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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Riege vornehm gekleideter Damen, darunter Hester Canning, hatte sich kurz von den Festlichkeiten zurückgezogen, um sich fotografieren zu lassen. Girlanden und Sonnenschirme, Tische mit weißen Tischtüchern und dreistufigen Etageren. Und hinter ihnen stand eine kleine, schmale junge Frau in einem grauen Kleid mit eng gebundener, sauberer Schürze und einer weichen Baumwollhaube auf dem Kopf. Sie hielt eine silberne Teekanne in Händen, als sei sie eben dabei, Tee in die vor ihr aufgereihten Porzellantassen zu schenken. Das Foto war wirklich nicht gut, die Entfernung zu groß, als dass man ihr Gesicht deutlich hätte erkennen können. Kurze schwarze Locken schauten unter der Haube hervor, und sie runzelte die Stirn, was am grellen Sonnenschein liegen mochte, vielleicht aber auch nicht. Dunkle Brauen, ein schmales, eckiges Gesicht. Der Elementargeist, dachte Leah voller Mitgefühl mit dem armen Mädchen.
    Je mehr Leah las, desto verständlicher wurden ihr Hesters Briefe. Tatsachen und Anspielungen bekamen einen Sinn. Sie begann mit ihrem Artikel, der immer länger wurde und sowohl die Wahrheit offenbarte, wie Hester Canning es sich so lange ersehnt hatte, als auch das tote Dienstmädchen wiederauferstehen ließ, dessen Rolle in der ganzen Geschichte bisher stets verkannt worden war. Während sie immer wieder in die Gesichter der Cannings starrte und sich dann erneut Hesters Briefen an Robin Durrant zuwandte, wurde noch eine unbestreitbare Tatsache deutlich.
    Am Freitagnachmittag unterbrach ein Anruf von Mark sie bei der Arbeit.
    »Hallo, Fremde. Ignorierst du mich jetzt, wo du deine Story hast, oder wie soll ich das verstehen?«, fragte er.
    Leah warf einen Blick auf die Uhr und wurde sich bewusst, dass ihre Beine eingeschlafen waren und ihr Rücken schmerzte. »Nein! Tut mir leid, Mark. Nein, natürlich nicht. Ich war nur so damit beschäftigt, sämtliche Lücken zu schließen … Übrigens habe ich eine ziemlich wichtige Neuigkeit für dich. Ich wollte mir das aufheben, bis ich dir den fertigen Artikel in die Hand drücken kann, aber vielleicht sollte ich es dir lieber gleich sagen.« Sie stand von ihrem Tisch im Lesesaal auf und streckte sich.
    »Was denn?«, fragte er.
    »Ach, das ist viel zu pikant, um es dir am Telefon zu erzählen. Wie wäre es mit Mittagessen im Pub? Aber vorher treffen wir uns an der Kirche in Cold Ash Holt. Sagen wir in einer Stunde?«
    »Also gut.«
    »Und bring dieses Foto von deinem Großvater Thomas mit.«
    Der Tag war mild und stürmisch, und ein feuchter Wind stupste sie voran und zupfte an den Gräsern, während sie zwischen den Gräbern entlangspazierten. Leah trug einen Blumenstrauß unter dem Arm, eingehüllt in leise knisternde Folie – weiße Lilien und rosa Kirschblütenzweige, ein großes, prächtiges Arrangement.
    »Falls du nach Hester und Albert suchst, die liegen da drüben«, sagte Mark und deutete auf einen länglichen Grabstein in der Nähe einer riesigen Eibe.
    »Zu den beiden kommen wir später. Ich brauche ein Foto von ihrem Grab für den Artikel. Aber vorher will ich mir etwas anderes ansehen.«
    »Dieser Artikel wird allmählich ganz schön lang. Vielleicht solltest du lieber ein Buch daraus machen?«, schlug er vor.
    Leah blieb stehen, und ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht. »Das ist eine geniale Idee. Warum nicht? Ich habe genug Stoff – Theosophie, ein Feenschwindel, Mord, ein Justizirrtum …«
    »Aber war das wirklich ein Irrtum? Nach allem, was du mir erzählt hast, war der Theosoph doch im Grunde schuld daran, dass sie umgebracht wurde.«
    »Ja, aber der Pfarrer hätte sich für seine Tat auch vor Gericht verantworten müssen. Nicht nur dein Urgroßvater«, entgegnete Leah und wartete ab, während Mark diese Bemerkung aufschlüsselte.
    »Wie meinst du das, auch der Pfarrer und nicht nur mein Urgroßvater? Der Pfarrer war mein Urgroßvater«, sagte er.
    Leah schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Was haben die beiden Briefe, die Robin Durrant behalten hat, gemeinsam? Was erwähnt Hester in allen beiden?«
    »Äh … Zweifel und Ängste, Vermutungen … Bitten um Antwort, Informationen …«
    »Aber was noch?«, drängte sie. Mark schüttelte unschlüssig den Kopf. »Ihr Kind , Mark. Sie schreibt in beiden Briefen von ihrem Kind. Erst, dass die Geburt kurz bevorsteht und sie glaubt, es würde ein Junge werden. Und dann schreibt sie ausführlicher über ihn als Kleinkind.«
    »Kann sein – und? Wahrscheinlich hat sie auch in den ganzen

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