sich jedoch stattdessen und spielt am Griff ihres Fächers herum, bis der Theosoph den Blick wieder ihrem Mann zuwendet.
    »Haben Sie noch einen Wunsch, Madam?«, fragt Cat betont, fängt endlich Hesters Blick auf und sieht sie vielsagend an.
    »Oh, nein danke, Cat«, entgegnet Hester abwesend. Cat schaut zu Robin hinüber, starrt voller Hass auf das makellose, selbstzufrieden lächelnde Gesicht und verlässt dann den Salon.
    »Verfluchtes Weib!«, schimpft Cat, als sie in die Küche zurückkehrt, und schenkt sich einen Becher Wasser ein.
    »Was denn nun wieder?«, fragt Mrs. Bell. Sie schreibt Etiketten für die Marmeladegläser, so tief über den Stift gebeugt, wie es geht, und mit vor angestrengter Konzentration verzerrtem Gesicht. So ausladend und breit wie sie selbst, so klein und eng ist ihre Handschrift.
    »Lass die Feder sich frei bewegen wie deine Gedanken«, sagt Cat und späht ihr über die Schulter. »Lass die Tinte fließen wie einen gemächlichen Bach.« Mrs. Bell wirft ihr einen finsteren Blick zu, und Cat zieht sich zurück. »Das hat man mir eingeimpft, als ich das Schreiben gelernt habe.« Sie zuckt mit den Schultern.
    »Ich muss nichts mehr lernen. Ich kann es nun wirklich gut genug«, brummt Sophie Bell.
    »Sophie … ich muss etwas erledigen«, erklärt Cat unvermittelt.
    »Was denn?« Sie blickt nicht von ihren Etiketten auf.
    »Ich muss kurz weg. Bitte – nur eine Stunde. Ich brauche dringend frische Luft, und ich muss mal ein Weilchen aus diesem Haus raus. Ich bin rechtzeitig zurück, um den Tee abzuräumen, versprochen.«
    »Ach, Versprechungen. Du willst zu George Hobson, das weiß ich genau, und du kommst bestimmt erst wieder, nachdem du mit ihm ins Bett gesprungen bist«, erwidert die Haushälterin. Als sie nun endlich aufblickt, steht Cat vor Überraschung der Mund weit offen, und es hat ihr die Sprache verschlagen. Sophie Bell lächelt. »In dieser Gemeinde geschieht nicht viel, ohne dass ich davon erfahre – das solltest gerade du wissen, Cat Morley. Du bist oft genug mit ihm gesehen worden, von allen möglichen Leuten.«
    »Und ich nehme an, Sie verachten mich dafür?«
    Mrs. Bell runzelt leicht die Stirn, wendet sich wieder ihren Etiketten zu, schreibt aber nicht. »Als Dienstbote hat man nicht viel Vergnügen. Ich bin nicht so alt und verbittert, wie du

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