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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Zigarette. Die Spitze glüht hell auf. »Man sagt, du hast schon einiges erlebt. Ein ziemlicher Hitzkopf, habe ich gehört«, sagt er beinahe kameradschaftlich.
    »Wer hat Ihnen das erzählt? Ich dachte, die Pfarrersfrau hätte dem Klatsch abgeschworen.«
    »Nicht doch, die gute Hester war es nicht. Aber in einem kleinen Ort spricht sich so etwas schnell herum. Das weiß ich selbst am besten – erst neulich habe ich im Vorbeigehen gehört, wie ein Kind, das keine sechs Jahre alt war, mich als den Feenmann bezeichnet hat. Nun erklär mir doch bitte mal, wie es auf diese Idee gekommen sein könnte.«
    »Ein kleines Mädchen mit dunkelbraunen Locken und Stupsnase, nehme ich an?«, fragt Cat.
    »Ja, tatsächlich – du kennst sie?«
    »Tilly. Die Tochter von Mrs. Lynchcombe, die unsere Wäsche macht. Ich denke, Sophie Bell hat ihr erzählt, was Sie hier so treiben, und diesem Kind entgeht nichts.«
    »Gut möglich. Allerdings sehe ich auch, wie du dich an halb geöffneten Türen herumdrückst, wenn ich mich mit dem Pfarrer oder seiner Frau unterhalte. Und offenbar aufmerksam zuhörst«, setzt er spitz hinzu. Cat zügelt ihren Ärger, wendet sich von ihm ab und schweigt. Über ihrem Kopf kreisen Motten flatternd um das Licht im Flur und stoßen sich dabei den weichen Staub von den samtenen Flügeln. »Komm schon, Cat – Schüchternheit kaufe ich dir nicht ab. Du bist nicht der Typ dafür.«
    »Was wissen Sie schon über meinen Typ? Was wissen Sie überhaupt von mir?«
    »Womit meine Einschätzung bewiesen wäre.« Er lächelt.
    »Sie lächeln zu viel. Die Leute müssen doch merken, dass Sie sich über sie lustig machen«, sagt sie ruhig.
    »Überraschend wenige«, gibt Robin zu. »Du bist sehr ungewöhnlich für ein Dienstmädchen, Cat Morley.«
    »Wie sollte ein Dienstmädchen denn sein? Ich dachte, Ihre Theosophische Gesellschaft unterscheide Menschen nicht nach ihrer Klasse oder Rasse.«
    »So ist es. Aber obgleich es solche Unterschiede nicht ge ben sollte, sind sie trotzdem eine Tatsache. Die Theosophie lehrt ebenfalls, dass ein Mensch, der in diesem Leben schwere Arbeit leisten oder Leid ertragen muss, damit für Missetaten in einem vergangenen Leben büßt. Das ist das Weltgesetz, karmische Gerechtigkeit.«
    »Ja, ich habe Sie neulich Abend darüber sprechen hören. Ich bin Dienstbote, weil ich in einem anderen Leben eine Mörderin war, ist das so richtig?«, fragt Cat trocken.
    »Vielleicht.« Robin grinst, offenbar erfreut darüber, dass es ihm gelungen ist, sie herauszufordern.
    Cat denkt kurz darüber nach. »Vielleicht. Aber vielleicht war ich in einem vergangenen Leben auch eine hungrige Bettlerin, aber eine ganz besonders gute, und dies ist meine Belohnung. Sie waren vielleicht ein König, aber schlecht und verderbt. Und dies ist Ihre Strafe.« Sie weist auf seine ganze Person – sein zerzaustes Haar, die leicht zerknitterte Kleidung. Robin Durrant lacht leise. »Karmische Gerechtigkeit, sagen Sie? Das ist überhaupt keine Gerechtigkeit«, erklärt sie.
    »Ist denn die christliche Denkweise gerechter? Dass eine Gottheit eine menschliche Seele erschafft und ihr nur ein einziges Leben zugesteht? Und während dieser Lebens spanne darf dieser Gott ihr Schmerz und Leid und Unglück zuteilwerden lassen, die er ganz ohne Grund einfach so verabreicht? Oder nur, um diesen Menschen auf die Probe zu stellen? Was wäre das für ein grausamer Gott!«
    »Aber wie könnte eine Seele in einem neuen Körper aus den Fehlern ihrer Vergangenheit lernen, wenn ihr nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich daran zu erinnern?«, erwidert Cat.
    »Nun ja …« Robin Durrant gerät ins Stocken. »Tja. Indem sie der Lehre der Theosophie folgt und dadurch Einsicht in ihren Zustand erlangt.«
    »Das ist keine Antwort. Sie sagen damit, dass man, um Wissen zu erlangen, dieses Wissen schon besitzen muss? Wie sollte ein Armer im Staub des tiefsten Afrika auch nur eine Ahnung von diesem großartigen Plan bekommen? Ihre Karma-Theorie ist nicht gerechter als die Vorstellung von einem willkürlichen, gedankenlosen Universum.«
    »Daran glaubst du also? Ein großes Nichts? Bist du Atheistin?«, fragt Robin. Cat zuckt bei dem Wort zusammen, weil sie fürchtet, der Pfarrer oder seine Frau könnten es hören. Sie zieht ein letztes Mal an ihrer Zigarette und tritt sie unter dem Absatz auf den Pflastersteinen aus. Die Nacht ist schwül und stickig. Schlaf zu finden wird schwie rig sein. In der Ferne grollt Unheil verkündender Donner. Der westliche

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