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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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überall tanzen silberne Funken darin. Cat betrachtet sie voller Sehnsucht. »Ich würde zu gern das Meer wiedersehen! Ich war einmal am Meer, als ich noch klein war. So weit und offen und wunderschön. Ich sehne mich so danach. Können wir hinfahren? Wir werden zwar nicht heiraten, aber vielleicht könnten wir trotzdem eine Reise ans Meer machen, sobald ich weggelaufen bin? Was sagst du dazu?«
    »Wir gehen überallhin, wohin du auch willst, Black Cat.« George schaut sie mit liebevollem Blick an.
    Cat atmet tief ein und seufzt vor Glück. »Lass uns schwimmen«, sagt sie.
    »Schwimmen? Im Kanal?«
    »Warum nicht?«
    »Der ist nicht besonders sauber, Liebste …«
    »Bestimmt sauberer als ich im Moment.«
    »Da drin gibt es Krebse … und Hechte, und Aale …«
    »Pfeif auf die Aale!« Cat lacht. »Hast du etwa Angst vor einem Aal?«
    »Nein, Angst nicht. Angst würde ich nicht sagen …«, druckst George herum.
    »Gut. Dann komm.« Sie steht auf und streckt ihm die Hand hin. Er ergreift sie und lässt sich von ihr zum Rand des Decks zerren. Der Kahn neigt sich wie betrunken von ihrer beider Gewicht. »Bereit?«
    »Mit den Füßen voran, Cat! Das Wasser ist nicht sehr tief. Und was ist mit deinem Kleid?«
    »Pfeif auf mein Kleid! Sollen sie mich entlassen, weil ich es nass gemacht habe, das ist mir doch egal!«, schreit sie und springt, Georges Hand fest umklammert. Das Wasser ist nur etwa einen Meter zwanzig tief, und sie prallt mit den Füßen heftig auf den Grund und spürt, wie sie in Schlick und Matsch einsinken. Aber das kalte Wasser fühlt sich an wie eine zuvor verschlossene Tür, die sich plötzlich öffnet, wie der anbrechende Morgen. Und als sie die Knie beugt, um ganz einzutauchen, schießt es über ihre heiße Haut, durch ihr Haar, um jede Wimper und tosend in ihre Ohren. Ihr Herz tut sich auf, ergießt sich und wird reingewaschen, bis Wut und Angst ganz fortgespült sind. In diesem einen Augenblick ist sie frei. Zum ersten Mal in meinem Leben, denkt sie und umschlingt George mit nassen Armen, die wie Aale um seine Taille gleiten. Sie richtet sich wieder auf, legt den Kopf in den Nacken und schaut hinauf in den grenzenlosen Himmel.
    Das Gewitter beginnt zur gewohnten Zeit, inzwischen mit einer solchen Regelmäßigkeit, dass man sich fast darauf verlassen kann. Hitze und Schwüle bauen sich über fünf oder sechs Tage auf und gipfeln an einem Tag wie diesem in so stark mit Feuchtigkeit gesättigter Luft, dass man kaum denken kann, geschweige denn seinem Tagwerk nachgehen. Und doch waren Cats Schritte vorhin, als sie das Abendessen heraufbrachte, leicht wie die eines Kindes. Während sie alle unter der Hitze litten – selbst Robin Durrant, dessen Geplauder ausnahmsweise sehr gedämpft wirkte –, hüpfte Cat beinahe umher, und wenn sie sich unbeobachtet glaubte, umspielte ein geheimnisvolles Lächeln ihre Lippen. Hester versucht den Grund für diese Unbeschwertheit darin zu sehen, dass Cat jetzt den Schlüssel zu ihrer Zimmertür hat, doch der allein kann wohl kaum eine so große Veränderung bewirkt haben. Sie denkt daran, wie verzweifelt das Mädchen geschrien, geweint und gebettelt hat, wenn die Zimmertür abgeschlossen war. Vielleicht genügt der Schlüssel tatsächlich als Erklärung.
    Hester steht am Fenster des Salons. Sie hat die Fensterläden wieder geöffnet, die Cat zuvor schon geschlossen hatte, und klappt einen beiseite, um nach draußen zu schauen. Alle Lichter im Raum sind gelöscht, und Hester trägt nur ihren Morgenmantel. Sie ist zur gewohnten Stunde ins Bett gegangen, aber vor einer Weile wieder aufgewacht – allein, natürlich –, als das erste ferne Donnergrollen gespenstisch flackernde Blitze von Westen heranscheuchte. Es ist fast zwei Uhr morgens, und unter der Tür zu Alberts Studierzimmer dringt kein Lichtschein hervor. Er ist nicht im Musikzimmer und auch sonst nirgendwo im Haus. Ein paar vereinzelte Regentropfen klopfen erst leicht an die Fensterscheibe, dann trommelt ein heftiger Guss dagegen. Wasser fließt in einer ungebrochenen Welle am Glas hinab, spritzt und springt vom Gartenpfad hoch und rauscht wie ein fernes Meer. Wo bist du, Bertie? Sie schleudert diesen traurigen kleinen Gedanken in die Nacht hinaus, ohne Hoffnung auf eine Antwort. Sie kann sich nicht erinnern, dass sie sich je im Leben so allein gefühlt hätte. Ein weiterer Blitz erhellt grell den Raum, und der Donnerschlag folgt so unmittelbar darauf, dass Hester unwillkürlich zusammenzuckt. Sie hört ein

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