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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blüthgen liebt Sie, Enrico. Sie war auf Sardinien und hat Ihre sterblichen Überreste abgeholt. Sie hat der Polizei in Cabras und Cagliari gründlich eingeheizt.« Soriano zeigte auf den Zeitungspacken auf dem Marmorboden. »Wollen Sie nicht ihr Interview lesen? So, wie sie sich benommen hat, das, was sie gesagt hat … das kann nur eine Frau, die über den Tod hinaus liebt.«
    »Das habe ich nie gewußt. Nicht einmal geahnt«, sagte Volkmar leise. »Don Eugenio, lassen Sie die Zeitungen vernichten. Ich möchte nichts darüber lesen.«
    Worthlow servierte den heißen, starken Kaffee in kleinen Tassen, die innen vergoldet waren. Angela … Sie ist nach Sardinien geflogen, sie hat das, was sie für meine Leiche hält, zurück nach Deutschland geholt. Sie wird den fremden Körper begraben, Blumen auf den Erdhügel legen, vielleicht ab und zu auf den Friedhof gehen und die Blumen erneuern; sie wird einige Erinnerungen haben an die Wochenend-Nächte und meine Worte hören: »Warum heiraten wir nicht? Mein Gott, wir lieben uns doch!«
    »Wir vereinigen uns sporadisch!« hatte sie dann geantwortet. »Das ist etwas anderes!«
    Das war nun alles gelogen, wie sich zeigte. Sie hatte geliebt mit allem, was in einer Frau zur Liebe fähig ist. Aber sie hatte es nicht gestehen wollen und war in die Lüge geflüchtet. Und belogen wurde sie jetzt, im letzten Akt dieser verworrenen Liebe, auch noch: Sie beweinte und holte einen Toten heim, der nicht Dr. Volkmar war. Sie begrub einen Mann, dessen Name vielleicht nur Don Eugenio kannte, oder selbst er nicht, weil er sich mit solchen Kleinigkeiten nicht abgab.
    Dr. Soriano hatte seinen weißen Ziegenkäse gegessen und tauchte die Fingerspitzen in eine Kristallschale mit Zitronenwasser. Worthlow reichte ein kleines Handtuch, das sogar parfümiert war.
    »Reminiszenzen?« fragte Soriano. »Sie sollten Loretta von Angela erzählen.«
    »Was hätte sie davon?«
    »Sie weiß dann, daß sie gegen einen Schatten kämpfen muß.«
    »Sie würde dann auch wissen, daß ihr Vater einen fremden Toten mit meinem Gebiß, meiner Badehose und meinem Ring geliefert hat. Ich nehme an, sie würde dann harte Fragen stellen.«
    »Da haben Sie recht, Dottore!« Soriano winkte dankend zu Volkmar hinüber. »Ich habe eben wieder nur als Vater gedacht. Ein Fehler, ich gebe es zu. Man soll nie das große Ziel vergessen, das wir anstreben.«
    »Das Sie anstreben, Don Eugenio!«
    »Es ist Ihres wie meines, Dottore. Wir sind jetzt beide in einem Anzug. Wer aus ihm aussteigt, steht nackt da!« In der Halle hinter ihnen klappte eine Tür. Worthlow, der Perfekte, trug das dritte Gedeck zum Tisch. »Aha. Loretta kommt!« Soriano blickte Volkmar fragend an. »Lieben Sie meine Tochter mehr als diese Angela?«
    »Darauf gebe ich Ihnen keine Antwort.«
    »Wenn Sie's nicht tun, bringe ich Sie trotz aller Pläne um.« Soriano erhob sich. »Das schwöre ich Ihnen!«
    Dann ging er Loretta entgegen, mit ausgebreiteten Armen, und sagte mit aller väterlichen Zärtlichkeit: »Guten Morgen, mein Engelchen. Jetzt hat der Tag für mich erst begonnen!«
    Sie trug wieder ihren goldenen Bikini, über dem ihr schwarzes Haar wie eine lange Stola lag.
    Sie sah hinreißend aus.
    Anna hatte mit dem Taxi die Halbinsel Zafferano erreicht und stand stumm vor Staunen vor dem riesigen Komplex, der eine Villa sein sollte, die ein einzelner Mann bewohnte.
    »Hier ist es!« sagte der Taxifahrer. »Wer bezahlt? Die da drinnen oder du?«
    »Ich.«
    Sie holte aus dem Brotbeutel die Lire-Scheine und gab sie dem Fahrer. Aber sie rechnete genau ab, gab keinen Lire Trinkgeld. Der Chauffeur hatte das auch nicht erwartet – er hatte seine Prozente schon im Preis einkalkuliert.
    Anna stieg aus, stellte die Reisetasche vor ihre Füße und hängte sich den Brotbeutel mit dem kleinen Vermögen wieder um den Hals. Das Taxi wendete und fuhr zurück nach Palermo. Hausmädchen, die eine neue Stelle antreten, sind keine begehrten Kunden.
    Anna betrachtete das riesige Gittertor aus wertvollem Schmiedeeisen, die lange, hohe Mauer, die Ruinen gleich nebenan, das Meer und den Strand und legte beide Hände flach gegen den Brotbeutel. Sie spürte das Messer und war ganz ruhig. Dann drückte sie auf den Klingelknopf und schrak zusammen, als neben ihr aus der Mauer eine Stimme tönte. Was wußte sie von Haussprechanlagen?
    »Sie wünschen?« fragte die Stimme. Es war ein Mann, der sprach. Anna nahm an, daß er sie durch irgendwelche Tricks auch sehen konnte, und machte

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