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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erzogen worden. Wenn sie einmal heiratet, soll es echte Liebe sein. Erstaunlich, daß sie gerade Sie mit so anderen Augen sieht!«
    »Soriano, sparen Sie sich Ihre vierfachen Saltos! Auch über Ihre Tochter führen Sie bei mir keinen Sinneswandel herbei!«
    »Das würde ich auch nie wollen! Dr. Volkmar, ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Wenn Sie mit meiner Tochter …«
    Er ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.
    »Wann fliegen Sie mich nach Sardinien zurück, damit ich dort mit Anstand wieder auftauchen kann?«
    »Wir besichtigen morgen das Altersheim.«
    »Wie Sie das schaffen wollen, bin ich gespannt! Unter Narkose, und wenn ich aufwache, bin ich da? So ähnlich?«
    »Dottore, ich bin betrübt, daß Sie mich für so primitiv halten. Wir sollten uns wirklich einmal sehr lange miteinander unterhalten, damit zwischen uns Klarheit herrscht. Gute Nacht! Schlafen Sie gut.«
    »Besaufen werde ich mich!« schrie Volkmar ins Telefon.
    »Worthlow wird am Morgen für einen extra guten arabischen Kaffee sorgen.«
    Dr. Volkmar führte aus, was er angekündigt hatte. Aber trotz erheblichen Alkoholkonsums brachte er es noch fertig, sich auszuziehen und sich wie ein anständiger Mensch ins Bett zu legen. Bekleidet mit einem seidenen marokkanischen Schlafanzug.
    Um elf Uhr vormittags holten ihn zwei Männer ab. Den einen kannte er nicht, er war klein, schmal, mit einem Mausgesicht und sehr höflich; den zweiten begrüßte er mit einem schiefen Lächeln: Es war Paolo Gallezzo, der Uhrmacher aus Palermo, den man den ›Vollstrecker‹ nannte.
    »Aha!« sagte Volkmar gepreßt. Sein Kopf brummte noch. »Jetzt geht's los, nicht wahr, Gallezzo? Für was haben Sie sich entschieden: Schlag auf die Kinnspitze und k.o. oder vorgezeigter Revolver oder Wattebausch mit Chloroform? Was ihr zwingen könnt, ist mein Körper. Aber ihr braucht mein Hirn. Und da kommt ihr nicht 'ran!«
    »Sie sehen das alles zu filmisch, Dottore!« sagte Gallezzo, wie immer freundlich. »Wir drehen keinen dämlichen Hollywood-Schinken! Da wird alles mit Gewalt gemacht! Dummheit! Dr. Soriano – oder besser: Dr. Nardo kommt zu Ihnen mit einem Problem: Im Altersheim ist eine Frau schwer erkrankt, der man nicht helfen kann. Vielleicht können Sie es?«
    »Das ist nun ein ganz übler Trick!« sagte Volkmar hart. »Und der dümmste dazu!«
    »Es ist die Wahrheit, Dottore. Beim Augenlicht meiner Mutter! Und meine Mutter lebt noch!«
    Volkmar starrte Gallezzo fassungslos an. Das war nun wirklich kein Trick, keine hingeworfene Redensart. Gallezzos Miene war ernst, seine Worte klangen beschwörend. Dr. Volkmar schüttelte den Kopf. Wenn er sich jetzt einfangen ließ, gab es für ihn kein Entrinnen. Seine ärztliche Verpflichtung war es, zu helfen, ohne darauf zu sehen, wer nach ihm verlangte. Nur eines galt: Ein Mensch braucht dich!
    »Dr. Nardo ist ein guter Chirurg!« sagte er schwer atmend.
    »Er ist am Ende, Dottore.«
    »Es gibt in Palermo genug hervorragende Ärzte.«
    »Dieses Problem der alten Frau wagen sie nicht anzufassen.«
    »Kein Spezialist hat Angst vor seinem Spezialgebiet, das ist doch Unsinn!«
    »Dann sehen Sie sich das einmal an, Dottore!«
    Gallezzo winkte. Der Kleine mit dem Mausgesicht holte aus seiner Aktentasche eines dieser typischen großen braunen Kuverts, in denen man Röntgenbilder aufbewahrt. Dr. Volkmar biß sich auf die Unterlippe. Der große innere Konflikt war da: Weigerte er sich – und war es wirklich ein seltener Fall –, so mußte er mit dieser Belastung seines Gewissens leben. Sah er sich die Röntgenbilder an, hatte Soriano schon den ersten Angriff gewonnen: Dr. Volkmar arbeitete für die Mafia!
    »Ihr seid Teufel!« sagte er heiser.
    »Wir betreuen alte kranke Menschen, Dottore!«
    Das Mausgesicht zeigte ihm die Röntgenbilder. Volkmar erkannte auf den ersten Blick, daß es große Thoraxaufnahmen waren. Er nahm einen der Filme, trat hinaus auf den Dachgarten und hielt ihn gegen die Sonne.
    Eine sehr gute, sehr klare Aufnahme. Die Röntgenabteilung des Altersheims mußte mit den besten Apparaten ausgestattet sein. Die anderen Aufnahmen – das wußte Volkmar im voraus – waren Fotos aus verschiedenen Ebenen. Ein Blick auf dieses Röntgenbild genügte jedoch, um zu bestätigen, daß Gallezzo nicht gelogen hatte. Nein, es war kein übler Trick, mit dem man ihn in die Klinik locken wollte. Was das Röntgenbild ihm verriet, war eine sehr ernste Erkrankung. Volkmar konnte verstehen, daß auch beste italienische Chirurgen beim

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