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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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verspäten.«
    Malachai wollte protestieren, doch das Klingeln von Marchers Handy schnitt ihm das Wort ab. Der Polizist zog es aus seiner Jackentasche und blickte auf das Display. »Entschuldigen Sie. Das muss ich leider annehmen.«
    Der Regen wurde stärker. Der Wagen war im dichten Verkehr stecken geblieben. Malachai starrte aus dem Fenster und lauschte dem Telefongespräch. Soweit er folgen konnte, ging es um ein Verbrechen im Marais, zu dem Marchers Leute eine Zeugin gefunden hatten. Marcher bezweifelte, dass man sie mit Affengeld dazu bewegen könnte, auszusagen. Trotz seiner Situation amüsierte Malachai sich leise glucksend über seine spärlichen Übersetzungskünste.
    Immer dickere Regentropfen trafen die Fensterscheiben und verwischten den Ausblick auf die Stadt.
    Inspektor Marcher drückte die Austaste und zuckte bedauernd mit den Schultern. »Ich werde mich kurz um diese Angelegenheit kümmern müssen. Bin sofort wieder bei Ihnen.«
    Während Marcher wählte, schielte Malachai auf die Uhr am Armaturenbrett. Sie waren schon fünf Minuten in der falschen Richtung unterwegs und steckten im Stau. Es war eine Katastrophe. Nach dem Plan, den er gestern Abend mit Jac und Griffin ausgeheckt hatte, sollte er um elf Uhr fünfzehn am Museum sein. Das war seine letzte Chance, L’Étoile dazu zu bringen, ihm die Tonscherben zu verkaufen. Wenn er zu spät kam, hätte er erneut eine Chance auf den goldenen Ring verpasst. Würde es je wieder eine geben?
    Allmählich wurde Malachai nervös. Er zog ein Kartenspiel aus seiner Jacketttasche und mischte es. Egal, ob die Karten tausende Dollar wert waren – sie waren dazu da, mit ihnen zu spielen, sich daran zu erfreuen. Ihre goldenen Ränder leuchteten bei jeder Bewegung auf.
    Malachai sah wieder auf die Uhr. Wieder war eine Minute verflossen. Der Wagen kam noch immer nur zentimeterweise voran. Der Polizist hatte noch immer das Handy am Ohr.
    Malachai unterdrückte einen Seufzer. Er verlor allmählich die Geduld mit all den Interpol- und FBI-Agenten, Kunstraubermittlern und New Yorker Polizisten. Seit 2007 schenkten ihm diese Leute weit mehr Aufmerksamkeit, als ihm lieb war. Doch wenn sie einen erst einmal im Visier hatten, gab es kein Entkommen.
    Eine Erinnerungshilfe zu besitzen sollte der krönende Höhepunkt seiner Karriere sein. Deshalb war er jedem noch so vagen Hinweis gefolgt, wenn es schien, als könnte eins dieser Werkzeuge aufgetaucht sein. Auch wenn er nicht als Einziger hinter den Artefakten her war, war er auf seiner Suche immer wieder so tief in die Geschehnisse verwickelt worden, dass er es den Behörden nicht verdenken konnte, dass sie ihn inzwischen grundsätzlich als Ersten verdächtigten und als Letzten entlasteten.
    Wieder zwei Minuten. Malachai blieben nur noch zehn Minuten, bis er in der Orangerie sein wollte. Wie lange würde Marcher für seine Fragen brauchen? Was wollte er überhaupt wissen? Malachai hatte seit seiner Ankunft in Paris nichts Verbotenes getan. Hatte sich außer mit Jac und Griffin mit niemandem getroffen. Nur noch mit seinem Fahrer Leo. Und am Tag des Mordes, als Robbie verschwand, war er noch in New York gewesen.
    Dieses eine Mal war Malachai dankbar dafür, dass das FBI sein Büro und seine Wohnung bespitzelte. Sie hatten den Franzosen wahrscheinlich schon bestätigt, dass er zum fraglichen Zeitpunkt in seiner Wohnung gewesen war und die USA erst vierzig Stunden später verlassen hatte.
    Während Leo weiter durch den dichten Verkehr manövrierte, sah Malachai noch einmal auf die Uhr. Vieleicht sollte ereinfach die Tür öffnen und loslaufen? Den dummen kleinen Wadenbeißer hier im Wagen sitzen lassen? Er könnte ein Taxi nehmen – aber nein. Bei Regenwetter waren alle Taxen belegt. Konnte er es zu Fuß noch schaffen?
    Der Himmel wurde immer dunkler. Kohlenschwarze Wolken dämpften das Tageslicht zu einer gespenstischen Dämmerung. Leo bog in eine schmale Straße ein, die ganz im Schatten hoch aufragender Gebäude lag. Donner grollte. Eine Windbö trieb dicke Tropfen vor sich her und ließ den Wagen ins Wanken geraten.
    So sehr er auch geneigt war, an das Undenkbare zu glauben – jetzt wusste Malachai, dass er viel zu weit entfernt und zu spät dran war, um noch rechtzeitig ins Museum zu gelangen.
    Der Inspektor steckte sein Handy weg. »Da wir es nicht geschafft haben, unterwegs zu plaudern, dürfte ich Sie wohl bitten, mit in mein Büro zu kommen?«
    »Habe ich eine Wahl? Ich hatte nicht vorgesehen, den Vormittag mit Ihnen zu

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