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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Loretta.« Volkmar zog sie vom Stuhl. Als seien sie ein Liebespaar, allein auf einer Waldlichtung, lehnte sie sich an ihn und legte den Arm um seine Hüfte. »Es war mein vierunddreißigstes Panzerherz – da hat man schon etwas Routine.«
    »Trotzdem«, wandte sie ein. »Es bleibt manchmal unbegreiflich. Es heißt immer: Der einsamste Mann der Welt ist der Boxer im Ring. Ich glaube, ein Chirurg vor einem aufgeschnittenen Körper ist einsamer.« Dr. Soriano sah seine Tochter an. Diese Anschmiegsamkeit schien ihm nicht in seine Berechnung zu passen. »Gehen wir!« sagte er.
    »Ich möchte noch die Wach- und Intensivstation sehen!«
    »Aber gern!«
    Sie verließen das Zimmer, setzten sich wieder in die ›Rohrpost‹ und starteten.
    »Für Loretta ist das nichts«, sagte Soriano, als sie hielten. »Ich schlage vor, wir treffen sie in zwei Stunden wieder im ›Palermo Palace‹. Dort werden wir zu Abend essen. Haben Sie einen besonderen Wunsch, Dottore?«
    »Ja. Eine deftige Leberknödelsuppe und eine Schweinshaxe vom Grill.«
    »Werden Sie bekommen. Loretta, bestell es schon immer im Palace! Sie haben dort einen Koch aus Graz, der wird's können!« Sie warteten, bis Loretta mit dem Lift nach unten fuhr, und sausten dann wieder in der Röhre herum. Mit einem Fahrstuhl ging es in den Keller, zwei Stockwerke tief. Volkmar sah Soriano kritisch an.
    »Hier ist die Intensivstation?«
    »Nein. Wir sind jetzt in einem Teil des Hauses, den nur ein paar Ärzte kennen. Sie wissen: Ich baue in den Bergen bei Camporeale eine große Kinderklinik und ein Kindererholungsheim. Aber das ist gewissermaßen nur das Firmenschild. In Wahrheit soll dort die modernste Herzklinik der Welt entstehen. Aber was dort einmal praktiziert werden wird, das wird hier vorbereitet. Was Sie gleich sehen werden, wird Ihnen geläufig sein von München her: Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde, Affen, Schweine, Schafe … Der ganze Zoo, den man braucht, um an ihm für die Gesundheit der Menschen zu lernen.«
    »Sie haben mich also doch überlistet, Don Eugenio.« Volkmar lehnte sich gegen die Kellerwand. Sie war weiß gekachelt wie im OP-Trakt und strahlte vor Sauberkeit. Dagegen sind unsere Vivisektionsräume Sauställe, dachte er. Und unsere Labors im alten Klinikum? Sprechen wir nicht darüber.
    »Dr. Nardo kommt nicht weiter«, sagte Soriano. »Die längste Überlebenszeit, die er bei einem Hund erreicht hat, betrug fünf Tage. Da hat er gejubelt, so glücklich war er. Meistens gehen sie an Lungeninfektionen ein.«
    Sie öffneten eine dicke, schalldichte Eisentür und kamen in einen Kellertrakt, der von unzähligen Tierstimmen erfüllt war. Das Gekreisch der Affen dominierte. Die Hunde bellten kaum noch, sie winselten nur beim Anblick der Menschen.
    Von der anderen Seite des großen Raumes kam ihnen Dr. Nardo entgegen. Zwei Tierpfleger folgten ihm und starrten Volkmar, genau wie die Schwestern, an, als käme er von einem fernen Stern.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Dr. Nardo, bevor Volkmar fragen konnte. »Die Patientin wird in zehn Minuten intensiv versorgt sein.«
    »Das ist das einzige, was mich interessiert!« antwortete Volkmar aggressiv. Er trat an einen Affenkäfig heran, in dem auf einer Art Matratze ein Schimpanse lag. Seine Brust war mit Verbänden umwickelt, er starrte die Menschen aus großen traurigen Augen an und rang nach Luft. Wenn er atmete, klang es, als rollten Bleikugeln über ein Trommelfell.
    »Vorgestern operiert«, sagte Dr. Nardo. »Transplantation rechter Vorhof, Hohlvene und unterer Teil der Lungenarterie.«
    »Schläfern Sie ihn ein!« Volkmar wandte sich ab. Die Qual der Tiere ergriff ihn immer wieder, obwohl er selbst seit Jahren mit ihnen arbeitete. Doch viele Großtaten der Medizin wären ohne Tierversuche nicht möglich gewesen. Daß der Mensch länger leben darf als früher, verdankt er dem Experimenttod des Tieres. Das ist eine furchtbare Wahrheit, aber wer kennt einen Ausweg?
    Sie gingen in einen Raum, der wie eine Art Filmtheater aussah, mit Leinwand und einem Nebenraum für die Projektionsapparate. Ein Tierpfleger übernahm es unterdessen, den armen Schimpansen mit seinem halben fremden Herzen schmerzlos zu erlösen.
    »Dr. Nardo zeigt uns jetzt seine Versuchsreihe!« sagte Dr. Soriano. »Seine Methoden, seine Erfolge, seine Niederlagen.«
    Das Licht erlosch. Sie setzten sich in die weichen Sessel, hinter ihnen surrte der Filmgeber. Dann begann der Farbfilm, klar und deutlich unmittelbar am Operationstisch

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