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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Athelstan, bitte sorge dafür,
daß er nicht schnarcht.
    »Warum wohnt Ihr
im Tower, der schließlich für jedermann eine trostlose
Behausung ist?« fragte Athelstan unvermittelt.
    Sir Fulke zuckte die
Achseln. »Mein Bruder hat mich bezahlt, damit ich ihm
offiziell zur Seite stand.«
    Er wie Athelstan
ignorierte das schnaubende Gelächter, in das Colebrooke
ausbrach. Cranston nickte still vor sich hin, rülpste leise
und schmatzte. Mistress Philippa machte einen schmalen Mund, und
Athelstan fluchte insgeheim: Er wollte seine Vernehmung nicht in
Hohngelächter untergehen sehen.
    »Sir
Gérard, Sir Brian!« Er brüllte fast, um Cranston
zu wecken. »Wie lange seid Ihr schon im
Tower?«
    »Seit zwei
Wochen«, antwortete Fitzormonde. »Wir kommen jedes
Jahr.«
    »Es ist ein
Ritual«, antwortete Mowbray. »Seit wir mit Sir Ralph in
Ägypten waren. Wir treffen uns und sprechen über alte
Zeiten.«
    »Ihr wart also
mit Sir Ralph eng befreundet?«
    »In gewissem
Sinne. Kollegen, Veteranen aus alten Kriegen.« Mowbray strich
sich über den sorgfältig getrimmten Bart. »Aber ich
will ehrlich mit Euch sein: Sir Ralph war jemand, dem jeder eher
Furcht und Respekt als Liebe entgegenbrachte.« Athelstan
hielt ihnen das vergilbte Pergament hin.
    »Wißt Ihr,
was diese Zeichnung oder der Sesamkuchen zu bedeuten
haben?«
    Die beiden Ritter
schüttelten den Kopf, aber Athelstan war sicher, daß sie
logen. »Warum?« fragte er leise. »Warum sollte
Sir Ralph solche Angst davor haben?« Langsam ließ er
den Blick durch die Runde wandern.
    »Einen Becher
Weißen!« murmelte Cranston undeutlich.
    »Wer hat es
gefunden?« fragte Athelstan rasch.
    Sir Fulke deutete auf
Rastani, dessen dunkles Gesicht ängstlich wirkte.
    »Was bedeutet
das, Rastani?« fragte Athelstan.
    Der Diener starrte ihn
ausdruckslos an.
    »Wo hast du es
gefunden?«
    Der Mann machte
plötzlich seltsame Zeichen mit den Händen.
    »Er kann
hören, aber nicht sprechen«, erinnerte Philippa den
Ordensbruder.
    Fasziniert beobachtete
Athelstan die seltsamen Gebärden, die Philippa ihm
übersetzte.
    »Auf einem Tisch
in der Kammer meines Vaters hat er es gefunden«, sagte sie.
»Vor vier Tagen. Früh am Morgen des neunten Dezember -
das Pergament und den hartgebackenen
Kömerkuchen.«
    Athelstan schaute
Rastani fest in die Augen.
    »Du warst Sir
Ralph ein treuer Diener?«
    Der Mann
nickte.
    »Warum bist du
nicht mit deinem Herrn in die Nordbastion
gezogen?«
    Der Mann klappte den
Mund auf und zu wie ein gestrandeter Karpfen.
    »Darauf kann ich
Euch antworten«, erbot sich Philippa. »Als diese
Botschaft gefunden wurde, zog sich mein Vater von Rastani
zurück - weiß Gott, warum.« Sie streichelte dem
Mann sanft die Hand. »Wie gesagt, Vater wurde sonderbar.
Selbst ich erkannte ihn nicht wieder.«
    Cranston schmatzte mit
den Lippen und geriet plötzlich in Bewegung.
    »Ja, ja, alles
sehr schön«, blökte er. »Aber ist denn einer
von Euch in der Mordnacht zum Turm an der Nordbastion
gegangen?«
    Diese Frage wurde
entschieden verneint.
    »Ihr könnt
alle Rechenschaft über Euren Aufenthalt
geben?«
    »Ich kann
es«, erklärte der Bruder. »Rastani und ich waren
überhaupt nicht hier. Wir hatten den Auftrag, bei einem
Händler in Cripplegate Vorräte zu kaufen. Dort ist
zumindest sein Speicher. Ihr könnte Master Christopher Manley
in der Heyward Lane bei All Hallows fragen.«
    »Ist das in der
Nähe des Tower?«
    »Jawohl, Sir
John.«
    »Und wann seid
Ihr hier fortgegangen?«
    »Vor dem
Abendessen. Wir sind erst heute morgen nach dem Frühgebet
zurückgekommen und erfuhren hier, daß Sir Ralph tot ist.
Rastani und ich können füreinander zeugen. Und wenn Ihr
noch Zweifel habt, sprecht mit Master Manley. Er hat gesehen, wie
wir in einem Gasthaus in der Musewell Street Quartier
bezogen.«
    Sir John stand auf und
streckte sich.
    »Nun gut«,
trompetete er. »Jetzt würden mein Schreiber und ich gern
jeden von Euch allein befragen. Mistress Philippa und Geoffrey
sollten allerdings besser zusammenbleiben.« Er grinste das
Mädchen an. »Master Colebrooke, es gibt ein Stockwerk
tiefer noch einen Raum. Vielleicht könnten unsere Gäste
dort warten?«
    Protestgemurmel und
Gestöhn folgten, aber Cranston, erfrischt nach seinem
Nickerchen, zog die dichten Brauen zusammen und funkelte in die
Runde. Von Colebrooke angeführt, gingen alle hinaus; nur
Philippa und Geoffrey blieben sitzen.   
    »Euer Gemach,
Master Geoffrey«, begann Athelstan, »wo liegt es?«
    »Über

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