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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Bank einer Gondel, Dr. Soriano drückte auf einen Knopf, und als befänden sie sich in einer riesigen Rohrpostanlage, sausten sie durch eine Röhre, bis die Gondel mit einem sanften Ruck anhielt. Als sich die Tür wieder öffnete, warteten Dr. Nardo und zwei andere Ärzte, schon in Operationskitteln, auf dem Flur. Sie waren mitten im OP-Trakt gelandet. Weiß gekachelte Wände, blitzende Kachelfußböden, Desinfektionsgeruch, mit Gummi abgedichtete Zwischentüren, rote Warnlampen darüber. Vollkommene Sterilität. Gleich neben der ›Rohrpost‹ war eine Tür, durch die man Soriano und Volkmar führte. Gallezzo sauste mit der Gondel wieder zurück.
    In diesem Raum zog sich Volkmar um. Er bekam seine Grundkleidung als Chirurg: Hose, ärmelloses Hemd, Schuhe, alles in lindgrüner Farbe. Dann wünschte ihm Soriano viel Glück, und Dr. Nardo führte ihn in die zweite Sterilschleuse, während Don Eugenio zurückblieb.
    Hier warteten vier Ärzte und nickten Dr. Volkmar zu. Eine Schwester band ihm die Schürze um, eine andere setzte ihm das Käppi auf, die dritte holte den Mundschutz. An einem breiten, tiefen Waschbecken begann Volkmar mit den Waschungen, seifte sich ein und schrubbte, tauchte die Hände in die Sterillösung und ließ sich die dünnen Gummihandschuhe überstreifen. Über ihm, vor einem Lichtkasten, hingen die Röntgenbilder mit dem Panzerherzen.
    Durch eine Wand aus Glas, die den eigentlichen OP vom Vorbereitungsraum trennte, sah Volkmar die alte Frau auf dem Tisch liegen. Vor einem Oszillographen standen zwei Internisten und kontrollierten die peripheren Durchblutungen. Die zuckenden elektronischen Zacken sahen sehr kritisch aus. Drei weitere Ärzte saßen an der Herz-Lungen-Maschine, zwei Anästhesisten überwachten die Narkose, ein Team von drei Chirurgen hatte bereits den Thorax geöffnet und schloß gerade den Blutkreislauf an die Herz-Lungen-Maschine an. Eine verwirrende Fülle von Spreizern, Klemmen, Schläuchen, Haltern, Tüchern und Tupfern. Dr. Volkmar wandte sich Dr. Nardo zu, der sichtlich stolz war auf seine Vorbereitung.
    »Wir haben sofort angefangen, als man uns über Funk unterrichtete, daß Sie unterwegs sind«, sagte er.
    »Das ist sehr nett!« Volkmar blickte wieder zu dem OP-Tisch. »Sie haben die Perikardektomie eingeleitet, ohne zu wissen, wie ich vorgehen will. Sie haben eine transsternale Thorakotomie gemacht. Aber wenn ich nun linksseitig transpleural hätte vorgehen wollen? Wer soll hier operieren?!«
    »Sie haben transsternal eine bessere Übersicht und ein breiteres Feld, Herr Kollege«, sagte Dr. Nardo hörbar gekränkt. »Für die Ablösung des Kalkpanzers brauchen Sie Bewegungsfreiheit.«
    »Ich danke für die Vorlesung.« Dr. Volkmar ging durch die sich automatisch öffnende Glastür in den OP. Es war wirklich ein nach neuesten Erkenntnissen gebauter Operationssaal, in dem nichts fehlte. In die riesige OP-Lampe über dem Tisch war eine Fernsehkamera montiert. Volkmar blickte hinein und grinste.
    »Wir nehmen jede Operation am Herzen auf«, erklärte hinter ihm Dr. Nardo.
    »Ach! Sie thorakotomieren häufig?« fragte Volkmar.
    »Wir haben viele alte, herzkranke Menschen hier.«
    Ein Schauer rieselte über Volkmars Rücken. Das ist Dr. Soriano, dachte er und mußte tief durchatmen. An Forschungsobjekten fehlt es ihm nicht. Er baut dafür eine Luxusherberge. Er bekommt Orden, Titel. Er ist der große Menschenfreund und Sozialist. Wenn von dreihundert Alten zwanzig oder dreißig oder fünfzig als unheilbar Herzkranke auf dem OP-Tisch landen, wem fällt das auf? Wer kümmert sich darum? Wen interessiert es noch, woran ein unbekannter alter Mensch in einem Altersheim stirbt? Es stehen genug auf der Warteliste, die glücklich sind, wenn ein Zimmer frei wird.
    Die Verbindungen zur Herz-Lungen-Maschine waren hergestellt. Die Anästhesisten und die Internisten gaben ihre Meßwerte durch. Halblaut, monoton. Ein hervorragend aufeinander eingespieltes Team – das bemerkte Dr. Volkmar sofort.
    »Wie groß sind die Sekundärschäden?« fragte er Dr. Nardo. »Man hat mir nur die Röntgenbilder gezeigt, aber keine Krankengeschichte. Ich kenne keine Anamnese. Wie sieht der Myokard aus? Was ist mit Leber und Lunge? Wie ich im Oszillographen sehe, liegt eine starke Accretio pericardii partialis vor. Eine Verwachsung mit dem Mittelfell ist sicher! Und das alles hauen Sie mir so einfach vor die Nase und denken sich: Laß ihn mal 'ran! Da geht auch er in die Knie!«
    Er trat näher an den

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