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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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Herzen fuhr sie nach New York zurück.
    Seit diesem Sommer hatte sie ein Ritual, mit dem sie sich jederzeit daran erinnern konnte, dass es ein Fehler gewesen war, sich jemandem so bedingungslos zu öffnen. Sie nahm eine Flasche seines Eau de Cologne aus dem Schrank. Ließ die Jalousien herab, löschte das Licht und setzte sich auf die Bettkante. Mit angehaltenem Atem träufelte sie die Flüssigkeit auf ihre Fingerspitzen, betupfte ihren Hals und ihre Schlüsselbeine und fuhr sich über beide Arme. Zuletzt hob sie die Hände vor ihr Gesicht und atmete tief ein.
    Der kräftige Moschusduft umgab und durchdrang sie und gaukelte ihr vor, sie sei wieder bei Griffin – bei der einzigen Seele, der sie sich wahrhaft nahe fühlte.
    Dann öffnete sie die Augen und blickte sich im Schlafzimmer um, sah die Damastvorhänge, das Rosenrelief an den Wänden und die glitzernden L’Étoile-Parfümflakons auf der Schminkkommode. Im Spiegel nahm sie weniger sich selbst wahr als die Leere neben sich, dort, wo sie einen kurzen Moment lang erwartet hatte, Griffin zu sehen.
    Und dann erlaubte sie sich – weil das ganze Ritual eine Bestrafung ihrer selbst war, die sie daran erinnern sollte, wie töricht es war, an seine Träume zu glauben –, tiefer in die Erinnerung hinabzusteigen. Sie dachte an ihre erste gemeinsame Nacht im Haus ihrer Tante zurück. Als die Dämmerung in die Nacht überging, als sie miteinander geschlafen hatten, hatte ihr Griffin von Platons Vorstellung der zwei Hälften eines ganzen Menschen erzählt.
    »So sind wir, wie zwei Hälften«, hatte er gesagt.
    »
Âmes sœurs
«, hatte sie geantwortet, der französische Ausdruck für Seelenverwandte.
    »Du warst zu verletzlich, als du ihn kennengelernt hast«, sagte Jacs Großmutter später, um sie zu trösten. »Du warst zu beeinflussbar und zu einsam. Und zu jung. Er ist dir viel zu nahegekommen. Es wird nicht leicht sein, über ihn hinwegzukommen. Aber du wirst es schaffen, hörst du? Irgendwann schaffst du es.«
    Und Jac hatte es geschafft. Irgendwann war Griffin nur noch eine Lektion, die sie gelernt hatte, eine Karte der Untiefen, die sie besser mied.
    Doch egal, wie glücklich sie in anderen Beziehungen seither gewesen war, verfolgte sie die Intensität der Verbindung mit Griffin nach wie vor.
    Und jetzt war er hier in Paris. Warum? In Robbies Kalender stand neben seinem Namen eine Telefonnummer. Jac zögerte. Sollte sie ihn anrufen? Nach zehn Jahren wieder seine Stimme hören? Doch dann wischte sie ihre Bedenken beiseite. Ihre gemeinsame Zeit war lange, lange her. Hatte sich mit den Jahren verflüchtigt wie ein altes Parfüm. Robbie war verschwunden. Nur das zählte – nicht die Vergangenheit.
    Sie wählte die Nummer.
    »Hallo?«
    Beim Klang seiner Stimme versagte ihre eigene. Ein Strudelder Gefühle riss sie mit sich fort. Sie suchte verzweifelt nach Halt, um wieder an die Oberfläche zu kommen, um die richtigen Worte zu finden. Plötzlich erinnerte sie sich daran, wie er ihr den Rücken zugekehrt hatte und gegangen war.
    »Griffin«, sagte sie. »Hier ist Jac.«
    Sie hörte, wie er nach Luft schnappte. Immerhin, dachte sie zufrieden. Immerhin etwas.

Zweiundzwanzig
     
     
    LOIRE-TAL, FRANKREICH
    MITTWOCH, 25. MAI, 12:55 UHR
     
    Der Wind war abgeflaut, und die Radfahrer, zwei Londoner Pärchen, die oft zusammen Touren unternahmen, machten am Flussufer ihre Mittagsrast. Seit drei Tagen erkundeten sie das vierzig Kilometer lange Mündungsgebiet der Loire mit seinen kleinen Inseln und ausgedehnten Marschen, das alles hielt, was der Reiseprospekt versprochen hatte: perfekte Voraussetzungen zum Angeln, eine vielfältige Vogelpopulation und pittoreske alte Dörfer, die sie besichtigen konnten, wenn sie vom Radfahren genug hatten. Sylvie, die französische Geschichte studiert hatte, unterhielt die anderen mit ihren historischen Anekdoten, die mal schlüpfrig, mal brutal waren. Ihr Ehemann Bob witzelte immer, sie sei eine wandelnde Enzyklopädie der Grausamkeiten.
    »Während der Französischen Revolution«, sagte sie gerade, »haben die Jakobiner hier in der Gegend 1793 einen bedeutenden Sieg errungen, aber eigentlich bekannt geworden ist der Ort wegen tausender republikanischer Hochzeiten.«
    »Klingt ungefähr so romantisch wie die Hochzeit zwischen einem Cheney und einem Bush«, sagte Olivia.
    Alle lachten, und Sylvie fuhr fort: »So nannte man eine bestimmte Hinrichtungsmethode der Jakobiner. Die antireligiösen Revolutionäre nahmen den Opfern – hier meist

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