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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Artikel reichte: Der Tod eines medizinischen Genies.
    Vierundzwanzig Zeitungen und Journale übernahmen diesen Bericht, auch zwei deutsche Blätter. Das regte an, sich noch einmal näher mit Dr. Heinz Volkmar zu beschäftigen. Genies sterben nicht alle Tage. Und nur höchst selten ertrinken sie.
    Professor Dr. Hatzport gab ein Interview, sehr verhalten, sehr väterlich, sehr fachkundig. Als ehemaliger Chef des Toten lobte er dessen Forschungen, beschrieb die Versuchsreihen der Transplantation, noch einmal wurde Volkmar als große Hoffnung gepriesen, die nun jäh vernichtet war. Man flocht ihm einen goldenen Lorbeerkranz, den er zu Lebzeiten nie bekommen hätte. Der medizinische Expertenstreit hätte das nie zugelassen, zumal gerade Professor Hatzport die Herztransplantation als modernen Schnickschnack abgetan hatte, als Modetorheit, als Spielerei mit Utopien.
    Aber man sprach eine Zeitlang von Dr. Volkmar. Utopien sind ein gutes Thema.
    Nach vier Tagen hatte man in Cagliari Klarheit. Das Gebißfoto war eingetroffen. Zwei Zahnärzte, unter Aufsicht des Staatsanwaltes, verglichen alles in dem schrecklich zugerichteten Kopf. Dann lötete man den Zinksarg endgültig zu. Der Beweis war da: Das Gebiß stimmte bis zur letzten Plombe, bis zum letzten Bohrloch überein mit dem Bericht aus München.
    »Haben Sie noch Anträge, Signora?« fragte der Staatsanwalt nach diesem Protokoll. Angela schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es ist Dr. Volkmar. Können wir jetzt abreisen?«
    »Es steht dem nichts mehr im Wege.«
    »Wir fliegen zurück. Ich möchte so schnell wie möglich von Sardinien weg. Ich möchte Sardinien nie wiedersehen.«
    Man verstand das, auch wenn es den Nationalstolz verdroß. Was kann Sardinien dafür, wenn jemand an seiner Küste ertrinkt?!
    Mit einem Flugzeug der Alitalia kehrten Dr. Angela Blüthgen und im Frachtraum, in einer Ecke, auch das, was von Dr. Volkmar geblieben war, nach Deutschland zurück.
    Es war eine ruhige Zeit, die Dr. Volkmar in der riesigen Villa bei den Ruinen von Solunto verlebte. Dr. Soriano ließ ihn in Frieden, bis auf die gesellschaftlichen Verpflichtungen, von denen er gesprochen hatte. Man stellte Volkmar als Dr. Ettore Monteleone vor, und Loretta sorgte durch ihr Verhalten dafür, daß man sich nicht gewundert hätte, bald von einer Verlobung zu hören.
    Abgesehen von diesen recht theatralisch verlaufenden Abenden, hatte Volkmar viel Zeit. Soriano holte ihn nicht in die Klinik, auch Dr. Nardo meldete sich nicht. Meistens schwamm Volkmar in dem riesigen Pool, spielte mit Loretta oder dem schnaufenden Gallezzo Tennis, besichtigte endlich auch die Löwen, die in einem Innenhof herumliefen, der arabischen Löwenhöfen nachgebildet war, und er dachte daran, daß der eine Jimmy und der andere Al Sacco gefressen hatte. Die beiden anderen Löwen trugen unverdächtige Namen: Kibu und Simbaze. Dr. Soriano erklärte, diese Namen kämen aus einem afrikanischen Dialekt, den er auch nicht kenne. Die Löwen hätten diese Namen mitgebracht.
    Die Krokodile besuchte Volkmar nicht mehr. Die Menschenknochen am schlammigen Ufer des künstlichen Sees hatten ihm genügt. Dr. Soriano bot ihm auch nie mehr an, bei Fütterungen zuzusehen.
    Sechs Tage nach jener Übertragung eines ganzen Herzens kam Dr. Soriano mit leuchtender Miene in Volkmars Gästehaus und legte ihm einen Packen Zeitungen auf den Frühstückstisch. Blätter aus aller Welt, von Los Angeles bis Hamburg. Sie alle enthielten Artikel über den ›Tod eines medizinischen Genies‹. Die deutschen Zeitungen und Illustrierten brachten auch das Interview mit Professor Hatzport.
    Volkmar überflog einen Artikel, dann schob er die Zeitungen zur Seite. Sie fielen vom Tisch auf den Marmorboden. »Das ist Ihr Sieg, Don Eugenio!« sagte er hart. »Vollendet! Einfach perfekt! Damit gibt es mich nicht mehr. Es wird jetzt sehr kompliziert – falls mir je der Ausbruch gelingen sollte.«
    »Wollen Sie Loretta zurücklassen, Enrico?« Dr. Soriano setzte sich Volkmar gegenüber an den Tisch. Worthlow holte noch ein Gedeck. Offensichtlich hatte Soriano die Absicht, mit Volkmar zu frühstücken. Loretta schwamm noch im großen Gartenpool; das tat sie immer, bevor sie zum ›Petit déjeuner‹ ging. Mit langen, nassen, glänzenden Haaren saß sie dann am Tisch neben Volkmar, meistens in einem Bikini oder einem kurzen Frotteestrandkleidchen, das die betörenden Linien ihres Körpers nur partiell unterbrach. Ihr Körper war dazu geschaffen, entblößt von der Sonne

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