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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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um.
    »Was soll das alles?«, fragt Cat.
    »Tja, der junge Gast braucht eine Dunkelkammer . An scheinend, um Fotografien darin zu machen, obwohl es mir ein Rätsel ist, was für Bilder er in einem Raum ohne Licht machen will. Und das soll ausgerechnet meine Kühlkammer sein! Kein anderer Raum im Haus ist ihm gut genug – es muss dieser hier sein! Und sämtliche Lebensmittel müssen ausgeräumt werden, damit er da drin Platz hat, wofür auch immer. Heute Abend haben wir nur noch ranzige Butter und saure Milch!«
    »Schon gut – beruhigen Sie sich. Er wird die Bilder in der Dunkelkammer entwickeln, nicht aufnehmen«, sagt Cat.
    »Bilder entwickeln? Was meinst du damit?«
    »Die Platten sind sehr lichtempfindlich, solange die Filme nicht entwickelt sind – so kommt ja überhaupt erst ein Bild auf das Material. Danach darf kein Licht mehr darauf fallen, bis das Bild mit den richtigen Chemikalien fixiert ist – schon der geringste Schimmer würde die Aufnahme ruinieren«, erklärt Cat.
    »Woher, in Gottes Namen, weißt du das alles? Nein, sag nichts. Aus London«, brummt Mrs. Bell.
    »So ist es. Der Gentleman ist ein begeisterter Hobbyfotograf.«
    »Ja, natürlich. Also, da du ja in London so ungeheuer viel gelernt hast, weißt du vielleicht auch, wie wir verhindern sollen, dass die Milch hier noch vor der Mittagszeit umkippt?«, fragt sie säuerlich.
    Cat denkt nach. »Wissen Sie was, mir fällt da tatsächlich etwas ein«, sagt sie dann leichthin. »Hat die Pfarrersfrau irgendwo gummierte Decken? Für ein Picknick im feuchten Gras oder Ähnliches?«
    »Ich glaube schon, in einer der Truhen. Was, um alles in der Welt, hast du damit vor?«
    »Suchen wir sie erst einmal, dann zeige ich es Ihnen«, sagt Cat. Sie späht den Flur entlang, ehe sie die Treppe hinaufgeht, und sieht die Silhouette des Theosophen, der noch immer draußen auf dem Hof steht. Die Vorstellung, dass er sich von jetzt an oft hier unten aufhalten wird, gefällt ihr überhaupt nicht – dass er da sein und sie sprechen hören könnte oder ihr bei der Arbeit zusehen. Sie kann nicht recht sagen, warum, aber es wäre ihr lieber, ihn nicht in der Nähe zu haben. Es kommt ihr so vor, als sei die sichere Küche kein abgeschiedener Rückzugsort mehr.
    In einer der Kommoden im Flur findet Cat, was sie sucht: zwei große, quadratische Decken aus wasserdichtem Wachstuch. Sie holt eine Rolle kräftiges Juteseil aus dem Gewächs haus, dann packt sie zusammen mit der Haushälterin das Fleisch und alle Milchprodukte in einen großen Korb. Jede von ihnen nimmt einen Henkel, und so schleppen sie den Korb hinaus in den Garten bis zur hinteren Ecke des Rasens. Hier spendet ein Grüppchen alter Apfelbäume, auf denen Misteln kauern, ein wenig Schatten. An diesem vor der Sonne geschützten Fleckchen, kühl und beruhigend, wächst das Gras höher und grüner.
    »Was soll das werden, Mädchen?«, fragt Mrs. Bell, als Cat ihre Seite des Korbs schwer zu Boden fallen lässt. Cat deutet auf eine verfallene kleine Mauer mit einer halb verrotteten Abdeckung aus Holz darüber.
    »Der alte Brunnen«, sagt sie und hievt die schwere Abdeckung beiseite. Der dunkle Schacht atmet einen feuchten, modrigen Geruch aus. Cat streift die Spinnweben vom Rand und schnippt ruhig eine Spinne von der Hand, die gerade versucht, an ihren Fingern hochzukrabbeln.
    » Igitt , wie hältst du das nur aus?«, bemerkt Mrs. Bell und schüttelt sich.
    »Es gibt weitaus Schlimmeres im Leben als Spinnen, Sophie Bell.«
    »Für dich immer noch Mrs. Bell«, ermahnt sie die Haushälterin, doch sie klingt dabei irgendwie geistesabwesend
    »Also: Wir verschnüren die Sachen in Bündel, schön fest, und lassen sie ein Stück in den Brunnen hinab. Dann binden wir sie oben irgendwo fest. Wir brauchen dafür so was wie einen Balken – hier, das geht«, erklärt Cat, hebt ein geborstenes Brett vom Boden auf und legt es quer über die runde Öffnung.
    »Kühl ist es wohl da drin. Jedenfalls kühler als in der Küche«, gesteht Mrs. Bell ihr zu.
    »Allerdings.« Cat klappt den Deckel des großen Korbs auf und beginnt, den Inhalt auf dem üppigen Gras zu verteilen.
    »Aber mit den Milchkrügen geht das nicht. Die müssen wir drinnen in Eimer mit kaltem Wasser stellen.«
    »Und wenn die Milch gegen Nachmittag schlecht zu werden droht, kochen wir den Rest einfach auf. Dann müsste sie sich wenigstens bis morgen früh halten«, fügt Cat hinzu.
    Eine sachte Brise streicht durch die Blätter über ihnen, die trocken sind wie

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