Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
Vom Netzwerk:
Sieben Minutenspäter standen sie drinnen in der nächsten Schlange, diesmal, um ihre Eintrittskarten zu kaufen.
    Jac war oft mit ihrer Mutter hier gewesen, die Monets Malerei liebte, doch seitdem war das Museum umgebaut worden. Der ehemals dunkle, fast ein wenig schäbige Eingangsbereich war jetzt lichtdurchflutet. Die Veränderung verunsicherte Jac. Sie fühlte ihr Herz pochen. Sie vergrub ihre Nase in dem weißen Schal, den sie morgens umgelegt hatte und auf den sie das Parfüm ihrer Mutter aufgetragen hatte. An einem schwierigen Tag wie heute brauchte sie Audreys Beistand.
    Auch diese Warteschlange bewegte sich nur langsam. Jac blickte sich um, doch von Robbie oder Malachai war noch immer nichts zu sehen. »Wo bleiben sie bloß?«, fragte sie.
    Griffin legte ihr den Arm um die Schultern. »Es wird schon alles gutgehen.«
    Doch Jac konnte nicht aufhören, sich Sorgen zu machen. »Was, wenn Robbie auf dem Weg hierher erkannt und festgehalten wird?«
    »Du wirst sehen, es geht alles glatt.«
    »Das kannst du gar nicht wissen.«
    Griffin schüttelte den Kopf. »Natürlich kann ich das. Dein Bruder hat zur Genüge bewiesen, wie findig er ist. Er hat das alles hier aus dreißig Metern Tiefe organisiert.«
    Endlich standen sie kurz vor der Kasse. Vor ihnen war nur noch eine Frau mit ihren zwei halbwüchsigen Töchtern. Die drei unterhielten sich auf Niederländisch. Jac senkte wieder den Kopf und sog den Duft aus ihrem Schal ein. Vielleicht war es sogar besser, wenn die Polizei Robbie abfing und in Untersuchungshaft nahm. Dann war er zumindest in Sicherheit.
    »Aber hier ist überhaupt nichts los – müssten nicht viel mehr Aufseher da sein, wenn der Dalai Lama kommt?«
    »Ich vermute, dass sie verdeckte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen haben.«
    Sie kauften ihre Eintrittskarten, passierten die ziemlich nachlässige Taschenkontrolle und betraten den ersten Ausstellungsraum.
    Jac blickte sich suchend nach Malachai und Robbie um. »Sie sind nicht da«, sagte sie.
    »Ich weiß, Jac. Keine Sorge.«
    »Merkwürdig«, sagte sie. »Sehr merkwürdig.«
    Sie sah auf die Uhr.
    »Hör auf damit«, sagte Griffin.
    »Womit denn?«
    »Wir sind hier im Museum. Da verhalten sich Leute normalerweise nicht so nervös. Beruhige dich. Schau dir die Bilder an.«
    Jac setzte zu einer wütenden Erwiderung an.
    »Atme tief durch.« Griffin hakte sich bei ihr unter. »Sieh dir diese wundervollen Gemälde an. Es wird alles gut.«
    Langsam umrundeten sie den Saal. Jac versuchte, sich an seinen Rat zu halten und sich auf die Wandgemälde zu konzentrieren. Monets Farbenspiele wirkten tatsächlich beruhigend.
    Vor dem letzten Bild neben dem Ausgang blieben Jac und Griffin bei einer Gruppe von Schülerinnen stehen. Die Mädchen unterhielten sich nicht über die grünen und blauen Farbwirbel und die violetten Akzente, sondern über Markenschuhe.
    Ein Museumswärter, der gelangweilt auf den Fersen wippte, beobachtete die Teenager sichtlich amüsiert.
    Griffin führte Jac weiter in den nächsten Raum. So sehr sie auch versuchte, sich natürlich zu verhalten, konnte Jac es sich nicht verkneifen, den Wärter im Vorübergehen verstohlen zu mustern. Er bemerkte es und sah ihr nach.

Vierundfünfzig
     
     
    10:49 UHR
     
    Der Fahrer holte Malachai von der Haustür ab. Er hielt seinen Schirm hoch, um den Psychologen vor dem Regen zu schützen. Auf dem Weg zum Wagen kippte er den Schirm kurz nach vorn wie einen Schild und flüsterte Malachai zu: »Dieser Polizist hat darauf bestanden, im Auto zu warten. Ich konnte nichts machen.«
    Leo öffnete die Tür der Mercedes-Limousine. Malachai ließ sich auf den weichen Ledersitz gleiten und tat überrascht, Marcher zu sehen. Seit seiner Ankunft in Paris hatte er diese Begegnung erwartet und die irrationale Hoffnung gehegt, sie vermeiden zu können. Jetzt war er höchstens verwundert, wie lange die französischen Behörden gebraucht hatten, ihn in die Enge zu treiben.
    »Inspektor Marcher! Sie sind doch normalerweise wegen Jac L’Étoile hier. Womit verdiene ich die Ehre Ihres Besuchs?«
    »Guten Morgen, Monsieur Samuels«, sagte der Polizist mit seinem französischen Akzent. »Ich wollte mich endlich in Ruhe mit Ihnen unterhalten. Ich habe Ihren Fahrer gebeten, uns in mein Büro zu bringen.«
    »Es passt mir im Augenblick nicht sehr gut. Ich habe einen Termin«, sagte Malachai. »Ist das hier eine Vorladung?«
    Marcher ignorierte seine Frage. »Das tut mir aber leid. Sie werden sich möglicherweise ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher