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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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Robbie hörte, dass meine Frau und ich uns trennen, hat er mich gebeten, etwas für ihn zu erledigen.«
    »Dann seid ihr Freunde geblieben? Das hat er nie erwähnt.«
    »Wir sind in Kontakt geblieben. Und ich habe immer mitverfolgt, was du so treibst.« Wieder lächelte er, diesmal ein wenig wehmütig.
    »Und was erledigst du hier für ihn?«
    »Er hat etwas gefunden und wollte von mir wissen, was es ist.«
    »Nicht so kryptisch bitte. Immer muss man dir alles aus der Nase ziehen.« Die Erinnerung daran, wie oft sie sich darüber geärgert hatte, entlockte ihr ein kleines Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. »Also, worum ging es?«
    »Hat er dir nichts davon erzählt?«
    Jac dachte an die letzte Begegnung mit Robbie in der Familiengruft zurück. »Vielleicht wollte er es, und dann haben wir uns wieder gestritten.«
    »Das hat er erwähnt.«
    »Wirklich?«
    »Seit Donnerstag waren wir jeden Tag zwölf, dreizehn Stunden zusammen. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten.«
    »Dann weißt du auch, wie es um die Finanzen unseres Hauses steht?«
    Der Kellner brachte ihren Kaffee, und Jac trank zu schnell davon und verbrannte sich die Zunge. Der Schmerz war eine willkommene Ablenkung von ihren aufgewühlten Gefühlen.
    »Er hat gehofft, mit seinem Fund einen Teil der Kredite tilgen zu können.«
    »Worum geht es denn nun? Um was für einen Fund? Kannst du mir es nicht einfach sagen?«
    »Als Robbie die Werkstatt übernommen hat, herrschte das vollkommene Chaos. Hast du sie gesehen?«
    Jac nickte.
    »Er hat einmal gesagt, es sei fast so, als hätte euer Vater dort nach seinem verlorenen Gedächtnis gesucht und dabei alles auf den Kopf gestellt. In einem der Stapel hat Robbie eine kleine Kiste voller Tonscherben entdeckt und mit ein wenig Recherche herausgefunden, dass sie aus dem Alten Ägypten stammen müssen. Deshalb ist er nach New York gekommen und hat mich um Hilfe gebeten. Ich habe für ihn ermittelt, dass die Scherben von einem kleinen runden Gefäß aus der späten Ptolemäerzeit stammen, das vermutlich mit einer Art Pomade gefüllt war. Auf dem Bauch dieses Tiegels war in Hieroglyphen die Geschichte zweier Liebender beschrieben, die sich mit Hilfe eines Parfüms an ihre früheren Leben erinnerten, um ihren
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zu finden, ihren …«
    »Ihren Seelenverwandten«, ergänzte Jac und erinnerte sich an die Geschichte, die ihr Vater Robbie und ihr gern erzählt hatte und die sich um das alte Buch mit Rezepturen und das Parfüm drehte, das angeblich vor zweihundert Jahren von einem L’Étoile entdeckt worden war – der verlorene Schatz der Familie.
    »Eure Familienlegende ist wahr, Jac. Robbie hat den Beweis gefunden.«
    »Was für einen Beweis?« Sie fuhr mit den Fingerspitzen am Tassenrand entlang. »Solche Tonscherben können auch Fälschungen sein. Das war im neunzehnten Jahrhundert groß in Mode. Exotische Geschichten, die den Verkauf ankurbeln. Es gibt nun mal kein Parfüm, das …« Sie stockte, als ihr wieder einfiel, was sie kurz zuvor in der Werkstatt erlebt hatte.
    Manche Psychotherapeuten gingen davon aus, dass es Gerüche gab, die psychotische Schübe auslösen konnten. Die Ärzte in der Schweizer Klinik hatten Jac auf solche olfaktorischen Überreaktionen getestet, hatten jedoch nichts feststellen können.
    Griffins Blick verriet wieder seine Besorgnis um sie. Er hatte ihre wechselnden Launen und Gedanken schon immer sofort erspürt, und es erstaunte sie, dass er es nach wie vor konnte.
    »Jac, was hast du?«
    Eines Nachts hatten sie gemeinsam wach gelegen und einander ihre Geheimnisse gebeichtet. Griffin erzählte von seinem Vater und Jac davon, wie sie ihre Mutter gefunden hatte. Und von ihren Anfällen. Doch hier und jetzt, nach so vielen Jahren, hatte sie nicht vor, über ihre Probleme zu sprechen.
    »Dieses Buch der Rezepturen gibt es nicht.«
    »Aber Kleopatra hatte wirklich eine Parfümerie, Jac. Mark Anton hat sie ihr eingerichtet. Man hat die Überreste davon in der Wüste südlich des Toten Meers gefunden, dreißig Kilometer von En Gedi entfernt. Ein Teil der Parfüms war noch da.«
    »Es gibt kein Parfüm der Seelenverwandten«, sagte sie. »Das ist doch alles pure Phantasie. Darum geht es in der Parfümherstellung: um die Magie, die Illusionen. Meine Vorfahren wollten mit dieser Geschichte das Image des Hauses aufwerten.«
    Griffins Augen verdunkelten sich. Das hatte sie vergessen: wie in einem bestimmten Licht das Blau aus ihnen verschwand und einem kalten, undurchdringlichen Bleigrau

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