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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Anblick dieser Fotos ein leises Unwohlsein spürten.
    Die Diagnose war so klar wie die Röntgenbilder.
    »Eine Pericarditis calculosa«, sagte Dr. Volkmar und ließ sich die anderen Röntgenbilder geben. Er hob auch sie gegen die Sonne und war sich darüber klar, daß diese alte Frau ohne schnelle Hilfe zum Tode verurteilt wäre. Schnelle Hilfe hieß hier aber: mutige Hilfe. Etwas wagen. So kaltschnäuzig sein, wie ein Chirurg sein muß, wenn es um alles oder nichts geht.
    »Durch eine starke Calciuminfiltration ist das akute Stadium der Pericarditis constrictiva erreicht. Da muß sofort operiert werden. Verstehen Sie was davon?«
    »Nein!« antwortete Gallezzo ehrlich. »Was Sie da sagen, klingt für mich wie Chinesisch.«
    »Die Frau hat ein sogenanntes Panzerherz. Kalziumsalze haben sich abgelagert und bilden um das Herz einen festen Kalkpanzer! Die Blutzufuhr, die Funktion der Pumpe, die das Herz ja hat, ist fast abgedrückt. Das ist natürlich sehr laienhaft formuliert.«
    »So etwas gibt es?« fragte das Mausgesicht erschüttert.
    »Und Sie können helfen?« fragte Gallezzo erschüttert.
    »Nur in einer bestens ausgerüsteten Klinik.«
    »Die haben wir.«
    »Doch nicht im Altersheim!«
    »Sie werden staunen, Dottore.«
    »Einen Augenblick.« Volkmar ging ins Zimmer und nahm das Telefon ab. Ein Mann meldete sich als Sekretär Dr. Sorianos. »Ich möchte ihn selbst sprechen«, sagte Volkmar. »Wenn Dr. Soriano nicht anwesend ist, warte ich solange.«
    »Es dauert nur einen Moment, Signore Dottore.«
    Es knackte ein paarmal, dann war Don Eugenios Stimme im Apparat. »Ich weiß, Dottore, Sie haben jetzt die Röntgenbilder in der Hand. Und Ihre Diagnose steht fest«, sagte er. »Ich verstehe nichts davon. Ich weiß nur, was mir Dr. Nardo erklärte. Eine arme Frau, zweiundsiebzig Jahre alt. Hat siebzehn Kindern das Leben geschenkt – siebzehn, Dottore! Und hat alle bis auf zwei überlebt. Diese beiden letzten leben in Amerika. Hat es diese Frau verdient, noch ein paar Jahre weiterzuleben?«
    »Ich bin kein Zauberer, Don Eugenio!«
    »Aber ein Herzspezialist von Gottes Gnaden.«
    »Himmel, wie können Sie von Gott reden!«
    »Ich glaube zutiefst an Gott. Nur was der Mensch aus sich auf Erden macht, das muß er allein verantworten, und da sollte er auch keinen anderen fragen. Sie operieren also?«
    »Nur in einer Klinik, die …«
    »Kommen Sie her! Ich bin schon im Altersheim. Das Operationsteam wartet, die alte Dame ist bereits vorbereitet. Nur Sie – als Chef – fehlen noch!«
    »Und wenn ich nein sage?«
    »Das können Sie nicht. Sie nicht! Bei diesen Röntgenbildern in Ihrer Hand …«
    Volkmar warf den Hörer zurück, klemmte sich die Fotos unter den Arm und nickte. »Wie lange brauchen wir bis zum Altersheim?« fragte er Gallezzo.
    »Eine halbe Stunde. Die Straßen werden frei sein. Wir fahren mit einem Krankenwagen, mit Rotlicht und Sirene.«
    Das Altersheim, auf das nicht nur Dr. Soriano, sondern ganz Palermo, ja ganz Sizilien stolz war, lag auf einem flachen Hügel und bot einen bezaubernden Blick auf Stadt und Meer. Es war ein vielfach gegliederter Riesenbau, von Gärten und tropisch-üppigen Parks unterbrochen, mit einer kleinen Freilichtbühne im Amphitheaterstil, einem Sportplatz, zwei großen Swimming-pools, einem Pinienwäldchen für geruhsame Spaziergänge, bei denen man sich auf weißen Bänken ausruhen konnte. Es war eine Sozialleistung Dr. Sorianos, für die er zu Recht einen hohen Orden erhalten hatte. Es war eine Leistung, angesichts derer niemand mehr nach der Herkunft des dafür benötigten Geldes fragte.
    Dr. Volkmar war schon vom äußeren Anblick beeindruckt, als der Wagen mit heulender Sirene die breite Auffahrt hinaufraste und fünf ganz in Weiß gekleidete Schwestern sie empfingen. Sie starrten Volkmar wie ein Wundertier an, als sie ihn zum Lift geleiteten. Dann war nur noch Gallezzo bei ihm. Im zweiten Stockwerk erwartete sie Dr. Soriano vor der Lifttür. Er zog Dr. Volkmar an sich, umarmte ihn und küßte ihn auf die rechte Wange. Er ließ es geschehen. Sein Wunsch, diese Frau mit dem Panzerherzen zu retten, war stärker als der Abscheu vor Soriano.
    »Na, ist das ein Haus?« fragte Soriano.
    »Wo ist der OP-Trakt?« fragte Volkmar.
    »Im Teil drei. Wir fahren sofort hin. Die Dimensionen sind derart, daß wir nicht nur vertikale, sondern auch horizontale Lifts haben. In einer Kabine fahren wir von Trakt zu Trakt. Darf ich bitten?«
    Sie gingen zu einer anderen Tür, setzten sich auf

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