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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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verbringen.«
    »Richtig, Sie hatten erwähnt, dass Sie verabredet sind. Würden Sie mir sagen, wo es hingehen soll?«
    »Sollte. Wo es hingehen sollte. Inzwischen ist es zu spät dafür.«
    »Wo waren Sie verabredet?«
    »Das ist eine Privatangelegenheit.«
    Marcher zog die Augenbrauchen hoch. »Das klingt ja beinahe verdächtig.«
    »Nein, es klingt privat. Ich bin kein französischer Staatsbürger und bin seit meiner Ankunft in keinerlei Verbrechen verwickelt gewesen. Soweit ich weiß jedenfalls. Oder irre ich mich?
    »Sie sind in Paris, weil Robbie L’Étoile vermisst wird, richtig?«
    »Ja. Er ist ein Freund von mir, genau wie seine Schwester, und ich wollte ihr meine Unterstützung anbieten.«
    »Robbie L’Étoile ist der Hauptverdächtige in einem Mordfall.«
    »Das hat sich vor meiner Anreise abgespielt.«
    »Ich werde darauf bestehen müssen, dass Sie mitkommen.«
    »Obwohl ich nur hier bin, um einer alten Freundin zu helfen?«
    »Ihre Unterstützung wird Mademoiselle L’Étoile sicher sehr zugutekommen. Aber der Mord stand in Zusammenhang mit einem versuchten Raub, der sehr wohl etwas mit Ihnen zu tun hat.«
    »Da müssen Sie sich irren.«
    »Auf den Scherben eines altägyptischen Tongefäßes, die aus Monsieur L’Étoiles Werkstatt verschwunden sind, stand eine Inschrift, in der von Reinkarnation die Rede ist.«
    »Purer Zufall«, sagte Malachai mit einem kläglichen Lächeln. Vielleicht glaubte der Inspektor ja daran. Er selbst wusste, dass es keine Zufälle gab.

Fünfundfünfzig
     
     
    11:21 UHR
     
    Im zweiten Monet-Saal entdeckte Jac endlich ihren Bruder. Er stand vor einem der riesigen Wandgemälde und schrieb etwas in ein kleines Notizbuch. Er hatte sich gewaschen und die saubere Kleidung angezogen, die sie ihm mitgebracht hatten, doch die Schürfwunde an seiner Wange sah beängstigend aus.
    Da sie wie normale Besucher wirken wollten, versuchte sich Jac auf das Gemälde zu konzentrieren, vor dem Robbie stand, doch sie nahm nur den über seine Notizen gebeugten Kopf ihres Bruders wahr. Ungefähr zwanzig andere Besucher waren in dem Raum, von denen einige ganz in die Betrachtung der Kunst versunken waren, während andere Monets Werke nur im Vorübergehen mit den Blicken streiften.
    Verdächtig wirkte keiner von ihnen. Niemand schien Robbie oder sie zu beachten. Und Malachai Samuels war nicht zu sehen.
    Robbie steckte seinen Notizblock ein und verließ den Saal.
    Sechzig Sekunden später folgten ihm Griffin und Jac.
    Sie trafen Robbie im Untergeschoss wieder, wo die aktuelle Ausstellung untergebracht war. Alle Schilder waren auf Chinesisch und Französisch beschriftet. Jac übersetzte für Griffin den Titel: »Kalligraphie – junge Meister einer altehrwürdigen Kunst.« Die überwiegend schwarz-weißen Tuschezeichnungenstanden in hartem Kontrast zu den beruhigend pastellfarbenen Meisterwerken des Impressionismus im Stockwerk darüber.
    Hier war Malachai auch nicht. Wo blieb er nur? Konnten sie es auch ohne ihn schaffen? Sie hatten gehofft, zu dritt dafür sorgen zu können, dass die Übergabe ohne Störungen durch die Polizei oder irgendwen sonst ablief.
    Jac sah sich die fremdartigen Buchstaben auf den Kunstwerken an. Trotz ihrer Aufregung entging ihr nicht, wie wunderschön ausgeführt und wie harmonisch sie proportioniert waren. Es störte nicht, dass sie die Bedeutung nicht verstand – sie wusste, dass es Poesie war, und das gab ihr Trost.
    Plötzlich spürte sie, dass jemand sie beobachtete, und blickte auf.
    In einiger Entfernung stand eine Gruppe von sieben oder acht jungen Asiaten beieinander. Sie schienen die Kunstwerke gar nicht weiter zu beachten. Stattdessen sahen sie sich offenbar die Besucher an. Wer waren sie, und was taten sie hier? Dass der Dalai Lama kommen würde, war nicht öffentlich gemacht worden, also konnten sie nicht seinetwegen hier sein. Einer der jungen Männer beobachtete Jac.
    Als sich ihre Blicke trafen, neigte er den Kopf. Dann sah er auf das Kunstwerk, vor dem Jac stand, und dann wieder ihr in die Augen. Er lächelte sie offen an, und Jac begriff, dass er der Künstler sein musste, der dieses Werk geschaffen hatte. Sie las die Plakette unter dem Bild, um seinen Namen zu erfahren:
    Xie Ping
    Nanjing, China
    Jac schaute wieder zu Xie hinüber. Doch sein Blick war jetzt auf etwas hinter ihr gerichtet, und das Lächeln war einem Ausdruck der Sorge gewichen. Jac spürte, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief.
    Als sie sich umdrehte, sah Jac zwölf dunkel

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