Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
dem
Torhaus.«
    »Und dort wart
Ihr die ganze Nacht?«
    Der junge Mann
lächelte schwach. »Ihr seid ein Mann, dem nichts
entgeht, Sir John. Deshalb habt Ihr mich aufgefordert zu bleiben,
oder? Ich habe die Nacht bei Philippa verbracht.«
    Das Mädchen
schlug errötend die Augen nieder. Cranston grinste und klopfte
dem Mann leicht auf die Schulter. »Warum habt Ihr Sir Ralph
nicht selbst geweckt?«
    Der junge Mann rieb
sich die Augen. »Ich hatte keinen Schlüssel, und - Gott
ist mein Zeuge! - ich wußte, daß da etwas nicht
stimmte. Im Gang war es kalt, und aus Sir Ralphs Kammer kam kein
Laut.« Er lächelte Athelstan betrübt an. »Ich
bin nicht gerade der Tapferste. Ehrlich gesagt, mir hat es nicht
gepaßt, daß Sir Ralph mich als Pagen benutzte, aber den
anderen hat er
mißtraut.«        
    »Ihr meint,
Colebrooke und den anderen.«
    »Ja, das glaube
ich.«
    Cranston schaute
Philippa an. »War Euer Vater schon öfter in solch
dunkler Stimmung?«
    »Ja, vor etwa
drei Jahren einmal, kurz vor Weihnachten. Aber das ging
vorüber, als, wie immer, seine Kameraden kamen und er mit
ihnen in der Goldenen Mitra speiste.«
    »Wer waren diese
Kameraden?« wollte Athelstan wissen.
    »Nun, die beiden
Hospitaliter, Sir Gérard Mowbray und Sir Brian Fitzormonde.
Und dann noch Sir Adam Horne; der ist Kaufmann in der
Stadt.«
    »Waren das alle
Waffenbrüder Eures Vaters?«
    »O nein, da war
noch einer namens Bartholomew …« Das Mädchen
nagte an der Oberlippe. »… Burghgesh, glaube ich. Aber
der ist nie gekommen.«
    »Warum
nicht?«
    »Ich weiß
es nicht. Ich glaube, er ist tot.«
    »Und wieso hat
Euer Vater sich jedes Jahr vor Weihnachten mit seinen Freunden
getroffen?«
    »Ich weiß
es nicht. Irgendein Pakt, den sie vor langer Zeit geschlossen
haben.«
    Athelstan musterte das
Mädchen aufmerksam. Er war sicher, daß sie etwas
verheimlichte. Er versuchte es auf anderem Weg. »Sagt, gibt
es eigentlich mehr als eine Seitenpforte zum
Wassergraben?«
    »O ja«,
sagte Philippa. »Mehrere sogar.«
    Athelstan warf
Cranston einen Blick zu. »Mylord Coroner, habt Ihr noch
Fragen?«
    »Nein«,
sagte Sir John. »Genug ist genug. Master William Hammond soll
jetzt hereinkommen.«
    Der Priester kam,
mißmutig und verdrossen, und er nagte an seinem Daumennagel,
bis das Blut kam, während er Athelstans Fragen wortkarg
beantwortete. Ja, er habe den Abend in der Festung verbracht, aber
in seiner Kammer im Beauchamp Tower, in der Nähe der Kirche
St. Peter ad Vincula.
    Die beiden
Hospitaliter-Ritter waren höflicher, aber ebenso
unerschütterlich. Sie bewohnten Gemächer im Martins Tower
und hatten fast den ganzen Abend über getrunken oder sich am
Schachspiel versucht.
    »Ich versichere
Euch, Sir John«, schnarrte Mowbray, »wir finden uns ja
schon bei Tage kaum im Tower zurecht, von einer eiskalten
Wintemacht ganz zu schweigen.«
    »Aber Ihr
wißt, was das hier bedeutet, nicht wahr?« attackierte
Athelstan die beiden und hielt das gelbe Pergament in die
Höhe. »Beim Himmel, das wissen wir nicht!«
antwortete Fitzormonde. »Sir«, versetzte Athelstan,
»ich glaube, Ihr wißt es, und Ihr wißt auch, was
der Kuchen bedeutet.«
    Die beiden
Hospitaliter schüttelten die Köpfe.
    »Laßt uns
nicht Versteck spielen«, sagte Athelstan. »Ihr
seid Mönche und Ritter. Euer Orden
kämpft für das Kreuz in Outremer. Auch Brüder meines
Ordens dienen dort. Sie kommen mit Geschichten zurück, die sie
dann beim Abendbrot in Blackfriars erzählen.«
    »Was für
Geschichten?« fragte Mowbray herausfordernd.
    »Von einer
geheimen Sekte von Ungläubigen in den Bergen Palästinas,
den Assassinen, deren Oberhaupt der Alte vom Berge heißt. Das
Geschäft dieser Gemeinschaft ist der Meuchelmord. Ihr Meister
füttert sie mit Rauschgift und sendet sie mit goldenen Dolchen
aus. Sie töten, wen er zu vernichten bestimmt
hat.«
    Cranston sah, wie die
beiden Ritter sich strafften und zum ersten Mal nervös wurden
- vor allem Fitzormonde.
    »Diese
Assassinen«, fuhr Athelstan fort, »lassen ihren Opfern
immer eine faire Warnung zukommen. Ein Bild hinterlassen sie nicht,
wohl aber einen flachen, kleinen Sesamkuchen zum Zeichen
dafür, daß der gewaltsame Tod nahe ist.« Athelstan
stand auf und streckte die verkrampften Beine. »Ich frage
mich: Warum begeht diese geheime Sekte, die am Mittelmeer
blüht, einen Mord in den kalten, düsteren Gemächern
des Tower zu London?«
    »Wollt Ihr uns
beschuldigen?« rief Mowbray. »Wenn ja, so tut es
nur!«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher